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Meisterstück des Jahres

Zugegeben: Nach Feierabend genieße ich gerne einen guten Tropfen Rotwein. Vielleicht ist das auch der Grund, warum mir das Meisterstück von Spenglermeister Sixtus Kreitner aus dem bayerischen Gmund ausgesprochen gut gefällt. Was mir weniger gefällt, ist dessen Platzierung beim zurückliegenden BAUMETALL-Wettbewerb „Meisterstück des Jahres“. Immerhin wählten die BAUMETALL-Leser das Meisterstück unter die besten 20 Arbeiten – bei fast 80 Teilnehmern ein ordentliches Ergebnis, möchte man meinen. Außerdem war die Wettbewerbskonkurrenz besonders stark. Das Meisterstück von Sixtus Kreitner hätte dennoch eine bessere Platzierung verdient und vielleicht ist es gerade deshalb besonders gut dazu geeignet, Hintergrundinformationen zur Teilnahme am Wettbewerb weiterzugeben. Aus diesem Grund gewährt dieser Beitrag neben technischen Informationen zur meisterlichen Arbeit auch einen Einblick in die Arbeit der Jury und macht somit hoffentlich Lust auf die Teilnahme an der fünften Ausgabe des Leserwettbewerbs.

Meisterstück mit Wow-Effekt

Auf den ersten Blick beeindruckt der Weindekanter durch die makellose Optik seiner 16 Segmente. Diese sind in der Mantelfläche (Dekanterhals) sowie am Boden um zwei Segmente verdreht angeordnet. Verbunden wurden sie mit nach innen geführten Bilderbuchfalzen. Wulstförmige Abschlüsse aus Messing setzen die kupfernen Bauteile in den richtigen Rahmen und ein Innengefäß aus Messing sorgt dafür, dass der Dekanter auch in leerem Zustand fantastisch aussieht. Doch wie entsteht ein Meisterstück dieser Klasse eigentlich? Natürlich immer zuerst mit einer Idee und danach mit einer Zeichnung und genau jetzt wird es interessant …

In München ist alles inklusive

Ein Meisterstück in 36 Stunden anzufertigen ist eine Sache – in dieser Zeit auch Zeichnungen sowie Dokumentation und Kalkulation zu erstellen eine andere! Was an der Münchner Spenglermeisterschule geleistet wird, ist demnach rekordverdächtig und das unabhängig vom Schwierigkeitsgrad des Meisterstücks. Spenglermeister Sixtus Kreitner erfüllte dieses Pensum ebenfalls mit Bravour. Mithilfe des Computerprogramms Auto CAD fertigte er während der Prüfung die technischen Zeichnungen an. Dann folgten vorbereitende Arbeiten wie das zuschneiden von Metall-Schablonen oder das Aufzeichnen, Ausschneiden Nachfeilen und Entgraten zahlreicher Segmentteile. Nach dem Walzen und Anformen der einzelnen Falze mit der Sickenmaschine wurden die Bauteile nachgerichtet und die Abkantung der Verbindung zum Oberteil hergestellt. Das Zusammenfügen der Segmente erfolgte mit Falztechnik, wobei die einzelnen Falze durch entsprechende Lötpunkte geheftet wurden. Ähnliche Arbeitsschritte waren am Dekanterhals erforderlich. Auch hier wurden zunächst einzelne Falze per Sickenmaschine angeformt, die Teile nachgerichtet und nach dem Falzvorgang mit Lötpunkten geheftet.

Um das Innere des Dekanters optisch ansprechend zu gestalten, bereitete Kreitner 16 gewulstete Segmentteile mithilfe eines Wulststabes vor. An den Wulstbereichen feilte er eine exakte Gehrung an und verband die Teile durch sogenanntes punktlöten mit durchgelöteter Lötnahtstreifen-Verstärkung miteinander. Das Bodenstück des Innengefäßes wurde ebenfalls eingelötet. Spannend wurde es beim Zusammenfügen der Bauteile, denn dabei zeigte sich, ob die Vorbereitungen exakt und maßhaltig waren. Als Bodenstück und Dekanterhals aufgelegt und verlötet waren, steckte Kreitner die einzigen zur Prüfung mitgebrachten Teile (geschlitzte vorgerundete Rohre) auf und verlötete diese. Zum Abschluss erfolgte die Montage des Innengefäßes. Dazu wurde eine Messingmutter am Boden aufgelötet, eine Gewindestange in die Mutter gedreht und das Innengefäß aufgesteckt und mithilfe einer Gewinde-Messingkugel verschraubt.

Kurz vor Prüfungsende verblieb gerade noch so viel Zeit, dass die Oberfläche des Weindekanters aufbereitet werden konnte. Das somit in 36 Stunden angefertigte Meisterstück erfüllte die Ansprüche und Vorgaben der Prüfungskommission, die Sixtus Kreitner und 14 weiteren Prüflingen im Jahr 2015 die Meisterpüfung abnahm.

BAUMETALL sucht erneut die besten Meisterstücke des Jahres

BAUMETALL startet mit dem beliebten Branchenwettbewerb „Meisterstück des Jahres“ in die fünfte Runde. Klempner- und Spengler-Meister/innen die auf der Dach+Holz 2018 dabei sein möchten, können sich ab sofort bewerben. Prämiert werden Klempner- und Spengler-Meisterstücke aus den Jahren 2016 und 2017. Mit der Bewerbung sollten aussagekräftige und möglichst hoch aufgelöste Bilder und Skizzen sowie relevante Informationen eingereicht werden – am einfachsten per E-Mail an redaktion@baumetall.de Nach einer Leser-Onlineabstimmung im Herbst dieses Jahres werden die in die Endrunde gevoteten Arbeiten von der fachkundigen BAUMETALL-Jury bewertet. Die Preisverleihung findet auf der Dach+Holz 2018 in Köln statt.

Jetzt bewerben: Meisterstück des Jahres gesucht

Bewerbungsberechtigt sind alle Meisterstücke, die in den Jahren 2016 oder 2017 hergestellt wurden. Zur Teilnahme wird Folgendes benötigt:

  • zwei bis vier hochwertige Fotos des Meisterstücks aus unterschiedlichen Blickrichtungen
  • Kurzbeschreibung zu Material und Verbindungstechnik
  • Name, Adresse und Telefonnummer des Meisters

Sammelbewerbungen über die Vorbereitungsklasse (Ausbilder oder beauftragter Schülervertreter) sind zulässig. Die Vorauswahl und Nominierung der beliebtesten Meisterstücke erfolgt über eine Online-Abstimmung durch die BAUMETALL-Leser. Die Preise werden in den Kategorien Bester Klassiker, Bestes Design und Bester Ziergegenstand vergeben.

Die Bewerbung für den Sonderpreis „Beste Abschlussnote“ kann ausschließlich von der entsprechenden Meisterschule eingereicht werden.

redaktion@baumetall.de

www.baumetall.de

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