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Ausrangiert?

Traditionelle Werkzeuge aus einer Werkstatt auszumustern, ist noch kein Grund für einen tränenreichen Abschied. Festhafte wurden früher von Hand gestanzt. Auch BAUMETALL-Chefredakteur Andreas Buck stellte in seiner Ausbildung unzählige Exemplare manuell her. „Als Lehrling habe ich Stunden mit der Fertigung dieser Hafte zugebracht und extra Geld verdient. Gerechnet wurde in Festhafte pro Stunde, wie in einer eigenen Währung“, erinnert sich der Klempnermeister. Im Jahr 2018 erledigen CNC-gesteuerte Maschinen und elektronische Werkzeuge diese Aufgaben.

Legendäre Handarbeit

Anfang der 1980er-Jahre konnten Klempnerlehrlinge die Festhaftenstanze in fast jedem Fachbetrieb finden. Die Stanze, die auf einer Werkbank montiert war, bearbeitete das Material mechanisch, ohne Strom, dafür mit Muskelkraft. Ein Hebel verstärkte Kraftaufwand und Anpressdruck. Dennoch erforderte das Stanzen Ausdauer, Konzentration und einige Anstrengung. Seitdem verschwand die Stanze, die es nach wie vor als Neuwerkzeug im Handel zu kaufen gibt, aus den meisten Betrieben. „Heute fallen Festhafte für ein paar Cents aus einer Maschine. So günstig kann kein Lehrling mehr Hafte fertigen“, rechnet Andreas Buck vor. Maschinell produzierte Hafte setzten sich auch aus anderen Gründen durch. Heute sind Exemplare in mehreren Breiten erhältlich, z. B. 30 mm und 40 mm. Außerdem gibt es verschiedene Profilhöhen von 25 mm bis 50 mm. Dagegen waren manuell gefertigte Festhafte auf eine Breite von 39 mm festgelegt. Drei Profilhöhen (25, 32 und 38 mm) waren und sind in Handarbeit möglich – dann allerdings mit jeweils einem auf die entsprechende Falzhöhe abgestimmten Handgerät. „Die deutschen Klempnerfachregeln trugen auch dazu bei, dass sich die Fertigung von Hand kaum noch lohnte“, sagt der Chefredakteur und erklärt den Hintergrund: „Heute werden Hafte vorwiegend aus Edelstahl hergestellt. Sie verfügen darüber hinaus über abgerundete Ecken. Das ist wichtig, damit darüber gleitendes Material sich durch die Längenausdehnung nicht aufscheuert. Exemplare aus Materialresten oder aus dem Verschnitt von Aluminium- oder Stahlblechtafeln sind somit nicht mehr zeitgemäß.“

Mieten statt kaufen

Ein Grundsatz wurde früher in Handwerksbetrieben hoch geschätzt: Das Firmeneigentum an Werkzeugen und Geräten musste sehr lange halten. „Gearbeitet habe ich als Lehrling mit einer Bohrmaschine, die schon 15 Jahre Dienstzeit hinter sich hatte. Nach jedem gebohrten Loch im Beton, in dem ich Profile befestigte, war die Maschine heiß gelaufen. Trotzdem hielt sie und wurde weiter verwendet“, berichtet der Chefredakteur aus eigener Erfahrung. Seitdem verkürzten sich die Nutzungszeiten rapide. Hohe Anschaffungspreise für Werkzeug und Geräte brachten ein neues Geschäftsprinzip hervor. Miet- und Leasingangebote erschienen auf dem Markt. Die Vorteile: Ein Betrieb zahlt nicht den vollen Kaufpreis, um eine Maschine (zeitweise) zu nutzen. Anders als beim Kauf, der mit einem Darlehen finanziert wird, nimmt der Hersteller ein gemietetes Modell zurück. Ein Handwerksbetrieb braucht sich nicht um den Wiederverkauf oder die Entsorgung seiner Gebrauchtmaschine zu kümmern.

Beispielsweise bietet der Hersteller Trumpf Finanzierungslösungen für seine Produkte an, darunter die Serviceleistung Operating Lease. Dabei können Betriebe eine Maschine von Trumpf über einen vorher definierten Zeitraum zu vereinbarten Raten nutzen. Am Ende entscheidet der Fachbetrieb, das geleaste Gerät entweder zurückzugeben oder weiter zu verwenden. Eine andere Variante ist ein Leasingvertrag mit Aufhebungsvereinbarung. Dabei nutzt ein Betrieb eine Maschine während einer unkündbaren Grundmietzeit, die laut Hersteller 40 % der Abschreibungsdauer beträgt. Danach kann die Maschine zurückgegeben werden. Längst nicht alle Hersteller und Händler setzen auf diese Angebote. Werkzeughändler wie Biegetech aus Hatting (Österreich), Spengler Direct, Stockert in München oder René Engelhardt aus Münchingen konzentrieren sich vor allem auf den Verkauf.

Wer braucht noch ein Bördeleisen?

Zu den Klempnerwerkzeugen, die immer seltener Anwendung finden, gehört auch das Bördeleisen. Die Technik des Bördelns, also den Rand eines Profils, einer Ronde oder einer geschwungenen Platine rechtwinklig aufzubiegen, benötigen und beherrschen Klempner seit Jahrzehnten für ihr tägliches Handwerk. Heute gibt es vorgefertigte Kapseln, Deckel oder Rinnenböden im Handel zu kaufen, sodass seltener von Hand gebördelt wird. Wie das Bördeleisen bleiben auch die Kugelfaust und die Punze oft ungenutzt im Regal liegen. Der Trend zur Elektronik, die vor knapp 40 Jahren noch unbekannt war, ist auch in anderen Bereichen spürbar. Der Wandel zeigt sich etwa an Laser-Distanz-messern, die mittlerweile den Markt erobern. Hersteller wie Leica, Bosch und Makita führen Laser-Messgeräte in ihrem Sortiment. Auf dem Bau ersetzen bzw. ergänzen sie oftmals Zollstock und Maßband, ohne dass Abschiedstränen fließen. Immerhin Sperrhaken, Lötkolben und Blechschere kommen noch zur Anwendung und zieren zu Recht das Wappen der Spenglerzunft.

Räumliches Messen mit P2P-Technologie

Wie Sie handgeführte Laser-Distanzmessgeräte in der Baustellenpraxis optimal einsetzen können, lesen Sie in unserem Extra auf www.baumetall.de/extra.

Früher und heute

Spenglermeister Michael Schmidt über seine Liebe zum Detail: Rinnenwinkel, Einhangstutzen, Schrägstutzen, Wasserfangkästen, Fallrohre und Gliederbögen gibt es schon lange zu kaufen. Doch obwohl die Produkte schon während der Lehre beim Händler im Regal gelegen sind, haben wir genau diese Blechteile noch selbst gezeichnet, abgewickelt und gebaut. So ist zum einen der Umgang mit Werkzeug und Blech vermittelt worden und zum anderen sind Produkte und Schablonen entstanden.

Besonders gelungene Exemplare wurden beim Kunden auf der Baustelle eingebaut. Was für mich als Lehrling eine besondere Wertschätzung war und mich auch ein bisschen stolz gemacht hat.

Heutzutage ist die Dachentwässerung viel mehr Mittel zum Zweck geworden. Fertigteile sind Standard und finden beim Kunden wenig bis keine Beachtung. Beim Architekten werden sie in der Planung schon mal komplett vergessen. Dabei können gerade wir Spengler uns durch gute Beratung auf den Bauherrn einlassen und ihm ein maßgeschneidertes Entwässerungspaket schnüren.

Die Industrie bietet tolle Produkte an, wie zum Beispiel Design-Linien von Wasserfangkästen, Regenwasserklappen, die sich vom Standard abheben.

Ich persönlich fertige auch schon mal auf Kundenwunsch, wie zu meiner Lehrzeit, Stutzen oder Wasserfangkästen selbst an. Von der Beratung über Handskizzen und Zeichnungen bis hin zur Fertigung und Montage gehe ich vor wie früher. Nur mit modernsten Hilfsmitteln wie iPad, elektronischem Stift mit den passenden Apps und CAD-Programm. So wird die Entwässerung zum Eyecatcher am Haus. Für den ein oder anderen mag das unverständlich oder gar unwirtschaftlich sein. Für mich alten Nostalgiker ist diese Detailverliebtheit eine Leidenschaft, die auch von Kunden geschätzt wird.

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