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Ein Hauch von Fernost

Was fällt Ihnen zum Stichwort Bauhaus ein? Nüchterne, meist weiß gestrichene Flachdachbauten mit zuweilen ineinander verschachtelten geometrischen Formen? Kühle Sachlichkeit, die den Beginn der Moderne markiert? Wie passt hierzu dieser eher verspielt wirkende Pavillon mit dem geschwungenen Kupferdach? Der Holzbau wurde eigens zum 100-jährigen Jubiläum der Kunst-, Design- und Architekturschule Bauhaus als vorübergehende Ausstellungs- und Begegnungsstätte im Krefelder Kaiserpark errichtet. Hier wird der Verein Projekt Mies in Krefeld MIK eine Ausstellung unterbringen sowie Vorträge, Kulturveranstaltungen und wissenschaftliche Fachtagungen anbieten. Entworfen wurde die begehbare Skulptur von dem in Düsseldorf lebenden und weltweit renommierten Bildhauer Thomas Schütte. Dass der Pavillon mit seinem fast exotisch anmutenden Dach, das an eine Pagode erinnert, im Kontrast zum sachlich-kubischen Stil der Bauhaus-Architektur steht, ist beabsichtigt: Schütte wollte das Bauhaus-typische Quadrat nicht neu erfinden, sondern etwas Eigenes schaffen.

Fast 9 m lange, konkav gebogene Schare

Das 200 m2 umfassende Gebäude beherbergt den Beitrag der Stadt Krefeld zum Bauhaus-Jubiläum und wurde im März 2019 fertiggestellt. Es entstand in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Büro RKW Architektur und dem Unternehmen Krogmann Ing.-Holzbau in Lohne. Der achteckige Bau soll zunächst für die Dauer des Bauhaus-Jahres 2019 im Krefelder Kaiserpark stehen und nach der Nutzung wieder abgebaut werden. Da die begehbare Skulptur nur temporären Zwecken dient, war weder eine Heizung noch anderweitige aufwendige Technik erforderlich. Markantes i-Tüpfelchen auf dem achteckigen Baukörper ist das mit Kupfer bekleidete, geschwungene Dach, das vom Fachbetrieb Chr. Bagge Metall Bedachungen GmbH aus Barnstorf ausgeführt wurde. Als Material wurde Tecu classic von KME gewählt, bezogen von Kaufmann in Neu-Ulm. Verwendet wurden konkav gebogene Schare im Zuschnitt 1000 mm mit einer Länge von bis 8900 mm. Insgesamt wurde eine Dachfläche von 360 m2 eingedeckt, die Gesamtlänge der Grate beträgt 85 m.

Verborgene Lichtkuppel im Zentrum

Die Unterkonstruktion besteht aus einer 28-mm-Vollholzschalung, mit einer darüberliegenden diffusionsoffenen Bahn als Wetterschicht. Die Kupferprofile wurden mit Kupfer-Haftleisten als Festhafte sowie Schiebeleisten unter Einsatz von Edelstahl-Haftnägeln befestigt. Die horizontal liegenden Falze wurden mit einer Umkantung 50 x 60 sowie einer 10-mm-Kapillarspalttrennung ausgeführt. Die Anschlüsse an die linear verlaufenden Grate erfolgten mit durchlaufenden Falzen und sich daran anschließenden Aufkantungen sowie einer über die 40 x 6-mm-Holzleiste greifenden Rückkantung. Abschließend wurden die Grate mit einer Abdeckkappe versehen. Der offene Pavillon verfügt über keinerlei Wärme- oder Schalldämmung. Die Belüftung erfolgt über die Traufe – die Entlüftung am Dachaufsatz, wo eine kreisrunde, ca. 1,50 m durchmessende Lichtkuppel platziert ist. Der Anschluss an diesen Dachaufsatz wurde aus der Dacheindeckung heraus rund aufgestellt. Ein Ring aus Kupferprofilen verbirgt die Kuppel und ermöglicht zugleich die Entlüftung der Dachfläche. Die verdeckt liegende Lichtkuppel kann zudem separat entlüftet werden. Der runde Dachaufsatz ist mit Fußpunktprofilen und Abschlussprofilen bekleidet, die Verbindungen bestehen aus liegenden Falzen.

Entwässerung ohne Regenrinne

Die Traufprofile wurden mit einem Eckholdformer in der Draufsicht und auch zusätzlich in der Ansicht konkav gerundet. Eine Dachrinne war aus optischen Gründen nicht erwünscht. Anfallendes Niederschlagswasser tropft an der geschwungenen Traufe einfach ab. Da sich auch der Eingang an dieser Stelle befindet, mussten oberhalb Leitprofile montiert werden, sodass der Hauptniederschlag seitlich abgeführt wird.

Im Innern teilen Trennwände den Pavillon in acht Räume. Durch die zentrale Lichtkuppel und den schmalen Fensterkranz unter dem Dach dringt gedämpftes Licht. Die hellen, naturbelassenen Holzwände sind ungebeizt und ungestrichen, der Fußboden dagegen dunkel gewachst.

Schüttes Wunsch, das Oktogon auf einem schmalen Sockel schweben zu lassen, erfüllte die Baufirma mithilfe von Erdankern, ganz ohne Beton und ohne ein Fundament auszuheben. Diese Lösung wird auch die Demontage vereinfachen. Eine weitere Nutzung des Bauwerks ist nicht ausgeschlossen: Die maximale Nutzungsdauer wird auf fünf Jahre beziffert. Es ist also durchaus möglich, dass der Pavillon nach dem Bauhaus-Jahr an anderer Stelle für andere Aufgaben eingesetzt wird.

Woher kommt der Bauhaus-Stil?

Das Staatliche Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar als Kunstschule gegründet und zeichnete sich durch die Zusammenführung von Kunst und Handwerk aus. Es bestand bis 1933 und gilt heute weltweit als Heimstätte der klassischen Moderne in der freien und angewandten Kunst und Architektur. Der Begriff Bauhaus steht allgemein für die Moderne in Architektur und Design, für einen funktionalen, sachlichen Stil, der seinerzeit als Gegenentwurf zum Historismus gedacht war. Lyonel Feininger, Paul Klee, Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky und weitere Künstler lehrten am Bauhaus. Eng mit dem Bauhaus verbunden sind auch Namen wie Ludwig Mies van der Rohe für die Architektur oder Marcel Breuer im Bereich Möbeldesign (Quelle Wikipedia).

Bautafel

Projekt: Pavillon für temporäre Ausstellung

Bauherr: Projekt MIK e. V., Krefeld

Entwurf: Thomas Schütte, Düsseldorf

Architektur: RKW Architektur, Düsseldorf

Fachbetrieb: Chr. Bagge Metall Bedachungen GmbH, Barnstorf

Material: Tecu classic von KME

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