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Dach. Land. Schaft.

Die Luft ist klar und hell – bestes Fotografenwetter. In Stockholm treffe ich frühmorgens auf einem Dach mit rundem Grundriss die Dachhandwerker des schwedischen Klempnerfachbetriebes Karlaplans Plåtslageri AB. Ich werde sie bei ihrer Arbeit fotografieren und dabei Fragen zur Metalldachmontage stellen. Als ich vom Gerüst über eine Leiter weiter nach oben klettere, bin über meine neuen Sicherheitsschuhe froh. Ohne sie wäre ich auch gar nicht willkommen gewesen, hatten mir die Handwerker schon bei der Verabredung gesagt.

Als Ungeübte habe ich viel Glück, denn das Dach hat wenig Neigung und es ist nicht sehr hoch. Das Haus darunter besteht aus einem fast geschlossenen Kreis. Ich schaue mich um – verschaffe mir zunächst einen Überblick: Einige Männer bauen das alte Blechdach ab. Es leckte und war brüchig geworden. Dann beginnt die Truppe um Vormann „Mäster Tommie“, Fredrik und Viktor damit, sich um die Scharen für die neue Eindeckung zu kümmern. Dazu werden die Metallbahnen zuerst fächerförmig zugeschnitten. Das sei wichtig, damit ein gleichförmiges, harmonisches Gesamtbild entsteht, sagen die Männer und zeigen auf die alte Eindeckung. Wie unruhig das alte Blechdach mit seinen vielen unterschiedlich geschnittenen und gelegten Scharen wirkt, fällt sogar mir als Laie sofort auf. Es sieht aus, als ob sich die einstigen Dachdecker nicht einig gewesen wären und jeder seine eigene Ecke gestaltet hätte.

Maßarbeit mit Tix

Die Spezialisten arbeiten konzentriert und es herrscht eine ruhige Atmosphäre. Tommie schneidet die langen Bahnen zu und bereitet gleichzeitig die Falze vor. Die Maschine dafür kommt aus Deutschland. „Das sind die Besten“, sagt er. Die langen, profilierten Scharen werden dann zu zweit an ihren Platz getragen und vorsichtig nebeneinandergelegt. Damit die Falze diesmal absolut dicht werden, trägt Fredrik das Falzgel „Tix transparent“ mit dem Applikator gleichmäßig auf dem Falz auf. Schwedische Klempner arbeiten seit 40 Jahren mit diesem Falzgel und haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht, erfahre ich. Das Gel haftet auf allen Metallen und es ist frost- sowie UV-beständig. Die Verarbeitung des Gels kann entweder sofort nach dem Auftrag oder bis spätestens 48 Stunden danach erfolgen. Das Dichtmittel ist rasch aufgetragen. Jetzt haken die Männer die Falze routiniert ineinander und positionieren die Schar passgenau. „Okay?“, fragt Fredrik und sichert die Schar mit der Klammermaschine gegen Abrutschen. Dann bringt Viktor eine kleine Maschine, die liebevoll Loket (auf Deutsch: die Lok) genannt wird. Wie von Zauberhand läuft die Maschine selbstständig die Falze rauf und runter. Dabei werden die Falze mit einem speziellen Rollensatz geschlossen. Den Männern gefällt’s und ich muss zwangsläufig an meinen kleinen Bruder beim Eisenbahnspielen denken.

Klempnertechnik, die begeistert

Der Montagevorgang wiederholt sich etliche Male, bis ein Dachfenster die Routine stört. Jetzt ist Handarbeit gefragt. Passscharen werden angefertigt und Falze bogenförmig von Hand geformt. Für die Einfassung der Dachdurchdringung ist Viktor verantwortlich. Die einzelnen Arbeitsschritte gehen ihm sichtlich einfach von der Hand. Nebenbei erzählt er von der Freude, die er bei seiner Arbeit hat. Das Klempnern sei so kreativ, schwärmt er und sagt: „Dauernd muss ich mir etwas Neues ausdenken und es dann mit eigenen Händen ausführen.“ Seine Kollegen erzählen mir Ähnliches und ich nicke zustimmend. Wer noch nicht gesehen hat, wie geschickt die Dachprofis aus glatten Blechen maßgefertigte Metalldachprofile anfertigen, kann das nur schwer nachvollziehen, denke ich. Während ich die Klempner bei der Arbeit beobachte, merke ich nicht, wie schnell die Zeit vergeht, und ich bin froh, dass ich diesen außergewöhnlichen Termin wahrnehmen durfte.

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