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Praxisnahe Referate — BAUMETALL vor Ort

14. Deutscher Klempnertag

Auf dem alle zwei Jahre stattfindenden Klempnertag in Würzburg wurde erstmals der Europäische Architekturpreis „Metalldächer und -fassaden“ vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) verliehen. Die Aufgabe der Jury war alles andere als einfach, denn alle eingereichten 150 Arbeiten spiegelten in eindrucksvoller Weise den Stellenwert moderner Klempnertechnik in der Architektur wider. Den ersten Platz des mit 15 000 Euro dotierten Wettbewerbes teilen sich drei ebenbürtige Preisträger. Mit ihnen standen die Repräsentanten der sechs mit einer Anerkennung gewürdigten Projekte auf dem Podium in Würzburg. BAUMETALL 2/2008

Der Initiator der Wettbewerbes, ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Michael von Bock und Polach, wertete die Entscheidung der Jury als Ausdruck für die wachsende Bedeutung der Metallverarbeitung an Dach und Fassade. „Die insgesamt hohe Qualität der eingereichten Wettbewerbsbeiträge zeigt, welche herausragenden Verbindungen moderne Handwerkskunst und anspruchsvolle Architektur heute bereits eingehen.“ Dies sei auch eine willkommene Bestätigung für die Zielsetzung des Architekturpreises, die Leistungen und Werkkünste des Klempnerhandwerks in das Licht der interessierten Öffentlichkeit zu rücken. Michael von Bock und Polach: „Das Klempnerhandwerk ist ein modernes Handwerk, das alle Chancen für die Zukunft besitzt“.

Spezialisierung als Türöffner für Fachbetriebe

„Die Aufgaben werden vielfältiger, das ist einen positive Entwicklung“. Um diese Kernaussage skizzierte Bruno Schliefke, der Präsident des ZVSHK, das sich wandelnde Berufsbild des technisch immer anspruchsvoller werdenden Klempner-gewerkes. Er zeigte auf, wie die SHK-Organisation diesen Veränderungs- und Modernisierungsprozess mit der neuen Mustermeisterprüfung und dem neuen Rahmenlehrplan für die Meisterausbildung aktiv begleitet hat ( Seite 58 in vorliegender Ausgabe). Auch die aktuellen Bemühungen um eine neue Ausbildungsverordnung sind positiv zu bewerten. Darüber hinaus ist eine wachsende Spezialisierung bei den Fachbetrieben festzustellen. Die Modernisierungstendenz, die in hohem Maße den wachsenden technologischen Anforderungen an den Beruf geschuldet sei, bliebe nicht ohne Rückwirkung auf die Struktur des Gewerkes. Die aus dem Herbst 2007 stammende Konjunkturumfrage des ZVSHK zeigt auf, dass eine deutliche Verschiebung der Klempnerarbeiten stattfindet. Die Tendenz entwickelt sich weg von Unternehmen, die diese Leistung neben Sanitär, Heizung und Klima anbieten. Moderne Betriebe haben sich heute auf die Klempnertechnik spezialisiert.

Als Handwerker unter Handwerkern

Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler, hatte, wie schon in den Vorjahren, die Schirmherrschaft über den Architekturpreis übernommen. In seinem Grußwort wies der gelernte Klempnermeister auf die guten politischen und energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das Klempnerhandwerk hin. Er lobte das energetische Gebäudesanierungsprogramm ebenso wie die erfolgreichen Bemühungen, die den Klempner heute entgegen erster Widerstände, für die Ausbildung zum Gebäude-Energieberater zulassen. Sein Plädoyer an die Wichtigkeit der Gebäudehüllendichtheit zeigte, ebenso wie der Hinweis an die Fachbetriebe, sich mit den Themen Statik und erneuerbare Energien zu beschäftigen. Otto Kenzler ist ein ZDH-Präsident der Freude daran hat, als Handwerker unter Handwerkern zu sein. Darüber hinaus leitete er mit diesen praxisnahen Hinweisen gekonnt auf das rundum informative Tagungsprogramm hin.

Referate von der Praxis für die Praxis

Durch die Fachtagung führten Andreas Müller, technischer Geschäftsführer im ZVSHK sowie„Bundesfachgruppenleiter Klempner“ des ZVSHK, Rainer Schaefer aus Hamburg.

Thomas Jansen vom Rheinischen Institut für Bauschadensfragen referierte gemeinsam mit Gebäudeenergieberater Klaus Sturm von der NedZink-Anwendungstechnik Nord über die energieoptimierte Gebäudehülle. Unter Einbeziehung aktueller Rohölpreisentwicklungen sowie der Lebensdauer verschiedenster Bauteile an Gebäuden wurde festgestellt, dass es ratsam ist, Fassaden spätestens nach 15 Jahren zu sanieren. Nahezu 35 % des Gebäudebestandes durchläuft derzeit den ersten großen Sanierungszyklus. Gar 50 % des Gebäudebestandes stehen in den nächsten 20 Jahren rechnerisch zur Sanierung an. Das entspricht einer Sanierungsrate von 2,5 % jährlich oder 950 000 Wohneinheiten pro Jahr. Unter Einbeziehung der seit Oktober 2007 gültigen Energieeinsparverordnung und der damit verbundenen Regelungen für Außenbauteile an bestehenden Gebäuden zeichnen sich durchaus interessante Märkte ab. Wichtige Hintergründe sind etwa in den Regelungen für Außenbauteile festgehalten. Hier sind Höchstwerte für Wärmedurchgangskoeffizienten U, die nicht » überschritten werden dürfen, genannt. Diese Werte sind in der Energieeinsparverordnung im Anhang 3 der Tabelle 1 aufgeführt. Sie gelten jedoch nur dann, wenn Änderungsmaßnahmen im Zuge des erstmaligen Einbaus, des Ersetzens oder Erneuerns im Bereich von Bauteilen der wärmeübertragenden Umfassungsfläche vorgenommen werden. Dabei ist Folgendes zu beachten: Die aufgeführten Wärmedurchgangskoeffizienten U gelten nicht für Änderungen bei Außenbauteilen, Außenwänden, außenliegenden Fenstern, Fenstertüren und Dachflächenfenstern mit weniger als 20 % der Bauteilfläche gleicher Orientierung.

Gebäudedichtheit und Mindestluftwechsel

Bei der energetischen Gebäudesanierung muss darauf geachtet werden, dass die wärmeübertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig, entsprechend den anerkannten Regeln der Technik, abgedichtet ist. Zu errichtende Gebäude sind jedoch so auszuführen, dass der zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung erforderliche Mindestluftwechsel sichergestellt ist.

Mindestwärmeschutz und Wärmebrücken

Bei zu errichtenden Gebäuden sind Bauteile gegen die Außenluft, das Erdreich oder Gebäudeteile mit wesentlich niedrigeren Innentemperaturen abzugrenzen und so auszuführen, dass die Anforderungen des Mindestwärmeschutzes nach den anerkannten Regeln der Technik eingehalten werden. Dabei muss der Einfluss konstruktiver Wärmebrücken auf den Jahres-Heizwärmebedarf nach den im jeweiligen Einzelfall wirtschaftlich vertretbaren Maßnahmen so gering wie möglich gehalten werden. Dass diese Anforderungen auch beim Bau von Metallfassaden zu beachten sind, versteht sich von selbst.

ZVSHK-Fachinformation

Wie und wo Klempnerfachbetriebe die nötige technische Unterstützung zu energieoptimierten Gebäudehüllen aus Metall erhalten, darüber berichtete Klaus Sturm von der NedZink-Anwendungstechnik Nord. Er stellte ein Verzeichnis für Basisinformationen zur Thematik „Energieoptimierung aus Klempnerhand“ vor. Als Hilfestellung zum Auffinden weitergehender Informationen, etwa im Internet, erscheint zeitnah ein gedruckter Leitfaden – die ZVSHK-Fachinformation.

Die direkt beim Fachverband erhältliche umfangreiche Fachschrift vermittelt neben umweltpolitischen und wirtschaftlichen Aspekten einen weitreichenden Überblick. Auf Veröffentlichungen von Landesbauministerien wird dort ebenso verwiesen wie auf gesetzliche Grundlagen, Normen, Verlegerichtlinien und Fachvorschriften. Dabei werden die wichtigsten Basiswerke wie BGB, EnEV, Gebäudeenergiepass, Klempnerfachregeln sowie normative bauphysikalische Grundlagen kurz Erläutert. Verschiedenste Dachaufbauten und -konstruktionen werden vorgestellt und unter bauphysikalischen und energetischen Gesichtspunkten erläutert.

Auch ein Informationsregister mit einer Zusammenstellung von nützlichen Informationsquellen zu den Themen Beratung, Weiterbildung, Ausführung und Systemtechnik darf dabei nicht fehlen. Die Preisgestaltung ist noch ungeklärt.

Stellvertretend für seinen Kollegen Leonard Knobloch informierte Dipl.- Ing. Udo Wirges, Referent Technik beim ZVSHK, die Zuhörer über die Folgen des Klimawandels. Er beschränkte sich dabei auf für die Klempnerbranche wesentlichen Bereiche. Statistiken und Auswertungen von Naturereignissen der vergangenen Jahre belegen die Zunahme von extremen Temperaturen, Stürmen und Überschwemmungen. Für die Rückversicherer geraten daher die Berechnungsgrundlagen zur Abdeckung der Gebäudeversicherungen ins Wanken. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass zukünftig für Gebäude mit nachweislich sturmsicheren Metallbedachungen Rabatte von den Gebäudeversicherern gewährt werden.

DIN 1055-4 – Klimaveränderung und die Folgen

Eng am Thema stellte Dipl.-Ing. Bernd Konrath vom Institut für Industrieaerodynamik in Aachen folgende Fragen: Sind Stürme noch berechenbar? Was bedeutet die neue DIN 1055-4? Wie wirken sich die erhöhten DIN-Anforderungen auf die Umsetzung aus? Die Ausführungen des Spezialisten für Windengineering schilderten das Strömungsverhalten verschiedener Baukörper und machte die Naturgewalten zumindest in der Theorie greifbar. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die neue DIN 1055-4, die nun vier Windzonen (WZ) unterscheidet:

WZ 1: Binnenland niedrig: Vref,10 = 22,5 m/s, qref,10 = 0,32 kN/m²

WZ 2: Binnenland erhöht: Vref,10 = 25,0 m/s, qref,10 = 0,39 kN/m²

WZ 3: Küste: Vref,10 = 27,5 m/s, qref,10 = 0,47 kN/m²

WZ 4: Nordsee: Vref,10 = 30,5 m/s, qref,10 = 0,56 kN/m²

Darüber hinaus berücksichtigt die neue Norm Geländeformen in vier Kategorien. Derzeit beschäftigt sich der Fachausschuss der Bundesfachgruppe Klempner mit der Überarbeitung der Fachregeln. Die Änderungen werden zeitnah bekannt gegeben. Neuerungen wird es voraussichtlich bei Abmessung und Anordnung der Haftanzahl an Rand- und Eckbereichen geben. Bis dahin gelten die aktuellen Tabellen und Windlastzonen zur Bestimmung der Haftanzahl bei Stehfalzbedachungen.

Versicherungsvorteile für Metallbedachungen

Filialdirektor Matthias Frank von der Signal Iduna Gruppe prognostizierte einen deutlich steigenden Versicherungsbedarf beispielsweise für Sturm-, Hagel- und Elementarversicherungen, Teilkaskoversicherungen, Haftpflichtversicherungen und anderen Gebäudeversicherungen. Gleichzeitig wies der Versicherungsexperte darauf hin, dass nicht alle Risiken versicherbar sind. So besteht etwa bei starker Gefährdung keine Möglichkeit, ein Gebäude zu versichern. Eine entsprechende Zonierung kann die verschärfte Gefahrenlage an den Versicher-ungsschutz jedoch anpassen. Der wichtige Hinweis, dass im Schadensfall die Katastrophenhilfe nur dann greift, wenn der verursachte Schaden nicht versicherbar war, zeigt die Brisanz des Themas. Grundsätzlich liegt die Verantwortung für Bauobjekte in gefährdeten Gebieten bei den Planern, dem Bauherrn und den Kreditgebern.

Die Entwicklung für den Gebäudeversicherungsschutz von morgen zeichnet sich bereits ab und wird als „Klimawandelzuschlag“ bezeichnet. Dahinter verbirgt sich die Aufnahme von langfristigen Gefährdungszyklen in entsprechende Tarife. Verstärkte Vermarktung und Einführung von Selbstbehalten fordern die Verantwortlichen zum eigenen Risikomanagement auf. Unter Berücksichtigung der genannten Aspekte diskutieren Versicherungsexperten bereits über Versicherungsvorteile für metallgedeckte Gebäude.

Sonderpreis „Energie + Architektur“

Ein neues ertragreiches Geschäftsfeld für das Klempnerhandwerk sieht der ZVSHK im Zusammenspiel von innovativer Energietechnik und kreativer Gegenwartsarchitektur. Erstmals wurde daher ein Sonderpreis „Architektur + Energie“ vergeben. Die Anforderungen nach maximaler Energieeinsparung und höchster Energieeffizienz werden die Baukunst zukünftig wesentlich beeinflussen. Der Sonderpreis soll herausstellen, welche energetischen Potenziale und gestalterische Optionen Handwerk und Architektur gemeinsam realisieren können. Erster Preisträger des mit 5 000 Euro dotierten Sonderpreises ist das Objekt Freiburger „Sonnenschiff“ des Architekten Rolf Disch.

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