Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Klempner-Hochzeit

MesseinfoHalle 9. Stand 9.311

Erste Begegnung – ein Meistermacher bei Sema: Schöne 3D-Bilder, nette junge Klempner, sympathische, teils angelernte Zeichner oder Kaufleute aus anderen Gewerken, junge, dynamische Schulungsleiter und mittendrin der Klassen-Opa mit 55. Ich bin überrascht, wie viele Klempnerbetriebe (derzeit ca. 80!) ihre Leute zum 3D-Kurs schicken. Nicht dass ich da nicht mithalten könnte, denn einst habe ich an der Uni Stuttgart Bauingenieurwesen studiert. Außerdem habe ich gut 25 Meisterklassen zum Ziel geführt und so erlerne ich heute mein viertes 3D-Programm: Sema. Angefangen habe ich mit AutoCAD. Damit zeichnen die Meisterschüler der Robert-Mayer-Schule (RMS) ihre Abwicklungen. Später kam die Robert-Mayer-Schule über BoCAD für die Industriefassadenplanung zu Hi-CAD – ein Programm, das sich perfekt für die fotorealistische Darstellung sowie die Erstellung von Stücklisten eignet. Und nun arbeiten wir mit dem handwerkerorientierten Programm Sema-Spengler. Und? Prüfung bestanden! Wir werden es zukünftig bei uns in der Meisterschule einsetzen.

Sema macht Spaß

Unglaublich schnell kann man mit Sema schöne 3D-Modelle generieren, und zwar handwerkergerechter als mit den anderen 3D-Ingenieurprogrammen aus der Maschinenbauwelt. Das Sema-Ur-Programm wurde einst von einem Zimmermeister entwickelt und hat im Holzbaubereich inzwischen etwa 50 % Marktanteil. Die Idee, das Holzer-Denken auf den Spengler, Klempner, Blechner oder Flaschner zu übertragen, ist somit gerechtfertigt. Immerhin sind wir als Blechverarbeiter mit den Zimmerleuten entfernt verwandt. Aber ich bin auch Realist und das ist unbequem für manchen Programmierer. Warum? Weil die gesamte Feinarbeit rund um unsere Metallanschlüsse sehr vielseitig ist. Nicht umsonst brauchen Klempner trotz 3D-Programmen nach wie vor die Ausbildung an den Meisterschulen.

Daher halte ich fest: Per CAD ist längst noch nicht alles möglich. Vielmehr verhält es sich ein wenig wie im echten Leben. Und wer findet schon (s)einen Traumpartner, der uneingeschränkt alle Wünsche erfüllen kann? Immerhin: Scharenverlegepläne lassen sich mit Sema leicht erstellen und Kantprofile können digital erzeugt werden. Außerdem werden die entsprechenden 3D-Daten einfach an die Steuerungen unterschiedlicher Schwenkbiegemaschinen gesendet. Alles, was auf dem Bildschirm erscheint (und dort auch noch zu ändern ist), sieht man auch auf der Touch-Steuerung der entsprechenden CNC-Maschine. Ein Knopfdruck genügt und schon geht es los – werden die 3D-gezeichneten Teile produziert.

Total normal?

Bei Zimmerern oder Stahlbauern ist diese Vorgehensweise seit Jahren gängige Praxis. Planung, Konstruktion sowie Auswertung erfolgen dort computergestützt und mit einer leistungsfähigen CAD-Software. Das fertige Projekt wird mit all seinen Bauteilen und konstruktiven Details via direkter Datenübergabe an CNC-Fertigungsanlagen geschickt und dort vollautomatisch produziert. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: ein schneller, rationeller und durchgängiger Workflow von der Planung bis zur Fertigung. Alle Daten werden in einer Software vorgehalten und stehen sofort oder auf Abruf zur Verfügung. CAD-Pläne zur Montage lassen sich ebenso leicht erstellen wie Massenermittlungen, Materiallisten zur Auswertung und Bestellung oder 3D-Visualisierungen zur Verkaufsunterstützung oder für die Kalkulation.

Eheprobleme – 3D meets reality

Das Schöne vorweg: Professionell erstellte 3D-Visualisierungen sind unleserlichen Handskizzen gegenüber klar im Vorteil! Bei der Bauteilproduktion werden Übertragungsfehler vermieden und bei Beratungen oder in Verkaufsgesprächen hinterlassen 3D-Darstellungen einen erstklassigen Eindruck! Die digitale Welt mit der realen, stofflichen Welt zu verheiraten ist dennoch kein leichtes Unterfangen. Einerseits existieren wunderschöne Architekten-3D-Bilder – andererseits stellt sich oft die Frage, wer so etwas im echten Leben bauen kann. Praktiker kennen es: Zunächst gibt ein in der digitalen Welt mit viel Mühe entstandener wunderschöner Plan die Marschrichtung vor. Später in der Praxis passt kein Maß, weil eine Winzigkeit vergessen wurde. Oder ein Kunde erwartet exakt die ihm zuvor per 3D präsentierte Fassade. Was aber, wenn im echten Leben Tageslicht und Sonnenstand auf einmal ganz anders sind als im Modell? Wie wir wissen, sieht Metall auf der Ostseite und bei Sonnenaufgang plötzlich ganz anders aus – es wird wellig, ungleich, glänzend, fleckig … Und was, wenn mit einsetzender Dämmerung eine ungünstig platzierte Laterne die kunstvoll inszenierte CAD-Stimmung vollends entzaubert?

Lassen Sie mich es so ausdrücken: Wie wir alle wissen, gibt es nicht nur in der fachlichen Welt erhebliche Unterschiede zwischen Digitalität und Realität, sondern auch im persönlichen Leben: Da versucht einer über E-Mails seine Gefühle auszudrücken und der andere versteht etwas ganz anderes. Da täuscht ein heißer Chat im Internet die große Liebe vor und wenn man sich gegenüber steht, ist plötzlich kein Gefühl mehr da. Ist das wirklich derselbe Mensch, der erst digital und dann real kommuniziert? So betrachtet wird deutlich, wie schwer es ist, die digitale Sicht auf ein Gebäude real werden zu lassen. Wichtig ist: Gerade weil die digitale Beziehungsarbeit oft täuschen kann, entspricht die Realität nicht zu 100 % dem, was man sich vorgestellt hat. CAD zeigt eben nur einen Teilausschnitt – der Betrachter muss sich den Rest denken. Ein über WhatsApp verschicktes Foto zeigt ja auch nur einen kleinen Teil der realen Baustelle …

Kritisch betrachtet bedeutet das auch: Ein per Handy angefordertes Metall-Profil kann nach dem Kanten eventuell andere Maße, Zuschnitte, Biegeradien und damit verbundene Innen- oder Außenmaße aufweisen. Oft unterscheiden sich diese Werte zudem von einer Schwenkbiegemaschine zur anderen. Und bekanntlich ist in der Klempnertechnik beim Biegen auch Gefühl erforderlich. Rein mechanisch und ganz ohne Intuition oder Spürsinn fehlen oft die entsprechenden Nuancen.

Traumhochzeit:Sema-Daten werden zum Kantteil

Der 3D-Traum sieht folgendermaßen aus: Zeichne deine Baustelle, übergib die Daten an die Maschinensteuerung (Schechtl und Jorns sind bei Sema in die Entwicklung integriert) und die Maschine wirft dir alle Bleche aus. Du musst sie nur noch montieren. Doch ist diese Vision umsetzbar? Ich behaupte ja – und genau das wollen wir (das heißt die RMS und Sema) auf der Dach + Holz in Stuttgart beweisen. Ein RMS-Meisterprüfungsmodell soll dazu digital erfasst werden. Die generierten Daten werden dann zur Profilerstellung an eine Schechtl-Maschine übertragen und dort in reale Profile umgewandelt werden. Die erforderlichen Sema-Daten werden im Fertigungsprozess zwischengeschaltet, was speziell bei großen Projekten ein extremer Vorteil ist. In der Praxis geschieht dies auf einfachen Knopfdruck – aus Sema heraus öffnet sich dann die S-Touch-Software und gleichzeitig werden alle Kantteile in der entsprechenden Jobliste aufgeführt. Sie sind skeptisch und möchten wissen, ob es zur Verbesserung der Beziehung eventuell Eheseminare geben muss? Vielleicht weil die digitale und die reale Klempnerwelt (noch) verschieden ticken? Ich sage: Sema ist auf dem richtigen Weg und genau davon können Sie sich auf der Dach + Holz persönlich überzeugen!

3D-Druck – Realiät im Handwerk?

Die Zeiten, als man mit den Handkarren und einer Rolle Blech loszog, um eine Baustelle zu machen, sind eigentlich längst passé. Erstaunlich ist, dass diese alte Methode (100 % Handwerk und 0 % Vorplanung) noch immer heißgeliebt und als Fertigung vor Ort beworben wird. Folglich gibt es immer noch Verfechter dieser Herangehensweise. Sogenannte mobile Spengler greifen sich jedes Maß frisch am Objekt ab und fertigen die Bauteile dann im Spengleranhänger, wo 3,5-m-Kantbank, Rollenschere und Profimat auf ihren Einsatz warten.

Tendenziell gewinnt jedoch die neue Spengler-Generation die Oberhand. Ohne Angst vor dem Computer sind einige der jungen Wilden jedoch der Meinung, modernes Handwerk bestünde aus 0 % Handwerk und 100 % Vorplanung. Vorausgesetzt, man würde die gewonnenen 3D-Daten an einen 3D-Drucker senden,

käme tatsächlich auch das heraus, was zuvor eingegeben wurde. Visionäre gehen sogar davon aus, dass der 3D-Drucker die Welt revolutionieren wird. Irgendwann, so sagen sie, brauchen wir keine Baumärkte mehr. Dann wird man sich fast alles ausdrucken können – auch Metallprofile! Die Robert-Mayer-Schule setzt diese Technik bereits an der Fachschule für Klempnertechnik ein. Sie funktioniert! Ein Kollege druckt dort Legosteine für seine Kinder aus, ein anderer besorgt sich 3D-Daten seiner Kamera und druckt sich die Kunststoff-Ersatzteile seines angeknacksten Gehäuses aus. Und die Stahlbauer drucken sich Stahlträger im Maßstab 1:200 aus, um dann in Technikbaukastenmanier eine Halle zusammenzuschrauben. Warum also nicht einfach auch ein Falzdach ausdrucken?

Die Antwort ist einfach: Weil erstens unser Druckraum nicht 13 auf 13 m, sondern nur 13 auf 13 cm groß ist und zweitens die Druckgeschwindigkeit für ein Kunststoffunterlegscheibchen bei ein bis fünf Stunden liegt. Außerdem beherrschen Klempner in der Regel das dazu passende 3D-Programm nicht und überhaupt: Für eine Hochzeit braucht man zwei – was soll da ein Dritter (der Programmierer)?

Eheanbahnung auf der Dach + Holz

Alles in allem ist Sema ein guter Start in die richtige Richtung! Sonst würde ich mich auch nicht darauf einlassen, die Handhabung eines weiteren 3D-Programms zu erlernen. Ich rate daher jedem Klempner, der sich für die Zukunft interessiert, einmal auf der Dach + Holz vorbeizuschauen. Ich verspreche Ihnen, der Besuch lohnt sich!

Sema für Spengler

Das Sema-CAD-Programm erlaubt den Export von profilierten Blechbauteilen aus einem CAD-Konstruktionsprogramm an die CNC-S-Touch-Steuerung von Schechtl. Mithilfe dieser Schnittstelle können Blechbauteile und Profile direkt aus dem Sema-Programm als Projektdaten auf eine CNC-gesteuerte Schechtl-Schwenkbiegemaschine transferiert und dort gefertigt werden. Diese Neuerung ist auch als Highlight-Film im Internet abrufbar. Auf der Dach + Holz in Stuttgart kann eine Live-Demonstration einschließlich Fertigung auf dem Schechtl-Messestand beobachtet werden. Blechprofile eines Gaubenmodells (ehemaliges Meisterprüfungsobjekt) der Robert-Mayer-Schule Stuttgart werden dann aus dem Sema-Programm heraus an eine Schechtl-Maschine exportiert und in Echtzeit gefertigt.

www.sema-soft.com/schechtl-export

www.schechtl.de

www.rms.s.bw.schule.de

Autor

Hans-Peter Rösch

unterrichtet an der Fachschule für Metallbautechnik (staatlich geprüfte Metallbau-Techniker) und in der Meisterschule für Klempnertechnik an der Robert-Mayer-Schule, Stuttgart die Fächer Statik, Stahlbau, Fassadenbau und 3D-Konstruktion.

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ BM E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Themenhefte
+ Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
uvm.

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen