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Aluminiumfassade mit „Baumstamm-Struktur“

Blick ins Verborgene


Einen besonderen „Einblick“ gewährt dieser Tage die laubfreie Bewaldung in der Nähe des Stuttgarter Fernsehturmes. Unmittelbar hinter einem backsteinfarbenen, historischen Wasserturm befindet sich der Neubau des Wasserhochbehälters Jahnstraße im Stadtteil Degerloch. Bei „laufendem Betrieb“ ersetzte das EnBW-Regionalzentrum Stuttgart beide aus den Jahren 1930 und 1950 stammende Wasserkammern durch zwei neue Behälter mit einem Gesamt-Fassungsvermögen von 15 000 m³.

In Abstimmung mit dem Forstamt sollte die Zahl der für den Neubau zu fällenden Bäume auf ein Minimum beschränkt und die Waldfläche wieder renaturiert werden. Insbesondere wegen der Gestaltung des Außenbereiches sowie der Integration des Speichers in dem von Wald umgebenen Standort, gab es eine Vielzahl von Gesprächen mit dem Stadtplanungsamt, dem Grünflächenordnungsamt, dem Forstamt und dem Amt für Denkmalschutz.

Architektonische Gestaltung und Integration ins Landschaftsbild

Unterschiedliche Farben geben der Metallfassade aus Farbaluminium der Marke Falzonal ein besonderes Erscheinungsbild. Einzelne Scharen sollen zudem durch Waldreben berankt werden. Farblich tritt das neue Gebäude deutlich in den Hintergrund: Es „tarnt“ sich, der Struktur des Waldes angepasst, durch eine vertikale „Baumstamm-Struktur“ der Fassadenbekleidung. Das Flachdach wird extensiv begrünt, so dass beispielsweise bei einem Blick vom Fernsehturm weiterhin grüne Landschaft zu sehen sein wird. Zur landschaftlichen Einbindung des Bauwerkes sind die Wände im oberen Bereich abgeschrägt.

Der Speicher wurde als sogenannte „Weiße Wanne“ aus wasserundurchlässigem Beton gebaut, was hohe Ansprüche an die Bauausführung bezüglich der Betontechnologie stellt. Entsprechend den für den Trinkwasserbereich geltenden Vorschriften des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) kamen ausschließlich mineralische Baustoffe zum Einsatz.

Unbelüfteter Fassadenaufbau

Auf die betonierte, im oberen Bereich abgeschrägte Betonwand-Fläche wurde ein bituminöser Voranstrich sowie die aus 18 cm starkem Foamglas T4-040 bestehende Dämmschicht vollflächig aufgeklebt. Das leicht zu bearbeitende druckfeste Dämmmaterial besteht aus Millionen vollständig geschlossener Glaszellen. Dank dieser Zellstruktur zeichnet sich Foamglas mit Eigenschaften wie absoluter Wasser- und Dampfdichtigkeit, hoher Druckfestigkeit und Maßbeständigkeit aus. Zudem ist Foamglas unverrottbar, säurebeständig, nicht brennbar und eignet sich für Betriebstemperaturen von -260°C bis +430°C. Die außergewöhnlichen Produkteigenschaften des Sicherheitsdämmstoffes führen zu besonderer Eignung beim Bau von Trinkwasserbehältern. Die Tauwasserentstehung auf der Innenseite von Behälterflächen muss aus hygienischen Gründen vermieden werden. Die Folge von Tauwasserbildung können Bauschäden, Korrosion, Pilzbefall oder Verkeimung des Trinkwassers sein. Mit dem wasser- und dampfdichten Dämmstoff aus geschäumtem Glas wird die Tauwasserbildung dauerhaft ausgeschlossen bzw. deutlich reduziert.

Mit der Zahntraufel brachten die Verarbeiter auf der Rückseite der Foamglasplatten sowie an den Stoßfugen Bitumenkaltkleber auf. Die Platten wurden im Verband verlegt, überschüssiger Kleber wurde nach Anhärtung plattenbündig abgestoßen. Die mechanische Sicherung der Foamglasplatten erfolgte einerseits über ein Auflager im Sockelbereich. Andererseits über sogenannte, auf der Betonoberfläche befestigte F-Anker. Dieses System ist vollkommen wärmebrückenfrei. Angepasst an Falzraster und Deckbreite der Falzonal-Stehfalzfassade erfolgte der nächste Arbeitsschritt dämmstoffaußenseitig.

Die Monteure der Eitle GmbH klebten spezielle, auf Foamglas abgestimmte und in die Dämmung eingedrückte Metallplatten auf. Dazu kam der bitumenbasierte, kunststoffvergütete und lösungsmittelfreie Zwei-Komponenten-Kleber, PC 56 zum Einsatz. Der hydraulisch abbindende Kleber ist nach dem Aushärten flexibel, beständig gegen zahlreiche salzige Lösungen, Wasser und schwache Säuren. PC 56 wird auch zum Anbringen von Foamglas-Platten auf saugenden und nicht saugenden Untergründen oder zum gegenseitigen Verkleben der Platten verwendet. Eine auf den Foamglasplatten aufgebrachte, kaltselbstklebende Polymerbitumenbahn sichert die metallischen Befestigungselemente gegen Windsog. Zudem fungiert sie als Sekundärabdichtung und Trennschicht. Zur späteren Fixierung der Falzonalbekleidung wurden Edelstahl-Schiebehaften durch die Polymerbitumenbahn in die Metallplatten geschraubt.

Fazit

Durch den Einsatz von Foamglas konnte auf eine Holzschalung ebenso wie auf eine Fassadenhinterlüftung verzichtet werden. Die zuvor sorgfältig im Dämmmaterial angeformten Rundungen wurden durch eine entsprechende Profilierung der Scharen passgenau überdeckt. Auf den Winkelstehfalzen aufgeklemmte Drahtseilsysteme aus Edelstahl fungieren als Kletterhilfe für die Fassadenbegrünung. Im Klemmbereich wurden die Winkelfalze doppelt geschlossen. Zur Strukturierung der Aluminiumfassade entschied sich die EnBW Regional AB (Regionalzentrum Stuttgart) mit Unterstützung des Stuttgarter Architekten Robert Brixner für den Einsatz der Falzonal-Standardfarben zinkgrau und anthrazitgrau.

Als Dachaufbau war für das „extensiv“ begrünte Flachdach eine wartungsarme und möglichst langlebige Konstruktion gefordert. Die Entscheidung fiel daher auf ein Foamglas-Kompaktdach, bei dem die Schaumglas-Dämmplatten vollflächig auf den vorbehandelten Untergrund mit Heißbitumen aufgeklebt wurden. Darauf folgte ein Bitumen-Deckabstrich der mit zwei vollflächig verklebten Dachdichtungsbahnen, die eine dauerhafte Basis für den weiteren Aufbau bieten. Die hohe Feuchte- und Druckbelastung aus dem begrünten Dachaufbau können dem robusten Dämmstoff nichts anhaben. Durch den vollflächig verklebten ­kompakten Schichtenaufbau ist das Dach unterlaufsicher und langlebig. Die ­ begrünte Dachfläche fügt sich optimal in die bewaldete Umgebung ein.

* Dipl.-Ing. Robert Brixner ist freier Architekt u. Regierungsbaumeister, wohnhaft in Stuttgart

** Dipl.- Ing. (FH) Werner Pfahler ist Teamleiter für Bauwerke und Speicher bei der EnBW Regional AG, Regionalzentrum Stuttgart

Robert Brixner* und Werner Pfahler**

Bautafel

Bauherr und Planer:

EnBW Regional AG Regionalzentrum Stuttgart

Architektur Fassade:

Dipl.-Ing. Robert Brixner, Stuttgart

Ausführender Fachbetrieb:

Dieter Eitle GmbH, Dachdecker mit

Klempnerfachabteilung, Neu-Ulm

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