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Alles im grünen Bereich

Spengler bringen gute Voraussetzungen zur Fassadenbegrünung mit. Das nachhaltige Marktsegment, dessen Anfänge bis in die 1980er-Jahre zurückreichen, bietet hierzulande zwei große Betätigungsfelder: Ein Weg besteht darin, (industriell) hergestellte Komponenten zu installieren. Mehrere Systemgeber haben Module zur Marktreife gebracht, in denen sie verschiedene Gewächse vorkultivieren. Eine andere Variante ist die Ausführung maßgefertigter bepflanzter Metallfassaden. Mit solchen Sonderlösungen sichert sich ein Fachbetrieb ein Alleinstellungsmerkmal neben den Systemgebern. Eine weitere Perspektive eröffnet sich bei der Wartung begrünter Fassaden im Bestand.

Handgefertigte begrünte Bauteile

Bodengebundene Grünfassaden, bei denen die Pflanzen in der Erde wurzeln und an Rankhilfen hochklettern, sind nur eine Option. Für die wandgebundene Begrünung werden die Gewächse direkt in die Fassade integriert. Leider wachsen Pflanzen nicht auf blanken Metallwerkstoffen. Das gilt vor allem für unedle Metalle und korrodierte Oberflächen. Eine hohe Konzentration von (Schwer-)Metallen zwischen den Wurzeln wirkt giftig auf den pflanzlichen Stoffwechsel. Stattdessen sollten mineralische Materialien (Gestein, Kiesbett, Erde), poröse organische Stoffe (Holz, Kunststoffe) oder textiles Gewebe ins Fassadensystem eingearbeitet werden.

Die Befestigung von Substratplatten auf Bauteilen oder an der Unterkonstruktion ist eine Variante, die Wurzeln genügend Halt gibt. Diese Spezialplatten haben eine durchlässige oder wabenförmige Struktur und sind im Fachhandel für Garten- und Landschaftsbau erhältlich. Die Ausführung umfasst nicht nur die Planung, Fertigung und Montage der Bauteile, sondern auch das Setzen der Gewächse. Ideal ist eine Bepflanzung der Platten ungefähr zwei bis drei Monate vor der Montage am Gebäude. Als Lebensraum zum Wurzeln funktionieren auch Flechtwerke aus Holz oder organischen Werkstoffen. Diese miteinander verknüpften Halme und Zweige ähneln in ihrer Struktur geflochtenen Körben und lassen sich auf Metallrahmen spannen und am Fassadensegment befestigen.

Richtlinien zur Bepflanzung

Während zahlreiche europäische und deutsche Normen den Aufbau einer Dachbegrünung regeln (DIN EN 13948, DIN EN 1991), gelten für die Bepflanzung von Fassaden lediglich Richtlinien. Wichtig ist, dass die Stabilität und Tragfähigkeit gewahrt wird. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt, wie die Pflanze an der senkrechten Wand oder am Bauteil verankert wird. Ein Weg kann die Montage vorgefertigter Gefäße (Maße ca. 40 x 40 x 80 mm) aus flach gewalzten, korrosionsbeständigen Werkstoffen (Aluminium oder Edelstahl) sein. Als Vorbild dient der Bau von Rinnen, Kapseln und Wasserfangkästen. Dabei bieten sich die Techniken des Abwickelns, Biegens und Falzens oder das Formen des erhitzten Werkstoffs auf einer Negativschablone an.

Die Gefäße lassen sich mit Substrat oder Erde befüllen, bepflanzen und in mehreren Reihen übereinander am Fassadenelement montieren. Der Vorteil ist, dass verschiedene Befestigungsmethoden zur Wahl stehen: Löten, Schweißen, Verschrauben oder die Einhangtechnik. Letztere erlaubt einen schnellen, flexiblen Austausch der Gefäße. Eine Bepflanzung muss sich nicht unbedingt über die gesamte Fassade bis zum Dach erstrecken. Die Kombination von Flächen mit und ohne Vegetation ist ebenso zulässig.

Künstliche Bewässerung

Anregungen liefert auch ein Blick hinter die Kulissen, wie Patrick Blanc seine vertikalen Gärten anlegt. Der französische Botaniker spannt synthetische Vliesfasern über Hartschaumplatten. Die Tragkonstruktion für die bespannten Platten besteht aus einem Metallgerüst, das an der Hauswand befestigt wird. Die meisten begrünten Wände erfordern eine künstliche Bewässerung. Eine natürliche Bewitterung durch Niederschläge und Luftfeuchtigkeit reicht nicht aus. Der Botaniker verwendet für seine Gärten ein Rohr am oberen Ende der Vegetationswand, aus dem Wasser und flüssiger Dünger heraustropfen. Beides verteilt sich über den Vliesstoff nach unten. Auf dieser ausgetüftelten Konstruktion gedeiht eine Fülle verschiedenster Pflanzen: Sträucher, Farne und Moose. Eine von Blanc bearbeitete Glas-Metall-Fassade in Brüssel zeigt gut, dass die Pflanzen die Wand nicht komplett bedecken müssen. Die Grünfläche am Büro- und Geschäftshaus in der Rue Belliard nimmt höchstens ein Drittel der Fassade ein. Der Gartenkünstler begrünte die Bereiche zwischen den verglasten Etagen und zwei senkrechte Streifen an den Gebäudekanten. Die Inspiration für seine Arbeit findet der Botaniker im Unterholz von Urwäldern, wo die Vegetation wild durcheinandersprießt, und auf Gebirgsfelsen. Dort siedeln Sträucher, Bäume und Kräuter in kleinen Spalten.

Montage von Modulsystemen

Als Systemgeber der Gebäudebegrünung hat sich der italienische Hersteller Roofingreen etabliert. Das Unternehmen aus Turin entwickelte eine Dach- und Fassadenbegrünung, die die Energiebilanz eines Gebäudes verbessert. Aus dem patentierten Modulsystem Nature Side lässt sich eine vollwertige hinterlüftete Fassade zusammensetzen. Die Bekleidung, deren Unterkonstruktion aus Aluminium besteht, eignet sich für senkrechte Außenwände. Zur Montage werden L-förmige Befestigungswinkel an die Außenwand geschraubt. An diesen Winkeln erfolgt die Befestigung senkrechter Aluminiumschienen, an denen wiederum die bepflanzten Module verankert werden. Der Abstand zwischen Hauswand und Modulen ist breit genug für eine Dämmschicht und einen Freiraum zur Luftzirkulation.

Der Hersteller kultiviert die Gräser in den Modulen so weit vor, bis sie zum Zeitpunkt der Montage die Oberfläche bedecken. Die Vorteile dieser weltweit einzigartigen Entwicklung liegen laut Roofingreen in dem geringen Gewicht und der einfachen Montage. Die waagerecht verlegte Dachbegrünung eignet sich sogar dazu, dass Menschen auf ihr herumlaufen. Außer dem italienischen Hersteller plant und konstruiert Hydroflora begrünte Wände für den Außen- und Innenbereich. Das Unternehmen aus Hessen bietet für seine Wände patentierte, elektronisch gesteuerte Bewässerungssysteme an.

Sinn für die Natur

Viele Pflanzenarten, die sich für Gründächer eignen, wachsen auch an Fassaden. Empfohlen werden Kräuter, Gräser, Farne, Stauden und Dickblattgewächse. Die Tauglichkeit der Gewächse sollte anhand der Größe, Gestalt usw. individuell für jedes Bauvorhaben geprüft werden. Drei Faustregeln: Tropische Pflanzen vertragen keine Kälte und überstehen bei Grünprojekten im Freien den Winter nur schlecht. Stark wachsende, holzbildende Pflanzen können durch ihr Gewicht und ihren Umfang die Tragfähigkeit einer Fassade beeinflussen. Der Bundesverband GebäudeGrün (BUGG) empfiehlt daher, die Trag- und Windlasten, Zug- sowie Druckwirkungen frühzeitig in eine Projektplanung einzubeziehen.

Viele begrünte Innenwände benötigen elektr(on)isches Zubehör, um das Wachstum zu fördern und den Pflegeaufwand zu verringern. Spezielle Photosynthesestrahler (Pflanzenlampen) versorgen die Gewächse mit Energie zum Stoffwechsel und erfordern einen Anschluss ans Stromnetz. Einige automatisch gesteuerte Bewässerungssysteme brauchen zusätzlich zum Anschluss ans Stromnetz und an die Wasserversorgung noch einen Zugang zum Internet. Diese Komponenten verändern natürlich die Umweltbilanz eines begrünten Projekts. Je weniger Elektronik zum Einsatz kommt, desto nachhaltiger ist die Wirkung. Eine Wartung der künstlichen Lebensräume schließt die Kontrolle der Bauteile, Module und der Bewässerung sowie die Erneuerung defekter Komponenten ein. Ein Rückschnitt bei starkem Wachstum und das Entfernen abgestorbener Pflanzen sorgen für einen gepflegten Eindruck. Blumen öfter zu wechseln, um frische Akzente zu setzen, kurbelt die Baubegrünung zusätzlich an.

www.verticalgardenpatrickblanc.com

www.roofingreen.it

www.hydroflora.de

www.dach-begruenung.de

www.gebaeudegruen.info

Know-how für die Fassadenbegrünung

Welche Pflanzen sich für die Begrünung von Fassaden eignen – ob für den Innen- oder den Außenbereich – und welche Eigenschaften diese haben, zeigt eine Tabelle in unserem Online-Extra.

Teil 1 unseres Beitrags zur Fassadenbegrünung mit verschiedenen Beispielen und Kletterhilfen aus Edelstahl ist in BAUMETALL-Ausgabe 3/2019 erschienen.

www.baumetall.de/extra