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Stufen und Falze

Die Eindeckung der Villa am Lookout Mountain in Tennessee existiert so kein zweites Mal. Die CopperWorks Corporation von Günther Huber entwarf ein mehrfach gestaffeltes Bermuda-Dach und verlegte Kupferprofile in Doppelstehfalztechnik. Für die markante Konstruktion erhielt der Spezialist 2015 den Copper in Architecture Award. Das 2013 fertiggestellte Projekt kombiniert ein exklusives Design mit einem Grundstück am Hang zu einer Top-Lebensqualität, die einen unglaublichen Blick auf die Stadt Chattanooga eröffnet.

Dach über dem Dach

Auf der Villa installierte der Fachbetrieb gut 15,4 t Kupfer. Die Wahl fiel auf den Werkstoff, um das Landhaus mit einer Jahrzehnte haltbaren Eindeckung auszustatten, die ein Minimum an Wartung erfordert. Mehrere flach geneigte Bermuda-Dächer bedecken die verschiedenen Gebäudeflügel auf insgesamt drei Stockwerken. Dabei verschränken sich benachbarte Flügel, sodass einzelne Dachseiten miteinander verschmelzen. Die gesamte Dachfläche misst etwa 1350 m², wobei die größte Fläche den zentralen Gebäudeflügel im ersten Stockwerk bedeckt. Darüber befindet sich eine Galerieetage, auf der das Bermudadach in seiner eigentlichen Form zur Geltung kommt. Der Stil ist außerdem auf der Garage in der untersten Etage zu sehen. Ein Überhang auf jeder Ebene ragt bis zu 3 m über die Hauswand hinaus. Diese Verlängerungen spenden Schatten bei Sonne. Auf der Terrasse und vor dem Eingang gewähren sie einen trockenen Unterstand bei Regen. Zusammen mit dem Stufendesign betonen sie das extrem niedrige Gefälle der Eindeckung.

Das gewisse Etwas

„Das Dach sieht zu langweilig aus! Wir müssen Struktur reinkriegen, sonst wirkt es zu industriell“, sagte Günther Huber während der Planung zum Bauherrn. Diese Worte markierten das Startsignal für das spezielle Bermuda-Design. Auf der gleichnamigen Insel dienen die abgestuften Dächer dazu, das Regenwasser aufzufangen. Das gestaffelte Muster auf der Villa erweist sich als ausgetüftelte Maßarbeit. Die Länge der Schare variiert je nach Stufe und Hausetage. Der größte Teil der Profile misst etwa 43 cm in der Breite und 2,4 m bis 3 m in der Länge. Rechteckige Profile auf derselben Stufe haben die gleichen Maße. Direkt über den Regenrinnen installierte CopperWorks die kleinsten Schare. Auf der nächsthöheren Stufe sind größere Profile zu sehen, während die Länge der Schare Richtung First wieder abnimmt. Jede Reihe der Bermuda-Stufen wurde individuell entlüftet. Die Stehfalze harmonieren linientreu miteinander – über mehrere Stufen hinweg. In den diagonal verlaufenden Dachkehlen verlegte der Fachbetrieb gewölbte Profile und passte sie ebenfalls an die abgestufte Struktur an. Die Profile in den Kehlen und entlang der Grate wurden doppelt gefalzt – dazu kürzten die Mitarbeiter extra Scharen in Trapez- und Dreieckform. Durch die Falztechnik kommt die Kupferdeckung ohne gelötete Verbindungen aus.

Extravagante Details

Über den beiden Rauchabzügen installierte das Unternehmen riesige Abdeckungen. Sie messen jeweils 4,8 m x 2,7 m. Ein Exemplar allein wiegt mehr als 136 kg. „Jede Abdeckung musste so konstruiert werden, dass sie den starken Abwinden am Berg standhält,“ erinnert sich der Spezialist. Der Fachbetrieb entwickelte eine Unterkonstruktion aus Edelstahl und bekleidete sie mit Kupfer der Stärke 0,67 bis 0,69 mm. Die Formen, der Werkstoff und die Falztechnik passen bis ins Detail zum flach geneigten, stufenförmigen Bermuda-Design. Die Anschlüsse am Fuß der Schornsteine sowie im unteren Bereich der Fassade wurden mit Kupferprofilen abgedichtet. Die Verkleidungen unterhalb der breiten Überhänge fertigte CopperWorks als maßgerechte Designelemente. Diese Konstruktionen erreichen eine Höhe von 1,10 m und erstrecken sich über drei streifenförmige Profile, die mit flachen Fugen verbunden wurden. Die Streifen, sogenannte Faszien, bekleiden gleichzeitig die ungewöhnlich breiten kastenförmigen Regenrinnen. Hinter der Bekleidung installierte der Fachbetrieb eine verborgene, innenliegende Dachentwässerung. Zwischen den benachbarten Villen und ihren Steildächern fällt der preisgekrönte Neubau enorm auf.

Dreifacher Preisträger

Das Projekt am Lookout Mountain gewann 2015 den Copper in Architecture Award in der Kategorie „New Construction”. Damit erhielt Günther Huber bereits zum dritten Mal die begehrte Auszeichnung der Copper Development Association (CDA). Während einer Messe des American Institute of Architecture nahm der Unternehmer den Preis entgegen. Auf der Veranstaltung erteilte der Experte zudem Seminare zur fachgerechten Metallbearbeitung. Die Eindeckung, an der fünf Mitarbeiter von CopperWorks beteiligt waren, begann im Winter 2012. Die Profis arbeiteten sogar bei Nebel und feuchter Witterung. Bis zur Fertigstellung im März 2013 war der Betrieb gut vier Monate auf der Baustelle beschäftigt. Inzwischen haben die ursprünglich walzblanken Kupferprofile durch die Oxidation eine natürlich braune Patina erhalten.

Wohnkomfort auf dem Gipfel

Das Grundstück mit dem Landhaus befindet sich relativ weit oben auf dem 729 m hohen Berg. Aufgrund einer berühmten Höhle und anderer Touristen-Attraktionen kennen viele Amerikaner die Region. Die Villa steht in einer steilen Hanglage, deren natürliches Gefälle optimal für einen Garten genutzt wurde. „Die Räume werden mit Erdwärme beheizt“, erklärt der Unternehmer. „Dazu musste extra ein mehrere hundert Meter tiefes Loch gebohrt werden.“ Der Bauherr entschied sich für eine Fassade aus hochwertigem Holz und Naturstein. Passend zum warmen Klima entstanden ein Swimmingpool und eine breite Terrasse vor den Fenstern der ersten Etage, zusätzlich ein Sonnenbereich mit Sitzgruppe. Die Lebensqualität mit Blick bis zum Horizont lässt sich kaum übertreffen. Die Villa entfaltet ihren exklusiven Charakter durch die luxuriöse Ausstattung und eine unvergleichliche Dachkonstruktion.

Bautafel

Projekt:Neubau eines Landhauses am Lookout Mountain, Tennessee (USA)

Architektur:McLaughlin & Associates, Ketchum, Idaho

Bedachung:Bermuda-Dach mit einer walzblanken Kupfereindeckung in Doppelstehfalztechnik

Fachbetrieb:CopperWorks Corporation, Decatur, Alabama

www.copperworkscorp.com

www.copper.org

Autor

Henry Rasch

ist Inhaber des Verlags Illustrierte Welten & Informationen in Berlin.

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