Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Hat Handwerk Krokodillederhände oder doch goldene Schuhe?

Sandiger Untergrund Handwerk habe goldenen Boden, heißt es in einer uralten Redensart. Doch was genau ist davon übrig geblieben? Als ich Anfang der 1980er-Jahre meine Handwerksausbildung begann, versicherte mir mein Vater, der zugleich mein Ausbilder war: „Eines Tages werden Architekten und Kunden Schlange stehen, um eine ordentliche Handwerksleistung zu erhalten.“ Oft habe ich seither daran gedacht – beim Einstieg in die Geschäftsführung unseres Fachbetriebes zum Beispiel. Oder immer dann, wenn ein Bauträger mein Klempner-leben wieder einmal schwerer machte. Und natürlich auch, als ich vor über zehn Jahren in die BAUMETALL-Redaktion wechselte. Die Probleme in unserem Handwerk waren schon immer dieselben: mangelhaftes Image, wenig Fachpersonal, harter Wettbewerb sowie unzureichende Preise. Und selten waren interessierte, talentierte Auszubildende in Sicht.

Kampf um den Nachwuchs Verstehen Sie mich bitte richtig: Ich liebe unser Handwerk gerade wegen der damit verbundenen Herausforderungen! Die größte ist die Suche nach geeigneten Azubis geworden. Glücklicherweise ist das Problem inzwischen sogar in den Fernsehnachrichten und somit in der Politik angekommen. Wer im Klempnerhandwerk arbeitet, weiß, wie anspruchsvoll unser Job ist. Praxis und Theorie fordern volle Aufmerksamkeit von Lehrlingen, Gesellen und Meistern, die ihr Können bei Kunden und Architekten täglich aufs Neue unter Beweis stellen müssen. Die Übernahme von Verantwortung gehört dabei ebenso dazu wie das Aushalten von Wetterextremen.

Sicherheitsschuhe Natürlich sind schicke Sneakers bei den meisten Jugendlichen beliebter als Stahlkappenschuhe. Handschuhe aus Krokodilleder übrigens auch, denn sie tragen sich angenehmer als vom Regen durchnässte Arbeitshandschuhe, die zudem dafür sorgen, dass sich Handwerkerhände oft wie sprödes Leder anfühlen.

Digitaler Wettbewerb Immer öfter kommt die Konkurrenz sogar aus dem Internet. Durch die Digitalisierung ist die große, weite Welt selbst in den allerkleinsten Dörfern angekommen. Die Folge ist, dass Jugendliche blitzschnell einsortieren können, welche Berufe sexy sind. Ziel muss es sein, in hoffentlich naher Zukunft wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen, damit unser Handwerk mindestens so attraktiv wird wie ein sicherer Platz am Schreibtisch im Büro.

Umdenken erforderlich Wenn das Heer 35-jähriger Akademiker in naher Zukunft über 53 Wochen auf 70-jährige Handwerker warten muss, ist es zu spät! Höchste Zeit also, dass verantwortliche Branchen-vertreter, Lobbyisten und Politiker reagieren. Anstatt immerfort vom goldenen Boden des Handwerks zu sprechen, gilt es so schnell wie möglich, entsprechende Anreize zu schaffen!

Durchboxen Bis dahin werden wir weiterkämpfen und mit gutem Arbeitsklima, attraktiven Angeboten und anderen Extras junge Leute für unseren Beruf begeistern. Lasst uns dazu die Siebenmeilenstiefel anziehen, denn je eher wir goldenen Boden unter die Füße bekommen, desto Handwerk!

Herzlichst Ihr

Klempnermeister Andreas Buck (Chefredakteur)

Andreas Buck

Chefredakteur, Klempnermeister

redaktion@baumetall.de

Tags