Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Alles Geschmackssache

Um es vorweg zu nehmen: Zur Verarbeitung von Holzwerkstoffplatten haben Klempner und Spengler offensichtlich ein gespaltenes Verhältnis. Die vom Fachverband SHK Bayern in Zusammenarbeit mit der SHK Innung München im Rahmen der Messe Bau 2017 veranstaltete Diskussionsrunde verdeutlichte dies. Sie wurde von Ulrich Leib (ZVSHK-Bundesfachgruppenleiter Klempnertechnik) moderiert und verlief entsprechend kontrovers. Die anwesenden Handwerker und Vertreter der Industrie sowie die Gesprächspartner auf dem Podium vertraten sehr unterschiedliche Meinungen. So sieht Spenglermeister Willi Reiter potenziell Gefahren beim Einsatz von OSB-Holzwerkstoffplatten unter klempnertechnisch ausgeführten Metallbedachungen. Er begründet dies mit der relativ hohen Dampfdichtigkeit der Platten sowie der Tatsache, dass diese fast immer an der Außenseite entsprechender Konstruktionen angeordnet würden. Wolfgang Weigl ist Gutachter, Sachverständiger und Ausbildungsleiter der Zimmerer-Innung München. Er hebt das gute Handling der Platten sowie die einfache und ebene Verarbeitung der Platten hervor. Außerdem verwies er auf statische Vorteile, stellte aber deren hohen bauphysikalischen Anspruch auf fehlerfreie Konstruktionen und eine ebensolche Ausführung in den Vordergrund. Diplom-Holzwirt Klaus Goecke sprach von einer fehlenden Schadenstoleranz bei Baukonstruktionen, denn es könne nicht sein, dass sogar der Schattenwurf eines Schornsteins zu Schadensbildern führe. Außerdem sei der trockene Einbau der Platten in der Praxis [witterungsbedingt, Anm. d. Red. ] oft nicht möglich.

Stefan Gottfried vom OSB-Platten-Hersteller Swisskrono weist auf zahlreiche Vorteile, aber auch auf Nachteile der Produkte hin. Nicht hinterlüftete Konstruktionen sind demnach kritisch und wenig Fehlertolerant – gutes Baustellenmanagement und trockener Einbau das A und O. Laut Dr. Konrad Hanf (Leiter d. technischen Innendienstes der Prefa in Wasungen) liegt Haltbarkeit korrekt eingebauter Produkte bei mindestens 30 Jahren. Außerdem sind die Auszugswerte nachweislich extrem hoch, was einen weiteren Vorteil darstelle. Dies allerdings nur dann, wenn die Baustoffe auch trocken bleiben.

Bayerische Streitkultur

Kritische Wortmeldungen aus dem Publikum ließen nicht auf sich warten. Die Gefahr von Abplatzungen bei der Haftmontage mit Nagelgeräten wurde ebenso bemängelt wie die Tendenz zur Schimmelbildung. Und obwohl Letztere auch bei Vollholzkonstruktionen besteht, stehen die anwesenden Handwerker der Verarbeitung von OSB-Platten in der Klempnertechnik kritisch gegenüber. Der weit über die bayerischen Grenzen hinaus bekannte und geschätzte Sachverständige Johann Stauber brachte das Diskussionsergebnis mit einem Zwischenruf auf den Punkt: „Ich lerne seit nahezu 50 Jahren täglich dazu und ich sage Euch: Das Material kann nie etwas dafür, wenn etwas schiefgeht. Fehler basieren immer auf einer fehlerhaften Ausführung!“

Das Dilemma mit der Trennlage

Ein weiterer Streitpunkt war die Frage nach der geeigneten Trennlage. Obwohl in den ZVSHK-Klempner-Fachregeln strukturierte Trennlagen zwingend gefordert sind, vertreten die Spezialisten auf dem Podium sowie zahlreiche der im Publikum anwesenden Fachleute unterschiedliche Meinungen über deren Sinn und Zweck. Auch oder gerade weil die Meinungen zur Thematik extrem unterschiedlich waren, hat die Diskussion vor allem eins gezeigt: Verbände und Hersteller sind gefordert, zukünftig noch exaktere Angaben in Fachregelwerken bzw. Verlegevorschriften zu machen.

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ BM E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Themenhefte
+ Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
uvm.

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen