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Formenvielfalt aus Zink

Das Igumnow-Haus steht im Jakimanka-Distrikt im Herzen Moskaus und ist das Domizil der Französischen Botschaft. Nach umfassender Fassadensanierung und aufwendiger Rekonstruktion der stilvollen Dachdeckung aus Zink zählt das unter Denkmalschutz stehende Gebäude heute zu den Glanzstücken Moskaus. Doch das war nicht immer so. Das imposante Bauwerk war früher nicht so gern gesehen wie heute. 1851 erwarb die Kaufmannsfamilie Igumnow das mit zwei Herrenhäusern bebaute Areal. 1880 beauftragte Nikolai Wassiljewitsch Igumnow den Architekten Nikolai Pozdejew, die beiden Häuser miteinander zu verbinden und zu einer prächtigen Residenz umzubauen. 1883 begannen die Bauarbeiten. Aufgrund der dabei freigelegten Gestaltung beschlossen Bauherr und Architekt 1888, die bestehende Planung zu ändern und das Gebäude im russischen Stil umzubauen. Inspirationen dafür holte sich der Architekt in Jaroslawl, einer der ältesten Städte Zentralrusslands.

Anfangs umstrittenes Design

Für das Igumnow-Haus ließ er Steine aus den Niederlanden verbauen, die Fassade mit farbigen Fliesen aus der berühmten Manufaktur Kuznetsowo verzieren und das prächtige Dach mit vielen Schmuckdetails in Zink gestalten. 1893 erstrahlte das Igumnow-Haus in neuem Glanz – wurde aber in der Öffentlichkeit wegen seiner Gestaltung heftig kritisiert. Nach der Oktoberrevolution 1917 ging das Gebäude in staatliches Eigentum über und wurde zunächst für kommunale Einrichtungen genutzt. Ab 1926 diente es unterschiedlichen medizinischen Instituten und ab 1938 der französischen Regierung für diplomatische Zwecke. Die Ernennung zur Französischen Botschaft erfolgte 1979. Obwohl dafür einige Bauarbeiten durchgeführt worden waren, befand sich das Gebäude schon damals in einem schlechten Zustand.

Die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten startete die Behörde zur Verwaltung staatlicher Botschaftsgebäude allerdings erst im Jahr 2007. Ziel der Instandsetzungsarbeiten war die Wiederherstellung der – 110 Jahre zuvor heftig kritisierten – Gestaltung im traditionellen russischen Stil.

Rekonstruktion im traditionellen russischen Stil

Als Vorlage für die Restaurierung des Daches und die Wiederherstellung von Schmuckelementen wie First- und Gratleisten, Gaubenfenstern mit Konsolen und Ziergiebeln, Dachkämmen etc. dienten alte Fotos und die noch vorhandene historische Zinkdeckung, die bei der Sanierung erhalten bleiben musste. Da die Rheinzink GmbH in Russland ein ausgezeichnetes Renommee besitzt, entschieden sich die Beteiligten, das Dach mit dem Titanzink des nordrhein-westfälischen Unternehmens zu restaurieren. Knapp 2000 m² Dachfläche wurden damit gedeckt und sämtliche dekorativen Elemente daraus geformt: die fein gestalteten geraden und gebogenen Zierleisten und Turmbekrönungen, die Giebel der Gaubenfenster sowie die kunstvoll verzierten Turmspitzen, Vordächer und Gesimse.

Sonderanfertigungen in verschiedenen Ausführungen

Für alle Dachflächen, Ornamente, Schornsteine und die Türme kam Rheinzink PrePatina blaugrau zum Einsatz, größtenteils in Form kunstvoll hergestellter Sonderrauten oder als Tafelmaterial für Zierleisten, Dachkämme und so weiter sowie bei flacher geneigten Dachflächen in Form von Scharen der Doppelstehfalztechnik. Das Titanzink wurde in Coils und in Tafeln nach Moskau geliefert und vom Verarbeiter zugeschnitten und weiterverarbeitet. Mit moderner Lasertechnik wurden zum Beispiel die reich verzierten Ornamentfüllungen aus Tafelmaterial ausgelasert.

Da die verschiedenen Rautentypen jeweils ihre eigene spezifische Form und Dreidimensionalität besitzen, wurden alle auf Kantbänken und mit Handzangen und dem Lötkolben hergestellt. Bei allen Rauten handelt es sich um Sonderanfertigungen, denn sie wurden einzeln und in mehreren Ausführungen hergestellt: als Quadratrauten, als Spitzrauten und als Sonderrauten, die zudem – spezifisch für ihren Verlegeort – in unterschiedlichen Größen angefertigt wurden. Damit die nach unten zeigenden Spitzen der Quadratrauten sich über die Dachfläche erheben, verlieh der Verarbeiter den Rauten Dreidimensionalität. Dazu formte er an zwei Seiten, die rechtwinklig aneinanderstoßen, stehende Kantungen aus. Sie sind an der Rautenspitze etwa 10 mm hoch und verjüngen sich in ihrem Verlauf zum gegenüberliegenden Seitenende auf null. Die Stoßfugen der erhabenen Spitze wurde durch Weichlöten miteinander verbunden und stabilisiert.

Manuell hergestellte Plastizität

Auch die Spitzrauten, die auf den höheren, turmartigen Walmdächern und auf den kleinen Dächern von Eingängen verlegt worden sind, wurden dreidimensional mit der erhabenen Spitze hergestellt. Einen hohen manuellen Einsatz erforderte die Herstellung der Sonderrauten, die die Form eines stilisierten Kreuzes erhalten haben. Hier realisierte der Verleger die Plastizität, indem er das Zinkblech mit versetzt angeordneten, parallel verlaufenden Einschnitten versah, diese nach unten kantete und die versetzten Abkantungen durch angelötete Seitenstreifen verband. Auf weiteren Dachflächen befinden sich kleine Sonderrauten in der Form von Biberschwanzziegeln mit Rundschnitt. Das Besondere bei allen Rauten ist, dass seitlich ein zusätzlicher Sicherungssteg abgekantet ist, sodass sich die Teile ineinanderhaken und sichern lassen.

Die Ausführung der Dachdeckung erfolgte für die Quadratrauten-, Sonderrauten- und Doppelstehfalzdeckungen mit folgendem belüfteten Dachaufbau (von innen nach außen): bestehender Holzdachstuhl teilweise mit Erneuerung der vorhandenen Sparren aus Rundholz (Ø 150 mm), Brettholzschalung 150 x 50 mm mit direkter Verlegung von Rauten oder Stehfalzscharen auf dem Brettholz. Bei Dachneigungen  25° wurde insbesondere für die Rautendeckung eine bituminöse Polymerbahn mit Strukturmatte Air-Z unter der Rheinzink-Deckung verwendet. Die Befestigung der Rauten und der Doppelstehfalzscharen erfolgte mit den jeweils dafür geeigneten Haften.

Dach in Schachbrettmuster

Die Herausforderungen zur Instandsetzung und Neudeckung des Daches hat der Verarbeiter in hoher handwerklicher Qualität gemeistert. So erhielten die mit den Quadratrauten gedeckten Dachflächen – ergänzend zur Dreidimensionalität – eine besondere Gestaltung durch die schachbrettartige Verlegung der beiden Oberflächenqualitäten Rheinzink PrePatina blaugrau und Rheinzink PrePatina schiefergrau.

Die flach geneigten Dachpartien wurden mit Rheinzink in der Qualität PrePatina blaugrau gedeckt, die auch bei den Zierelementen und den Sonderrauten mit den unterschiedlichen Formen und Größen zum Einsatz kam. Von der gesamten Dachfläche verblieben kleinere Teilflächen der Dachdeckung aufgrund des guten Zustands an Ort und Stelle. Ca. 90 % der Dachdeckung mussten – unter Einbeziehung der vorhandenen Deckung – allerdings neu gedeckt werden. Zu den weiteren Herausforderungen zählten die zahlreichen Übergänge von den dekorativen zu den technischen Elementen sowie die Einhaltung der vom Bauherrn vorgegebenen Termine.

Schmuckstück für Moskau

Die Profis der Klempnerzunft haben ein einzigartiges, kunstvoll gestaltetes Dach mit handwerklich anspruchsvollen Detailausführungen rekonstruiert. Im Zusammenhang mit der ebenfalls gekonnten Rekonstruktion der Fassaden entwickelt sich das historisch wertvolle und äußerst schöne Gebäudeensemble mehr und mehr zu einem Publikumsrenner bei Einheimischen und Touristen. Einmal im Jahr können sie das Haus auch von innen besichtigen, denn am Internationalen Museumstag öffnet die Französische Botschaft ihre Türen für Besucher.

Bautafel

Bauherr: GlavUpDK under MFA of Russia, Moskau

Architekt: Arch. Pozdejew N.I.

Denkmalschutz-entwurf: OOO PB „ArKo“, Kokorew E.G., Moskau

Ausführung der Rheinzink-Arbeiten: OOO „Faber“, Moskau

Technische Daten: Walmdächer: 1550 m² , 17 t, Quadrat- und Sonderrauten, Rheinzink PrePatina blaugrau, Rheinzink PrePatina schiefergrau

Satteldächer: 430 m², 3,5 t, Doppelstehfalzsystem, Rheinzink PrePatina blaugrau

Architekturdetails: 1,5 t, Ornamente, Rheinzink-Protect blaugrau

Online-Extra

Weitere Bilder finden Sie in unserer Fotostrecke.

www.baumetall.de/extra

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