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Schweizer Branche trifft sich in Bern

Zugegeben: Die Wahl der geeigneten Schlagzeile fällt schwer. Unstrittig ist: Den Schweizer Kollegen ist es erneut gelungen zu zeigen, wie man Branchentreffen organisiert und durchführt. Wer nicht dabei war, hat etwas verpasst und weil die Suissetec wie immer im Understatement-Modus unterwegs ist, möchten wir Ihnen die offizielle Pressemeldung nicht vorenthalten. Darin ist unter anderem Folgendes zu lesen: „Die Spenglerbranche tauschte sich gestern in Bern zu aktuellen Themen aus und kürte im Rahmen des Kreativwettbewerbs den vielversprechendsten Nachwuchsfachmann. Die über 700 Teilnehmenden besprachen sich im Rahmen der Fachtagung; der Berufsstand bleibt am Ball und entwickelt sich stetig weiter. Unter dem Titel Handwerk macht Hightech standen zukunftsgerichtete Fachthemen wie die Gebäudehülleninspektion mit Multikopter, die Spenglerei 4.0 oder die Zukunft der Planungs- und Bauindustrie im Zentrum. Zudem brachten die Fachleute ihr Wissen auf den neuesten Stand bezüglich Unterdachkonstruktionen, Absturzsicherungen oder Mitarbeiterführung und Ressourcenoptimierung im Arbeitsalltag. Hersteller, Lieferanten und ausführende Unternehmungen hatten zudem erstmals die Gelegenheit, sich bereits am Vorabend über die neuesten Trends auszutauschen und aktiv ihr Netzwerk zu pflegen.“ So weit, so gut.

Das ist untertrieben!

Okay, auf den Punkt gebracht schildert die offizielle Pressemeldung alles Wissenswerte und das in Kürze. Dass die Moderation der reizenden Stéphanie Berger erneut hervorragend war und dass immer mehr Teilnehmer aus dem Ausland am Spenglertag teilnehmen, erfahren die Leser leider nicht. Ebenso wenig, dass Benno Lees (Suissetec-Präsident des Fachbereichs Spengler, Gebäudehülle) die Veranstaltung eröffnete und bei der Ehrung des Nachwuchses auch den Schweizer Euroskills-Preisträger und Silbermedaillengewinner Reto Reifler aus Gossau auf der Bühne begrüßte. Suissetec-Zentralpräsident Daniel Huser betonte in seiner Grußbotschaft, dass sich die Branche auf keinen Fall vor den technologischen Entwicklungen der Zeit verschließen dürfe. Dies ist gerade im Hinblick auf die voranschreitende Digitalisierung eine wichtige Aussage. Und auch über die hervorragenden Fachreferate erfahren die Leser der offiziellen Pressemeldung nichts. Nun könnte man mutmaßen, dass dies auch nicht unbedingt nötig sei. Schließlich waren bei rund 700 Teilnehmern zumindest rechnerisch alle in der Suissetec organisierten Fachbetriebe anwesend. Auch das ist ein Rekord, zu dem BAUMETALL den Veranstaltern herzlich gratuliert.

Perfekte Fachreferate

Bei der Auswahl der Fachvorträge und Referate bewiesen die Schweizer Kollegen ein glückliches Händchen. Gery Wettewald sprach über perfekt ausgeführte Unterdächer, Adrian Bloch gemeinsam mit Stephan Muntwyler über Absturzsicherungen, René Stüssi über die in der Schweiz ab sofort verpflichtende Markteinführung von 0,6-mm-Kupfer (bis vor Kurzem war in der Schweiz der Einsatz von 0,55-mm-Kupfer zulässig) und Jürg Bernhard über die individuelle Mitarbeiterführung.

Besonders gelungen waren die Beiträge von Patrik Wirz und René Fasler. Wirz berichtete, wie mithilfe von Multikoptern Gebäudehüllen aus der Vogelperspektive inspiziert werden können. Er gab Tipps zum Drohnenkauf und schilderte wichtige Punkte zur aktuellen Rechtslage in der Schweiz. VDSS-Präsident Fasler gelang es, eine Brücke vom Themenbereich Industrie 4.0 zum Spenglerhandwerk zu schlagen. Er schilderte, wie moderne Büroarbeitsplätze miteinander und mit den Arbeitsplätzen und Maschinen in der Werkstatt verbunden sind. Mithilfe aktueller CAD-Programme sei es möglich, digitale Ansichten von Fassaden, Dächern und Unterkonstruktionen zu erstellen. Außerdem gestalteten sich Planung sowie Produktion und Baustellenlogistik mithilfe moderner Software wesentlich einfacher. Und auch das Aufmaß vor Ort wird durch Computerprogramme vereinfacht. Der Schlüssel zum Erfolg liege in der Datenerfassung – etwa per Laser-Aufmaßtechnik (Anmerk. d. Red.: Siehe auch BAUMETALL-Workshop Aufmaß mit dem Handy in der nächsten Ausgabe).

Einen spannenden Seitenblick ermöglichte Vollblutspengler und Flachdachspezialist Patrick Wickli. Der Suissetec-Fachbereichsvorstand „Gebäudehülle I Spengler“ kennt sich mit dem Einsatz von Ganzglasgeländern hervorragend aus und gab wertvolle Informationen zur entsprechenden Planung und Montage weiter. Dabei wies er auch auf die Entstehung von Baumängeln hin, die etwa durch unsachgemäßen Einbau entstehen können. Da die Montage von Ganzglasgeländern zunehmend auch von Spenglerfachbetrieben ausgeführt wird, wurde eine branchenübergreifende Arbeitsgruppe mit Vertretern der Verbände Metaltec Suisse, GH Schweiz und Suissetec gebildet.

Weitere Highlights bildeten Beiträge über wärmebrückenfreie Unterkonstruktionen, winddichte Fassadenbahnen, transparente bzw. gelochte Fassaden, die Zukunft der Planungsindustrie oder die clevere Einteilung von Ressourcen im Alltag.

Die Sache mit der Zeit

Um das Qualitätsniveau der Spenglerausbildung zu halten bzw. zu erhöhen, soll die Ausbildungszeit auf vier Jahre erhöht werden (siehe auch Seite 20 in der vorliegenden Ausgabe). Die Suissetec hat diesen Schritt gemeinsam mit Vertretern des VDSS sowie des Schweizer Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (sbfi) bereits Ende 2016 befürwortet. Ziel ist es, die vierjährige Ausbildung ab 2020 anzubieten. Die Suissetec begründet diesen Schritt damit, dass zukünftig bessere Schulabgänger angesprochen werden sollten. Ferner soll die Lehrzeitverlängerung dazu beitragen, die Durchfallquote am Qualifikationsverfahren zu senken und schwächere Azubis frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu fördern. Außerdem soll die Maßnahme dazu beitragen, die zunehmende Anzahl der Lehrabbrüche spürbar zu reduzieren. Nicht zuletzt kann eine vierjährige Ausbildung dazu führen, dass Junggesellen effektiver im Arbeitsmarkt eingebunden werden. Ergänzend informierte René Stüssi über einen Suissetec-Lehrgang zur Ausbildung zum Baustellenleiter. Er rief die Kollegen auf, sich Zeit zu nehmen und das entsprechende Weiterbildungsangebot zu nutzen.

Ebenfalls Zeit nahmen sich 13 vor allem aus der Schweiz kommende Nachwuchsspengler. Im Rahmen des seit einigen Jahren parallel zum Spenglertag stattfindenden Kreativwettbewerbs bauten sie Dachmodelle, Kupferfahrzeuge und andere Gegenstände. Manche davon erreichten nahezu die Durchschnittsqualität deutscher Meisterstücke – freilich ohne dabei Prüfungsbedingungen zu erfüllen. Vielmehr ging es dem Schweizer Spenglernachwuchs darum, sich auf nationalem Parkett in Szene zu setzen. Eine Fachjury bewertete die Arbeiten und kürte schließlich die Besten. Der auszubildende Spengler Kevin Burri vom Fachbetrieb Schwitzguébel Team SA aus Rougemont siegte mit seiner Skulptur „Sac de Golf“ – einem aus Kupfer und Messing hergestellten Golf-Caddy.

Fazit

Der Schweizer Spenglertag ist und bleibt eine Veranstaltung mit Vorbildcharakter. Die Schweizer Kollegen nutzen sie, um über die Anliegen der Branche zu diskutieren und sich im Fachgespräch auszutauschen. Auch die erstmals von den Organisatoren angebotene Möglichkeit, sich bereits am Vorabend mit den Kollegen aus dem In- und Ausland zu treffen, wurde begeistert genutzt. Der nächste Spenglertag findet am 13. März 2019 erneut im Berner Kursaal statt.

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