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Gestanzt und gefaltet

Geschäftsführer Stefan Lummel sah sich mit sehr hohen Anforderungen konfrontiert. Der Neubau der Fakultät für Design an der Hochschule München (HM) verlangte eine Menge Spezialwissen vom Unternehmen aus Karlstadt am Main. Die Spengler fertigten und verlegten eine Dachbekleidung aus Aluminium, deren einheitliche Geometrie den Stil des Gebäudes entscheidend prägt. Die Decke im Pavillon weist ein anderes Stanzmuster auf als die Bekleidung im Außenbereich. Diese Vorgabe erschwerte die Arbeit zusätzlich. Mit dem erfolgreichen Abschluss des Projekts 2018 stellte der Fachbetrieb einmal mehr unter Beweis: Maßgefertigte Sonderlösungen, vor allem durch das Stanzen in der eigenen Werkstatt, sind klare Vorzüge des Handwerks.

Einheitliche Geometrie

Die Bekleidung verdeckt das eigentliche Dach komplett. „Besonders anspruchsvoll gestaltete sich die Anforderung der umlaufenden Profilgeometrie. Die Sicken der profilierten Elemente wurden von der Unterseite auf die Oberseite durchlaufend ausgeführt“, betont Stefan Lummel, der seit 2007 neben Georg Lummel als Geschäftsführer im Unternehmen arbeitet. Weder die Glasfassade noch die Traufe am Vordach durchbrechen diese konsequente Linienführung. Die passgenauen Anschlüsse sorgen dafür, dass die Geometrie entlang der Glaswände ihre Wirkung ganz entfaltet. Die Sicken setzen sich bis zum höchsten Punkt des Gebäudes fort. Darüber hinaus durchziehen polygonal gefaltete Strukturen die Oberfläche. Auch über diese Kanten hinweg bleibt die Geometrie erhalten. Der Auftraggeber wünschte sich, dass die Profile auf der Dachfläche perforierte Sicken aufweisen. Die Hochsicken dagegen sollten ohne Stanzmuster auskommen, lautete die Vorgabe. „Ein 3D-Aufmaß und die daraus abgeleitete 3D-Werk- und Montageplanung waren Voraussetzung, um diese anspruchsvolle Arbeit erfolgreich umzusetzen“, so der Unternehmer.

Der Fachbetrieb fertigte die Profile aus bandbeschichtetem Aluminium der Stärke 1,5 mm vom Hersteller Euramax Coated Products aus den Niederlanden. Dabei kam die Stanz-Nibbel-Maschine TruPunch 5000 von Trumpf zum Einsatz, die seit 2010 in der Werkstatt ihren Dienst verrichtet. Der Fachbetrieb fertigte sowohl Rechteckformate als auch zahlreiche Sonderformen. Diese speziellen Formate sind vor allem an den gefalteten Graten sichtbar. Im Bereich der schrägen Dachflächen mussten sogar zahlreiche Hochsicken gestreckt werden. Mithilfe dieser breiten Hochsicken ließ sich die umlaufende Geometrie aufrechterhalten.

Gestanzte Hülle – dichtes Dach

Die Aluminiumbekleidung im Außenbereich erstreckt sich über eine Fläche von ca. 685 m². Weil das Lochmuster den Regen durchlässt, erforderte die Hülle eine wetterfeste Eindeckung. Dieses bauseitig schon vorhandene Stehfalzdach wurde in die Unterkonstruktion der Bekleidung integriert. Die Unterkonstruktion besteht aus Profildach-Falzklemmen, U-Profilen und unterschiedlich hohen Aufständerungen, die der Fachbetrieb selbst herstellte. Um die breiten Vordächer zu bekleiden, installierten die Spengler zunächst eine Ersatztragkonstruktion. Diese ermöglicht es, dass die Vordächer weit über die Glasfassade hinausragen. Dazu befestigte der Fachbetrieb zahlreiche Auflager und Tragprofile an dem bestehenden Stahltragwerk, das den Erweiterungsbau der Hochschule stützt. Anschließend erfolgte die Bekleidung der Vordächer mit den Aluminiumprofilen. Dabei stimmte der Fachbetrieb die Geometrie bis ins Detail mit der Bekleidung auf dem Dach und mit der Decke im Inneren des Gebäudes ab.

Das Dach auf dem Erweiterungsbau gliedert sich in zwei unterschiedlich hohe Teilflächen. Die niedrige Dachseite liegt etwa 4,76 m über dem Gelände. Die obere Kante der anderen Teilfläche erreicht eine Höhe von rund 7,35 m, sodass sie die benachbarte mehr als 2,50 m überragt. Der Fachbetrieb installierte die Aluminiumbekleidung auf beiden Teilflächen mit einem minimalen Gefälle von rund zwei Promille. Ein entscheidendes Detail fällt gar nicht auf: Ein verdecktes Rinnensystem leitet die Niederschläge vom Dach zum Boden, ohne dass es an der Bekleidung und an der Glasfassade sichtbar wird. Damit ordnet sich das Entwässerungssystem ganz dem Gebäudedesign unter.

Millionen Löcher in der Decke

Die Deckenbekleidung im Neubau komplettiert das einheitliche Erscheinungsbild. Das Team fertigte vollständig gelochte, geschliffene und eloxierte Profile und befestigte diese auf einer Fläche von insgesamt 660 m². Die 1,5 mm starken Aluminiumprofile der Marke Alfha 1 EQ stammen von Aluminium Norf aus Neuss. Das Stanzmuster verteilt sich gleichmäßig über sämtliche Sicken und Hochsicken. Der Durchmesser der Lochungen ist so gering, dass er mit bloßem Auge erst aus nächster Nähe zu sehen ist. „An der Decke haben wir ca. 57 000 Löcher je m². Das ist ein feines Lochbild, bei dem die Rundlochungen in versetzten Reihen liegen. Die Lochweite beträgt 2,1 mm und die Lochteilung 4,5 mm (Rv 2,1–4,5), sowohl im Innen- als auch im Außenbereich“, erklärt der Geschäftsführer. Dieses dichte Stanzraster sorgt dafür, dass sich über die gesamte Decke hinweg 37,6 Millionen Löcher summieren. „Die Bleche wurden im Innenbereich mit Akustikvlies und Dämmung hinterlegt“, ergänzt der Unternehmer. So erfüllt die Bekleidung auch eine schalldämpfende Funktion. Die Gebäudetechnik stellte die Spengler vor die Aufgabe, für die Decke viele Sonderlösungen zu fertigen. „Erforderlich waren Aussparungen und Einbauten von annähernd 300 Lampen, Anschlüssen, Klappen, Fühlern, Antennen, Stützeneinfassungen und motorisch betriebenen Hubelementen“, präzisiert der Fachmann, der bis 2002 als kaufmännischer Leiter beim Schwesterbetrieb Sheet Metal International Systems (SIS) in Singapur tätig war. Aufgrund der Vorgabe, die Profile für den Außenbereich teilweise, für den Innenbereich vollständig zu perforieren, mussten die daraus resultierenden Maßabweichungen während der Fertigung streng kontrolliert werden.

Präzision in der Montage

Als Unterkonstruktion für die Innendecke befestigte das Team zunächst Grundprofile an der Stahlkonstruktion des Gebäudes. An diesen Grundprofilen verankerten die Spengler dann die Tragprofile für die Aluminiumtafeln. Ein Oberlicht auf der hohen Dachfläche leitet Tageslicht ins Gebäude. Für dieses Oberlicht fertigte und installierte das Unternehmen die Innenlaibungen aus poliertem Edelstahl. Um einen Zugang vom historischen Bestandsgebäude zum Pavillon zu ermöglichen, ließ der Bauherr drei Verbindungsbauten errichten. Die Spengler bekleideten die rund 115 m² große Fassadenfläche aller Verbindungsbauten mit 4 mm starken geschliffenen eloxierten Aluminiumtafeln.

Auf den beiden größeren Gebäuden, die eine Höhe von 6,05 m über dem Gelände erreichen, führte der Fachbetrieb außerdem eine Flachdachabdichtung aus. Die Spengler verlegten rollnahtgeschweißten Edelstahl der Stärke 0,5 mm auf der ca. 30 m² großen Fläche. Der Ausführungszeitraum erstreckte sich von Oktober 2017 bis zum November 2018. Stefan Lummel: „Die Bauarbeiten dauerten genau gesagt bis ins Jahr 2019. Insgesamt waren in der Spitze bis zu zehn Monteure beschäftigt.“ Damit basiert die Fertigstellung des Bauvorhabens nicht allein auf dem Einsatz moderner Technologie. Ebenso entscheidend war die handwerkliche Präzisionsarbeit, die dem Team um Montageleiter Ronny Schmidt zu verdanken ist.

Funktion und Design

Die größeren Verbindungsbauten, die links und rechts des Pavillons liegen, gewähren den Zutritt von außen zur Fakultät. Der dritte, nur rund 3 m hohe Verbindungsbau ermöglicht zu ebener Erde einen Zugang zum Bestandsgebäude aus dem Jahr 1865. Während das alte, denkmalgeschützte Gebäude umfassend saniert und umgestaltet wurde, entstand der Neubau. Seit der Eröffnung Anfang Februar 2019 dient der Pavillon der Fakultät für Design als Foyer und als Zentrum für Ausstellungen. Das Design findet seine zeitgemäße Entsprechung in der Form der Dachbekleidung und der umlaufenden Geometrie.

www.lummel.de

www.design.hm.edu

Autor: Henry Rasch

Bautafel

Projekt: Dachbekleidung und Innendecke am Erweiterungsbau der Fakultät für Design, Hochschule München für Technik, Wirtschaft, Soziales und Design (HM) – Hochschule für angewandte Wissenschaften

Bauherr: Staatliches Bauamt München 2

Architektur: Staab Architekten, Berlin

Material:Dachbekleidung: bandbeschichtete, teilweise perforierte Aluminiumprofile, 1,5 mm, Hersteller: Euramax Coated Products, Roermund (NL), Beschichtung: Polyurethan / PolyamidInnendecke: geschliffene, eloxierte, vollständig perforierte Aluminiumprofile, 1,5 mm, der Marke Alfha 1 EQ, Hersteller Aluminium Norf, NeussFassade Verbindungsbauten: geschliffene, eloxierte Aluminiumtafeln, 4 mm

Fachbetrieb: Lummel GmbH, Karlstadt/Main

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