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Die Kuh auf dem Dach

Nach wochenlangem und pandemiebedingtem Hausarrest ist BAUMETALL endlich wieder unterwegs. Reiseziel ist der Spenglerfachbetrieb Lerchenmüller im Oberallgäu. Nach einem kurzen Zwischenstopp in der Vöhringer M.A.S.C.-Zentrale geht es zu zweit weiter. Begleitet werde ich von M.A.S.C.-Inhaber Martin Fischer, der die Jungs bei Lerchenmüller kürzlich mit Dachhelmen ausgestattet hat. Während Fischer neugierig auf das Feedback zu seinem neuesten Produkt ist, kann ich es nicht erwarten, organisatorische Besonderheiten des Fachbetriebes näher kennenzulernen. Nach kurzer Fahrt ist der direkt an der A7 gelegene Neubau in Sichtweite. Nur wenige Meter später (man gewinnt den Eindruck, der Firmensitz hätte einen eigenen Autobahnanschluss) sind wir am Ziel. Firmeninhaber Markus Lerchenmüller erwartet uns bereits am Personaleingang, sodass mir kaum Zeit bleibt, den großzügigen Neubau auf mich wirken zu lassen. Warum mir das architektonisch ansprechende Firmengebäude irgendwie bekannt vorkommt, sollte ich folglich erst später erfahren. Genauso die Geschichte zur auf dem Vordach über der Ladezone grasenden mintgrünen Kuh.

Markus Lerchenmüller und Daniel Bracke schätzen den gigantischen Zusammenhalt im Lerchenmüller-Team. Für die Geschäftsführer ist der familiäre Umgang mit den Mitarbeitern ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs

Bild links: BAUMETALL; Bild rechts: Lerchenmüller

Markus Lerchenmüller und Daniel Bracke schätzen den gigantischen Zusammenhalt im Lerchenmüller-Team. Für die Geschäftsführer ist der familiäre Umgang mit den Mitarbeitern ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs

Kaffee, Kässpatzen und viel Geschichte(n)

Mit einem freundlichen „Griaß di‘“ führt uns Markus Lerchenmüller vorbei an zahlreichen Getränkekisten in den, wie er sagt, wichtigsten Raum des Unternehmens: die Mannschaftsküche. Schnell gewinne ich den Eindruck, dass Spenglerliebe bei Lerchenmüller durch den Magen geht. „Unsere Mitarbeiter werden bestens versorgt“, erklärt der Firmenchef und serviert einen großen Kaffee. Einen Schluck später sind wir mittendrin im Fachgespräch. Ich erfahre, dass der Betrieb 1928 von Xaver Lerchenmüller gegründet wurde und dass Albert Lerchenmüller 1966 die Meisterprüfung zum Installateur und Spenglermeister abgelegt hatte. Dann berichtet der Spenglermeister von der ersten Langabkantmaschine des Unternehmens, einer 6-m-Griebel-Schwenkbiegemaschine mit mechanischer Programmierung. „Das war eine Sensation. Viele Allgäuer Firmen sind damals zum Biegen zu uns gekommen. Lange Profile mussten wir zum Wenden ins Freie tragen, weil es in der alten Werkstatt viel zu beengt war“, erinnert sich Lerchenmüller. „Damals“, so schildert der Fachmann weiter, „haben wir uns oft darüber geärgert, dass unsere Profile für Flachdachbungalows oder Fertiggaragen immer wieder einige Zentimeter zu kurz waren. Mit einem befreundeten Schlosser haben wir die Maschinen kurzerhand zerschnitten, um 1 m verlängert und wieder zusammengeschweißt.“ Dass dieser Einfallsreichtum bis heute erhalten geblieben ist spürt man bei Lerchenmüller in nahezu jedem Werkstattwinkel.

In der Lerchenmüller-Werkhalle stehen sich Langabkantmaschinen von Thalmann und Variobend gegenüber.  Das benötigte Vormaterial wird über selbst entwickelte, stapelbare Coilhaspeln zugeführt

Bilder: BAUMETALL

In der Lerchenmüller-Werkhalle stehen sich Langabkantmaschinen von Thalmann und Variobend gegenüber.
Das benötigte Vormaterial wird über selbst entwickelte, stapelbare Coilhaspeln zugeführt

Nachfolge geregelt

Pünktlich zur Mittagspause betritt Daniel Bracke den Raum. Gemeinsam mit seinem Halbbruder Markus Lerchenmüller (der in wenigen Monaten den wohlverdienten Vorruhestand antreten wird) verantwortet er seit geraumer Zeit die Geschicke des Unternehmens. Bracke, der seit 2004 Spenglermeister ist, wird die Firma schon bald alleine weiterführen. Der innovative Handwerker vertritt den Standpunkt, dass es durchaus gravierende Unterschiede zwischen einem Selbstständigen und einem Unternehmer gibt. Dazu gehört seiner Meinung nach auch die Top-Empfehlung, nach der Meisterschule den Betriebswirt des Handwerks zu machen: „Entsprechende betriebswirtschaftliche oder marketingstrategische Strategien werden auf der Meisterschule schlichtweg nicht vermittelt“, sagt Bracke, der vor Einfallsreichtum regelrecht zu sprühen scheint.

In der geräumigen Werkhalle bereiten zwei Lerchenmüller-Mitarbeiter Profile vor

Bild: Lerchenmüller

In der geräumigen Werkhalle bereiten zwei Lerchenmüller-Mitarbeiter Profile vor

Bild: Lerchenmüller

Mit Sicherheit ans Ziel

Nach einer ordentlichen Portion Kässpatzen geht es endlich los – werden Martin Fischer und ich durch die beeindruckend große Werkhalle und das darunterliegende Lager geführt. Der rund 20 Mitarbeiter starke Fachbetrieb ist entsprechend gut aufgestellt. Die Schwerpunkte des Unternehmens liegen in den Bereichen Industriebau, Fassade, Dach und Flachdach. Bitumen und Folien werden dabei ebenso verarbeitet wie Dachausstiege, Lichtkuppeln, Lichtbänder und diverses Sicherheitszubehör. Überhaupt wird Sicherheit bei Lerchenmüller großgeschrieben: So gehören Feuerlöscher zur Standardausrüstung der Montageteams. „Für unsere Dachhandwerker ist das ein Muss“, sagt Bracke. „Aber auch regelmäßige Schulungen unserer Mitarbeiter und entsprechende Kundeninformationen gehören zum Sicherheitskonzept unseres Unternehmens. Nicht zu vergessen die Ausstattung der Mitarbeiter mit persönlicher Schutzausrüstung, zu der neuerdings auch der M.A.S.C.-Dachhelm gehört.“ Der Dachhelm vereint Sicherheit, praktische Handhabung und Design. Dazu Martin Fischer: „Den optimalen Tragekomfort des Helms führen wir auf die bedingungslose Vermeidung scharfer oder scheuernder Kanten sowie den Helmschwerpunkt auf der Kopfmitte und das extrem geringe Helmgewicht zurück. Integrierte Lüftungsschlitze und fest miteinander verbundene Polster an Innenkern und Helmschale sowie der Verzicht auf störende Feststellschrauben, Verklebungen oder andere mechanische Bauteile sind weitere Pluspunkte.“

Beeindruckende Werkstatt

In der Werkstatt fallen zwei sich gegenüberstehende Langabkantmaschinen und ein großes Coillager auf. „Unsere Coilhaspeln sind eine Eigen­entwicklung“, erklärt Lerchenmüller und macht dabei auf das Stapelkonzept und das integrierte Bremssystem der Haspeln aufmerksam. Ebenso einfallsreich ist das Aufbewahrungs- und Sortiersystem für Tafelmaterial. Dicht an dicht stehende Regale mit vertikal angeordneten Einschüben bieten Platz für Metalltafeln unterschiedlicher Länge und Breite. Integrierte Maßbänder geben auf einen Blick Aufschluss über den Inhalt der entsprechenden Regale. Weitere Höhepunkte sind die überdachte Ladezone mit Hochregallager und Kranbahn, der Werkstattbereich für Kleinteile mit schwebenden, verschiebbaren Werkzeugstationen und die Lagerfläche im Untergeschoss.

Blick ins Lerchenmüller-Herz: In der Logistikabteilung werden Materialvorbereitung, Baustellenabläufe, aber auch die Zusammenstellung der Montageteams geplant

Bild: BAUMETALL

Blick ins Lerchenmüller-Herz: In der Logistikabteilung werden Materialvorbereitung, Baustellenabläufe, aber auch die Zusammenstellung der Montageteams geplant
Alles im Blick: Das Regalsystem eignet sich hervorragend zum Sortieren diverser Metallzuschnitte

Bild: BAUMETALL

Alles im Blick: Das Regalsystem eignet sich hervorragend zum Sortieren diverser Metallzuschnitte
Daniel Bracke erklärt das Funktionsprinzip des selbst entwickelten Tafellagers

Bild: BAUMETALL

Daniel Bracke erklärt das Funktionsprinzip des selbst entwickelten Tafellagers

Vergiss Excel

Überaus faszinierend ist der Blick ins Lerchenmüller-Herz. Hier in der Schaltzentrale des Unternehmens befinden sich zahlreiche verschiebbare Wände, die mit tabellenähnlichen Markierungen versehen sind. Daran haften unzählige bunte Magnete und Notizzettel, die Aufschluss darüber geben, welches Firmenfahrzeug an welcher Baustelle im Einsatz ist oder welche Mitarbeiter für welchen Zeitraum wo eingeplant sind. Die gesamte Logistik, von Materialanlieferung über Montagezeiträume bis hin zum Baustellenfortschritt, lesen Bracke und Lerchenmüller hier ab. Meldet sich ein Mitarbeiter krank oder kommt es zu Materialengpässen, kann das Orga-­Team blitzschnell reagieren, ohne den Überblick zu verlieren. „Das System ist über einen mehrjährigen Zeitraum gewachsen“, weiß Lerchenmüller, der sichtlich stolz auf sein analoges Planungsprogramm ist.

Großprojekte und Know-how

Am Beispiel des Center-Park-Neubaus in Leutkirch wird die Leistungsfähigkeit des Fachbetriebes deutlich. Dort hat das Team um Markus Lerchenmüller und Daniel Bracke 57 000 m² Bodenplatte abgedichtet, 8500 m Dachrinne und 12 000 Rinnenhaken montiert, 1250 Stutzen, 500 Rinnenböden und 3,5 km Ablaufrohre eingebaut. Außerdem wurden an dem gigantischen Projekt 250 Dachterrassen auf einer Gesamtfläche von 5200 m² mit einem Holzbelag ausgestattet. Dass dabei ein überaus enger Zeitplan eingehalten werden musste, erklärt sich laut Bracke von selbst: „Die enorme Herausforderung haben wir nur aufgrund sehr guter Planung und Vorfertigung gemeistert. Zum Beispiel wurden alle Rinnenhaken nach Plan in der Werkstatt vorgebogen und die Montagezeit wurde so drastisch verkürzt. Klar ist bei solchen Dimensionen aber auch die immense Bedeutung von Materialeinkauf und termingerechter Lieferung.“

Daniel Bracke zeigt Martin Fischer (M.A.S.C.) einen beschrifteten M.A.S.C.-Dachhelm, der zur persönlichen Schutzausrüstung aller Lerchenmüller-Mitarbeiter gehört

Bild: BAUMETALL

Daniel Bracke zeigt Martin Fischer (M.A.S.C.) einen beschrifteten M.A.S.C.-Dachhelm, der zur persönlichen Schutzausrüstung aller Lerchenmüller-Mitarbeiter gehört

A bissle dicht gibt’s nit!

„Marketing ist auch im Handwerk wichtig“, sagt Bracke und erklärt: „Aktuell informiert das Lerchenmüller-Team Kunden und Geschäftspartner getreu dem Motto: Ein bisschen dicht gibt es nicht.“ Stimmt, denke ich und komme zu dem Schluss, dass der Slogan bestimmt zum Nachdenken anregt. Aber auch der Internetauftritt des Unternehmens kann sich sehen lassen. Er spielt im Lerchenmüller-Marketingkonzept eine ebenso wichtige Rolle wie die Firmenbeschriftung auf Fahrzeugen, Arbeitskleidung oder auf dem M.A.S.C.-Dachhelm. Und auch die mintgrüne Kuh auf dem Vordach ist ein effektiver Werbeträger. Gestaltet wurde sie anlässlich einer regionalen Aktion, wo das Werbetier in der Innenstadt für jede Menge Aufmerksamkeit sorgte. Auf das Firmenvordach wurde die Kuh erst später gehievt. Dort ist sie inzwischen eine weithin sichtbare, wichtige Botschafterin des Unternehmens.

Die Zeit bei den Kollegen in Dietmannsried geht viel zu schnell vorbei. Sicher hätten wir noch stundenlang fachsimpeln oder uns über effektive Marketingkonzepte unterhalten können. Und erst jetzt, als ich die Rückfahrt antrete und auf der Autobahn am Firmengebäude vorbeifahre, fällt mir ein weiteres Marketingdetail auf: Die Silhouette des Lerchenmüller-Gebäudes entspricht eins zu eins dem Logo des Unternehmens. Ob das Zufall ist? 

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