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Kein Schrott geht durch diese Tür!

Gert Brenner macht die Biege

Was – der Brenner hört auf? Das kann doch nicht sein! Immer wieder und verstärkt in den letzten Monaten hat Gert Brenner solche oder ähnliche Äußerungen vernommen. „Ich hab's euch rechtzeitig g'sagt, damit ihr euch druff eistella könnet“, entfährt es ihm dann mit schwäbisch eingefärbtem Akzent. Verschmitzt blitzt es aus den wachen Klempneraugen, vor deren Unbestechlichkeit Murks niemals eine Chance hatte. „Kein Schrott geht durch diese Tür!“ Wenn er dies sagt, bekommt seine Stimme einen bestimmenden Klang, der deutlich werden lässt, dass es in grundsätzlichen Dingen keinen Verhandlungsspielraum gibt. Dabei zeigt der Klempnermeister auf eine imaginäre Werkstatttür zu seiner Rechten und erläutert, was er den ihm anvertrauten Berufs- und Meisterschülern jahrelang vorgegeben hat: „Diese Werkstatt verlassen nur einwandfreie Sachen, die sich auch sehen lassen können. Alles andere bleibt hier!“

Ein Mann mit Prinzipien

Seit jeher sind klare Regeln das wichtigste Gerüst in Gert Brenners Unterricht. Wer seine Mindestansprüche nicht erfüllt, hat es nicht nur schwer, sondern wird gerade deswegen schnell entlarvt. Alle anderen konnten nur eines, nämlich von ihm lernen. Aber Gert Brenner fordert seine Schützlinge nicht nur, sondern er fördert sie gezielt. Jederzeit ist er in der Lage, seine theoretischen Hinweise auch in der Praxis umzusetzen. Dann sieht er sich nicht selten staunenden Schülern gegenüber. Wenn es keine Werkzeuge zu kaufen gibt, werden kurzerhand eigene Hilfsmittel entworfen und Prototypen erstellt. Sein Motto „Ein Klempner muss aus einem Panzer eine Blechdose machen können und umgekehrt“ wird ihm glaubhaft abgenommen. Schließlich ist er im Nachkriegsdeutschland groß geworden und hat erlebt, dass man mit seiner Hände Arbeit etwas erreichen konnte.

Zum Meistersein gehört viel mehr

Gert Brenner ist nicht nur fachlich eine Koryphäe. Auch die zwischenmenschliche Komponente ist ihm beim Umgang mit seinen Schülern wichtig. Dabei legt er großen Wert auf die Vermittlung von Tugenden wie Zuverlässigkeit, Höflichkeit oder Ehrlichkeit. Der Stuttgarter Meistermacher stellt fest, dass früher einige Schüler vielleicht faul oder bequem waren. Heute, so zeigt es seine leidige Erfahrung, wird in der Kinderstube nur noch in Ausnahmefällen das Wissen um Pünktlichkeit, Ordnung und Fleiß vermittelt. „In ein paar Wochen dürft ihr selber Lehrlinge ausbilden. Aber wie wollt ihr etwas vermitteln, wenn ihr es selbst nicht beherrscht“, fragt Gert Brenner seine Schüler.

Eine besondere Herausforderung ist für ihn der Unterricht mit Jugendlichen ohne Schulabschluss, die er in zahlreichen Projekten begleitete. Ob Schachfiguren für den Stadtpark oder Schilder für die Gartenschau – Brenners Praxisunterricht zeigt ihnen, dass man aus Blech alles machen kann. An das Projekt „Klempnerpaten suchen Patenklempner“ erinnert er sich ebenso gerne wie an das Lauschophon für eine Hörbehinderten-Schule.

Profi durch und durch

Auch privat überlässt der Ausnahmepä­dagoge nichts dem Zufall. Als aktiver Leichtathlet nimmt er an zahlreichen Wettbewerben teil und belegt regelmäßig Spitzenplätze. Professionelles Training ist nicht nur im Hobby ein Muss. Auch die Vorbereitung seines Unterrichts sowie damit in Verbindung stehender Projekte betreibt er akribisch. Nicht selten funktioniert er dazu seinen Küchentisch zur Werkbank um und tüftelt bis spät in die Nacht hinein. Oft wird er dabei von seiner Familie unterstützt.

Vor den Sommerferien wird Gert Brenner seine letzte Unterrichtsstunde halten. Danach übernimmt Klempnermeister Daniel Wagner den Lehrbetrieb in der RMS-Klempnerwerkstatt. Mit seiner ruhigen und besonnenen Art trägt er maßgeblich dazu bei, dass die Qualität der RMS-Ausbildung auf weiterhin hohem Niveau gehalten wird. Auch für ihn steht fest: Kein Schrott geht durch diese Tür!

AUTORen: Marc Warzawa und Andreas Buck

Autor

Marc Warzawa

ist Edelstahlprofi, Schweißfach­ingenieur und Mitglied im Verein Deutscher Ingenieure (VDI).

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