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Glänzende Prefa-Dächer in Hamburg…

Die fantastischen 4

Der wesentliche Unterschied zwischen einer Prefa-Dachplatte und einem Konoiden besteht in der Form der Kanten. Bei der Dachplatte sind es deren vier und alle sind gerade, während der Konoid ebenfalls vier Kanten besitzt. Einzige Ausnahme: die vierte Kante ist gebogen. Vier Monate verband diese, dem Konoid vorbehaltene Eigenschaft vier Geschäftspartner mit nur einem Ziel: Vier konoide Dächer sollten mit Prefa-Dachplatten aus walzblankem Aluminium bekleidet werden – fraglich war zunächst nur das Wie.

Gudrun Sack und Walter Nägeli von Architekten Nägeli aus Berlin planten den Neubau eines Geschäfts- und Ärztehauses im Hamburger Stadtteil Wellingsbüttel. Die Vorgabe, das asymmetrische Baufenster so zu nutzen, dass der zukünftige Marktplatzbetrieb nicht behindert wird, beflügelte die Fantasie der Architekten. Es entstand ein aufgefächerter Neubau mit vier haubenähnlichen, fast schon gotischen Giebelfronten. Die so entstandenen konoiden Dachformen schließen an einen kubischen Baukörper an, der die einzelnen Gebäudeteile miteinander verbindet. Die vier Haubendächer sollten mit einer Schindelstruktur versehen werden, so die Vorstellung der Architekten. Bei der Materialrecherche durch die Prefabedachung der Hamburger Erlöserkirche animiert, ergab sich für die Planer folgende Frage: „Ist eine konoide Dach- und Fassadenform mit den Prefa-Dachplatten realisierbar?“ Genau hier kam der dritte Geschäftspartner ins Spiel – die technische Abteilung der Prefa in Wasungen. Immer öfter greifen Architekten und Planer auf die technische Unterstützung der Prefa zurück, so auch in diesem Fall, wo nach eingehender Prüfung Machbarkeit bestätigt wurde.

Nach einem Blick auf die Liste der Prefa-Klempnerfachbetriebe sowie einem beschränkten Ausschreibungsverfahren war der Weg für den vierten im Bunde geebnet, den Klempnerfachbetrieb Lingg + Schulz GmbH & Co. KG aus dem niedersächsischen Radenbeck bei Wittingen.

„Kalkulation aus der Hüfte“

Beim Blick in die Referenzlisten von Prefa finden sich unterschiedlichste Baukörper mit verschiedensten Dachformen, Dachaufbauten sowie Grat- oder Kehlsituationen wieder. Auch Bogendächer werden mit den Dachplatten, Falzschablonen und Schindeln aus Aluminium gedeckt. Die eingeschwungenen und gleichzeitig in unterschiedlichen Radien gebogenen Dachflächen der vier Dachhauben, stellten die Klempner aus Radenbeck jedoch vor gewisse Schwierigkeiten, die während der Kalkulationsphase noch nicht ersichtlich waren. Überhaupt vergleicht Klempnermeister Helmut Schulz speziell diese Kalkulation mit einem Schuss aus der Hüfte. Nur anhand der Planunterlagen war die Besonderheit der Dachflächen nicht ohne Weiteres ersichtlich. Standardzeitwerte konnten daher nicht als Kalkulationsgrundlage dienen und so mussten Erfahrungswerte zur Preisgestaltung herangezogen werden. Vorab sei verraten: Eine Nachkalkulation bestätigte die Zielsicherheit beim Kalkulationsduell, was neben der Gewissheit, ein ausgesprochen schönes Bauvorhaben auf die Referenzliste setzen zu können, wie Balsam für eine Unternehmerseele wirkt.

Neben der 1200 m² messenden Prefa-Dacheindeckung gehörten auch die bituminös abgedichteten Flachdächer und die Foliendächer der Gauben sowie sämtliche Attikaabdeckungen zum Auftragsumfang. Nachdem die Flachdacharbeiten fertiggestellt waren, montierten die Klempner Sockelanschlussprofile aus walzblankem Aluminium. Die Traufleiste für die Prefa-Bedachung wurde direkt darüber angebracht sowie die erste Reihe der ebenfalls walzblanken Aluminium-Dachplatten montiert. Die anfänglich ungewohnten Montageeigenschaften der unlackierten und glatten Dachplatten erforderten einige neue Handgriffe, die jedoch schnell zur Routine wurden. Erste Anschluss-Dachplatten am Traufpunkt der insgesamt 37 Gauben wurden angeschnitten und aufgekantet. Sorgsam „wuchs“ die Dachfläche nach oben. Gespannt erwarteten die Monteure, ob das Verlege-Raster über den Gauben wieder zusammen passen würde. Aufgrund der Bogenform und (besonders) der eingeschwungenen Dachfläche konnte niemand im Klempner-Team die Trefferquote vorhersehen. Umso mehr entspannte sich die Situation, als die erste Gaube ringsum angeschlossen war. Einzig ein gewisser Mehrverschnitt trübte den Gesichtsausdruck von Helmut Schulz.

„Jede Menge zu schnibbeln“

Erhöhtes Verschnittaufkommen entstand auch entlang der unterschiedlichen Ortgang- und Firstlinien. Aufgrund der schräg verlaufenden Anschlüsse musste darüber hinaus jede Platte einzeln angezeichnet und aufgekantet werden. Dazu richteten sich die routinierten Klempner eine provisorische Werkstatt unter der kirchenähnlich gewölbten Dachkonstruktion ein. Das Herzstück der Bauwerkstatt, eine 1 m kurze Handabkantbank, eignete sich hervorragend dazu, die Platten-Aufkantungen für die Anschlüsse herzustellen. Besonders der als Winkelfalz ausgebildete Kehlanschluss an den Aluminium bekleideten Gaubenseiten verdient es, erwähnt zu werden. Diese Variante besitzt gegenüber dem einfach gefalzten Kehlanschluss gleich mehrere Vorteile: Neben einer höheren Sturmsicherheit kann auf so genannte Retourhafter verzichtet werden und der Falz verfügt über eine bessere Steifigkeit. Zudem wird durch diese Falzausbildung das Niederschlagswasser von den flachen und foliengedeckten Gauben gezielt abgeleitet.

Bedingt durch die konoiden Flächen entstanden über den gebogenen, Prefa gedeckten Dächern spitzwinklige, dreiecksförmige und flach geneigte Pultdächer. Auch diese Pultdachflächen wurden von den Dachdeckern des Fachbetriebes Lingg + Schulz bituminös abgedichtet. Die Aufkantungen der Bitumendachflächen überdeckten die Dachspezialisten mit Attikaprofilen aus walzblankem Aluminium. Diese Attikaabdeckung fungiert gleichzeitig als Abdeckblende und Abschluss-Profil am Firstpunkt der Prefa gedeckten Flächen.

„Wie ein Flitzebogen“

Was sonst eher als Klempnerroutine gilt, entpuppte sich wiederum aufgrund der außergewöhnlichen Geometrie als Besonderheit. Obwohl die Attikalinien über den Bogendächern gerade erscheinen, sind sie leicht gebogen und somit nicht für standardisierte Montagetechniken geeignet. Dennoch schmiegen sich 180 m Aluminium-Attikaprofile an die Prefa gedeckten Bogendächer, was zeigt, dass den Klempnern die Umsetzung der geometrischen Herausforderungen auch an diesem Detail gelang und schließlich den „starken“ Bogendachflächen einen würdigen Abschluss setzt.

Blendend sehen sie aus, die fantastischen „4“ Dachhauben des Wellingsbüttler Marktplatzes. Durch die gebogenen Dachflächen entstehen immer wieder unterschiedliche Lichteinfallswinkel, die auf den Aluminiumplatten verschiedenste Farbtöne erzeugen. Besonders bei wechselhaftem Wetter und leicht bewölktem Himmel entfalten sie ihren vollen Reiz, spielen mit Licht und Wolken, ändern permanent ihr Erscheinungsbild. Auch der Marktplatz ist nicht mehr der Alte. Das Architektenteam gab durch die Bebauung nicht nur ihm, sondern auch dem Dach durch Form eine Funktion.

Weitere Informationen

Bautafel

Architektur:

Nägeliarchitekten Berlin, Walter Nägeli und Gudrun Sack

Bauherr:

Hansa Terra GmbH, Hamburg, Frank Kutschera

Klempnerfachbetrieb:

Lingg + Schulz GmbH & Co. KG, Radenbeck