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Weil Fachkräfte absolute Mangelware sind

Fachpersonal wächst nicht auf Bäumen. Klar so weit! Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Geeignete Auszubildende zu finden wird zunehmend schwerer – die entsprechende Ausbildung von Fachkräften folglich auch. Viele Inhaber von Handwerksbetrieben erklären die Situation auf dem Fachkräftemarkt inzwischen sogar für aussichtslos. Dies betrifft auch alternative Bemühungen, geeignetes Personal bei Menschen mit Migrationshintergrund zu finden. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, doch die Krux an diesem Sachverhalt ist eine schleichende weil frustrationsbedingte Abnahme der generellen Ausbildungsbereitschaft. Abhilfe schafft ein neuartiges Verfahren zur Lernfeststellung mit dem Ziel, als effektives Tool die Vermittlung entsprechender Personen zu erleichtern.

Teste deine Klempner-Fähigkeiten!

„Du bist auf der Suche nach Arbeit? Du hast auch schon Berufserfahrung gesammelt, aber möglicherweise keinen Abschluss? Bei der Suche nach Arbeit kannst du mit My Skills deine beruflichen Fähigkeiten zeigen. Mit dem Testergebnis kann dein Jobcenter oder deine Arbeitsagentur für dich ein passendes Stellenangebot finden. Oder sie können dir helfen, dich weiter zu qualifizieren.“ Diese Kurzbeschreibung auf der Internetseite www.myskills.de bringt auf den Punkt, worum es geht. My Skills ist demnach für alle Arbeitssuchenden geeignet, die mehrjährige Erfahrung in einem der Berufe von My Skills mitbringen, aber keinen deutschen Berufsabschluss haben. Die Teilnahme an diesem neuartigen Lernfeststellungsverfahren ist freiwillig und kostenlos. My Skills hilft Arbeitssuchenden dabei, eine ihren Fähigkeiten entsprechende Arbeit zu finden. Eine abschließende Beurteilung hat ausdrücklich keinen Einfluss auf die Bestimmung des Status von Geflüchteten oder Arbeitssuchenden. Das Ergebnis ist vielmehr unabhängig und hilft dabei, entsprechende Fähigkeiten bzw. den Fachwissensstand festzustellen. My Skills ist folglich ein starkes Tool für alle Arbeitsplatzsuchenden mit großem Nutzwert für Arbeitgeber.

BAUMETALL: Was ist My Skills?

Berthold Ruck*: My Skills ist ein neues Instrument, um die beruflichen Fähigkeiten eines Menschen auf schnellerem und kürzerem Weg festzustellen, als es bisher möglich war. Das kann jemand aus Deutschland sein, der in einem Beruf gearbeitet, aber keinen Abschluss gemacht hat. Genauso wie der syrische Flüchtling, dessen Ausbildung hier in Deutschland nicht anerkannt wird. Aktuell bietet die Bundesarbeitsagentur Fragenkataloge für rund 30 Metallberufe an. Ich hatte die Ehre, mit meinem Team bei der Entwicklung des My-Skills-Angebotes für Klempner/Spengler mitzuwirken. Durch meine Erfahrungen als Leiter des Rheinzink-Schulungszentrums war ich in der Lage, die Erstellung entsprechender Aufgaben und Situationsvideos zu unterstützen.

Worin liegen die Vorteile von My Skills?

Ruck: Das computerbasierte My Skills verfügt über sprachneutrale Videosequenzen und Momentaufnahmen von Handlungssituationen. Darüber hinaus können die Teilnehmer die Fragen in ihrer Heimatsprache beantworten. Das sind derzeit neben Deutsch auch Englisch, Russisch, Arabisch, Farsi und Türkisch. Vorher war es immer ein Problem, sich ein Bild von den beruflichen Erfahrungen und Fähigkeiten zu machen, wenn Menschen noch nicht so gut Deutsch sprechen. Bei My Skills sehen die Teilnehmer Videos von echten beruflichen Handlungssituationen und werden dazu in ihrer Sprache befragt. Der in unterschiedliche Handlungsfelder aufgeteilte Fragenkatalog ist an der tatsächlichen beruflichen Praxis ausgerichtet, genauso wie am aktuellen deutschen Ausbildungsstandard. My-Skills-Fragen decken damit die gesamte Bandbreite des Berufsbildes ab. Die entsprechende Auswertung gibt dann klare Hinweise darauf, was jemand in einem Beruf schon kann und welche Lücken durch Weiterbildung geschlossen werden müssen.

Welches berufliche Wissen wird bei My Skills konkret abgefragt?

Ruck: Die Fragen zum Berufsbild Fachkraft Klempner wurden so zusammengestellt, dass man wirklich sehen kann, ob jemand praktische Berufserfahrung in den verschiedenen Handlungsfeldern hat oder nicht. Das geht von der Herstellung von Bauteilen mit handgeführten Werkzeugen und Maschinen über Falzen oder Löten von Einzelteilen, das Montieren und Demontieren von Baugruppen und Metallkonstruktionen, das Umformen und Trennen von Blechen und Rohren bis hin zum Schweißen. Darin enthalten ist die komplette manuelle bzw. handwerkliche Bearbeitung.

Wie kann man die My-Skills-Ergebnisbögen interpretieren?

Ruck: Die korrekte Beantwortung aller Fragen des Feststellungsverfahrens ist relativ schwer. Wenn jemand mit einem Ergebnis von zwei Punkten in einem Handlungsfeld kommt, dann können Arbeitgeber diesen Kandidaten unter Anleitung schon in diesem Gebiet einsetzen. Bei drei Punkten in einzelnen Handlungsfeldern ist da jemand, der wirklich etwas kann und direkt eigenständig einsetzbar ist. Für so jemanden ist der Weg zur Fachkraft nicht mehr weit. Vier Punkte kann eigentlich nur jemand mit den Fähigkeiten eines Spitzen-Facharbeiters erreichen. Das Gute ist aber auch, dass man durch das Ergebnis gleichzeitig immer sehen kann, in welchen Bereichen noch etwas fehlt, das nachgeschult und qualifiziert werden muss, damit das mal ein guter Facharbeiter wird.

Was soll durch My Skills verbessert werden?

Ruck: Der Fachkräftemangel ist ein ernstes Problem. Das sehen wir allein daran, wie viele Fachkräfte in unserer Region gesucht werden. Die meisten Teilnehmer entsprechender Umschulungen werden direkt vermittelt. Und zwar nicht in Zeitarbeit, sondern sofort in die Festanstellung. „Leute, die etwas können, werden überall händeringend gesucht. Und My Skills zeigt sehr genau, was Menschen in einem Beruf können, auch wenn sie dafür kein Zertifikat haben. My Skills kann für Arbeitssuchende mit Berufserfahrung eine Abkürzung in den Arbeitsmarkt und in die Qualifikation sein. Wenn jemand z. B. die konventionelle Falztechnik schon kann, aber im Bereich des Lötens noch qualifiziert werden muss, dann fängt er in einem Bereich schon mal an zu arbeiten, macht eine Fachqualifizierung im anderen Bereich. Das kann für viele Menschen mit mehrjähriger Berufserfahrung einfach ein kürzerer und passenderer Weg sein als die Gesellenausbildung.

Und welche Vorteile eröffnen sich für Arbeitgeber?

Ruck: Für Arbeitgeber erhöht My Skills die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bewerber bereits anschlussfähige Fähigkeiten hat. Arbeitgeber können in Zukunft auch gezielt bei der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter nachfragen, wenn Mitarbeiter mit bestimmten Fähigkeiten gesucht werden. Dadurch minimiert sich das Investment bei der Arbeitnehmersuche und das Risiko einer Fehlbesetzung sinkt. Außerdem können fähige und kompetente Mitarbeiter/innen eingestellt werden, die aufgrund der Sprachbarriere sonst nie vermittelt worden wären.

Chance nutzen

Das im Auftrag der Bundesarbeitsagentur von der Bertelsmann Stiftung entwickelte Lernfeststellungsverfahren My Skills bietet Arbeitsplatzsuchenden und Arbeitgebern gleichermaßen Vorteile. Arbeitgeber sollten sich die Menschen mit ihren My-Skills-Ergebnissen wirklich anschauen. Denn das Verfahren ist praxisorientiert und hat tatsächlich Hand und Fuß. Übrigens: Die im Klempnersegment relativ neue My-Skills-Version wurde in anderen (Metall-)Berufen bereits sehr erfolgreich getestet. Für jede Testentwicklung ist ein kompetentes Expertenteam verantwortlich. Entsprechende Expertenrunden, bestehend aus Vertretern der Innungen und Kammern, Ausbildungsmeistern, Betriebsinhabern und Unternehmensvertretern aus Handwerk und Industrie, haben die konkreten Fragestellungen und My-Skills-Anforderungen überprüft und angepasst. Und alle Vertreter haben hinterher bestätigt, dass der Fragenkatalog so für sie passt. Auch Titanzinkexperte Berthold Ruck ist begeistert und sieht in My Skills ein überaus nützliches Instrument, das dem Fachkräftemangel effektiv entgegenwirken kann: „My Skills ist ausdrücklich kein Test oder gar eine Prüfung. Vielmehr soll My Skills als Validierungsverfahren zur Lernstandsfeststellung beitragen und dadurch lediglich Lücken aufzeigen, die gezielt gemeinsam mit der Arge nachqualifiziert werden können. Mein Tipp: Sprechen Sie Ihren regionalen Arge-Ansprechpartner auf dieses Feststellungsverfahren an!“

BAUMETALL meint dazu: „Das ist eine Aussage, die man in unserer ganzen Branche ernst nehmen sollte. Probieren Sie es aus!“

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