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Die ganze Spenglerwelt auf 2,2 m2

Ein Schiff, ein Schwert, ein Globus, eine Turmbekrönung – aus Metall kann man (fast) alles machen. Von der Vielseitigkeit des Materials und der Kunstfertigkeit von Spenglern zeugen zahlreiche Gegenstände, die Lehrer und Lernende an der  Schweizerischen Technischen Fachschule Winterthur STFW angefertigt haben. Dort unterrichtet Erich Moser seit acht Jahren. Besonders beeindruckend ist das Anschauungs- und Lernobjekt, mit dem er der grauen Theorie ein Gesicht gibt: ein Dachmodell im Maßstab 1 : 7,5. Auf 2,2 m2 Grundfläche ist alles zu sehen, was Spengler so beherrschen, darunter ein Leistendach aus Zink, ein Doppelfalzdach aus Kupfer, Dachgauben, ein Turmdach mit drehender Wetterfahne, verschiedene Rinnen, Schneefang, Fassadenbekleidungen, Dachbruchbleche ...

Originalgetreue Details

Vor 12 Jahren ist das 1,8 m hohe Modell entstanden und seitdem arbeitet Erich Moser daran, kommt Detail um Detail hinzu: „Das Dachmodell ist ein kleines Hobby von mir. Zum Teil haben auch Lernende aus meinem damaligen Betrieb etwas daran ausführen dürfen.“ Es ruht auf einer kompletten Unterkonstruktion mit Dämmung, Unterdach, Konter- und Dachlattung. Am Turm sind 346 einzelne Schindeln, jede einzeln montiert. Alle Teile sind handgefertigt und möglichst originalgetreu, wobei die Blechdicken allerdings Grenzen setzen. Einige Details sind von bestehenden Objekten in Winterthur übernommen, z. B. die Bleifassade vom Stadttheater, der Rinnensammelkasten von Mosers ehemaliger Spenglerei, der Turm einer Villa. Das Original des Tonnendachs ziert ein Bürohaus.

Besondere Auszeichnung

Die Idee zum Dachmodell kam dem Ausbilder, „um das mündliche Abfragen etwas spannender zu gestalten“. Es hat seinen Platz in der Schulwerkstatt und wird vor allem im Unterricht als Anschauungsobjekt und auch für die Lehrabschlussprüfung eingesetzt. „Über dieses Modell diskutiere ich manchmal im überbetrieblichen Kurs mit den Lernenden.“ Für sein einzigartiges Dachmodell wurde Erich Moser auf dem  Baumetall-XXL-Treff am 1. Juli in Karlstadt bei der Vergabe der Innovationspreise mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.

Präzision und Kreativität

Seine Ausbildung in den Bereichen Spengler, Sanitär, Heizung und Bodenleitungen absolvierte Moser von 1974 bis 1978 bei der Firma Filter in Henggart. Anschließend war er 29 Jahre bei der Firma Lyrenmann + Co in Winterthur tätig. Seit acht Jahren unterrichtet er als Fachlehrer an der STFW lernende Spengler EFZ in den überbetrieblichen Kursen und Spenglerpoliere in der Weiterbildung. Die STFW ist eines der führenden Bildungsinstitute der Deutschschweiz im Bereich der Automobil-, Gebäude- und Elektrotechnik. Die  Weiterbildung zum Spenglerpolier findet berufsbegleitend in Blockkursen statt. Sie dauert drei Semester und beinhaltet 21 Module. Zwei Drittel sind Theorieunterricht und ein Drittel sind praktische Module. Jedes Modul wird mit einer Prüfung abgeschlossen. Dann darf der Kandidat an der Zentrale des Schweizer Verbands  Suissetec in Lostorf die Abschlussprüfung ablegen.

In sieben Werkstattwochen beschäftigen sich die aktuell 23 Teilnehmer mit Grundarbeitstechniken, Schweißen, Metalldach, Fassade und Anwendungstechnik. Im Kurs „Anwendungstechnik“ werden spezielle Zier- und Gebrauchsgegenstände hergestellt. „Als Beispielobjekte hatte ich vorab ein Schwert und einen Globus hergestellt, um meine Schüler zu ermutigen, selber kreativ zu werden. Sie waren alle mit Begeisterung bei der Sache“, so Moser. Die Ergebnisse lassen sich sehen: Ein Zimmermann hat eine Turmbekrönung für sein Heim gebaut, das Schiff hat sich spontan am ersten Arbeitstag eines Teilnehmers ergeben. In diesem Kurs haben die angehenden Spenglerpoliere erfahren, dass es sich lohnt, von Beginn an ganz genau zu arbeiten.

Ideen gesucht!

Ganz fertig wird das Dachmodell vielleicht nie. Es gibt immer noch etwas zu ergänzen. Moser:„Jetzt bin ich am Flachdach. Für die Dachziegel suche ich noch eine geeignete Lösung, um die Falz- und Biberschwanzziegel im Maßstab 1:7,5 herzustellen.“ Der Spenglermeister freut sich über Anregungen! Wenn Sie eine Idee haben, kontaktieren Sie ihn per E-Mail: emoser@stfw.ch