Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Restauriertes Schmuckstück

Ein erstklassiges Ergebnis kommt dabei heraus, wenn zwei Klempnermeister in einem Gemeinschaftsprojekt zusammenarbeiten. Eine solche Kooperation erwies sich als Glücksfall für eine Laterne am Schloss Loburg nahe Ostbevern (NRW). Das Prachtstück wurde in professioneller Arbeitsteilung denkmalgerecht restauriert. Klempnermeister Michael Messerschmidt fertigte die Ornamente in seinem Fachbetrieb in Fambach. Dort entstehen neben Metallen für Dach und Fassade auch die Originalprodukte der Marke Nakra. Der Traditionsbetrieb Hubert Plenter aus Münster, den Geschäftsführer Gerald Plenter in dritter Generation leitet, übernahm die Installation der Bauteile. Die Sanierungsarbeiten wurden im Oktober 2017 erfolgreich abgeschlossen.

Für die Laterne samt Kuppel, die auf einem Seitenflügel des Gebäudes thront, wurden viele Bauteile auf Maß gefertigt. Diese Sonderanfertigungen bilden die historischen Zierornamente und die frühere Bekleidung originalgetreu nach. Die sanierungsbedürftige, alte Eindeckung wurde abmontiert, weil die Eindeckung nicht mehr sturmsicher und die Kuppel undicht war. Die Laterne zeichnet sich durch ihren kreisrunden Grundriss aus. Acht Fenster leiten das Licht ins Gebäude. Der Fachbetrieb aus Thüringen fertigte acht Schneckenornamente für die Wände zwischen den Fenstern, das kreisrunde Sockelprofil mit den Zieraufsätzen sowie den Gesimskranz über den Fenstern und Säulenbekleidungen. Die Bauteile stellen perfekte Reproduktionen der historischen Bekleidung dar. Neu entstand ebenfalls eine Turmbekrönung, die aus einem Sockel mit Kugelornament und einem Kreuz besteht. Zur Herstellung der Schmuckelemente kamen fast vergessene Klempnertechniken zum Einsatz: „Bei den Ornamenten handelt es sich um Drück-, Zieh- und Prägeteile aus Zink“, betont der Geschäftsführer von Nakra. Das trifft auch auf die Kugel und das Kreuz zu.

Knifflige Details

Die Wahl fiel auf walzblankes Titanzink der Marke VMZinc Naturel. Die Wetterfestigkeit des Werkstoffs war das ausschlaggebende Kriterium für die Entscheidung. Unter freier Bewitterung bildet sich auf der Oberfläche eine dünne Oxidschicht, die vor weiteren Einflüssen schützt. Zum Bau der Ornamente diente Material der Stärke 1 mm. Je nach Lichteinfall schimmert die Bekleidung silbergrau bis hellblau. Damit kontrastiert ihr Farbton wirkungsvoll das Anthrazit des schiefergedeckten Schlosses. Michael Messerschmidt und Gerald Plenter sind sich einig. „Das Zusammenspiel von der Anfertigung der Sonderteile in unserer Werkstatt bei Nakra bis zur Montage durch die Fachleute von Plenter auf der Baustelle hat bestens funktioniert“, resümiert Messerschmidt.

Um das Gewölbe zu bekleiden, war der Münsteraner Traditionsbetrieb mit drei Klempnern vor Ort. Die Handwerker verlegten die 0,7 mm starken Titanzinktafeln per Flachfalztechnik auf der gewölbten Holzschalung und befestigten sie mit Edelstahlhaften. „Die Flachfalze wurden bei den einzelnen Flächen immer zur wetterabgewandten Seite angeordnet. Die einzelnen Teilstücke für die Kuppel sowie die Gurtbögen haben wir auf Maß in der Werkstatt von Plenter gefertigt“, erklärt der Geschäftsführer. Die Größe der Profile nimmt vom Fuß bis zur Spitze der Kuppel ab, während ihr Format vom Rechteck ins Trapez übergeht. Eine Unterspannbahn trennt die Metalleindeckung von der Schalung. Beim Verlegen passten die Handwerker die ursprünglich planen Tafeln zudem an die gewölbte Oberfläche der Kuppel an.

Vom Bogen bis zur Spitze

Genau acht Gurtbögen auf dem Gewölbe betonen die senkrechte Linienführung der Schneckenornamente und führen diese bis zur Spitze fort. Um diesen Stil hervorzuheben, installierte der Fachbetrieb ungekürzte Profile auf den Bögen, die ihre besondere Form durch eine gewölbte Holzunterkonstruktion erhalten. Um die Bekleidungen der Bögen sicher zu fixieren, wurden die gerundeten Zinkprofile mit Haften befestigt. Ein interessantes Detail bleibt unsichtbar: Eine Halterung aus Edelstahl, die der Fachbetrieb mit der Holzschalung verschraubte, stabilisiert die Bekrönung. Aufgrund ihrer exponierten Lage mit dem aufragenden Kreuz wurde die neue Außenhaut aus VMZinc ans Blitzschutzsystem des Gebäudes angeschlossen. Das bewahrt die Laterne bei Blitzeinschlag vor Überspannungsschäden. Die Bekleidung der Bereiche rund um die Fenster erwies sich als aufwendig, da diese mit extra verzierten Bauteilen ausgestattet wurden. Jedes Profil unter den Fenstern enthält konkave und konvexe Wölbungen sowie mehrere Ornamente in Form von Halbkugeln. Die Laterne erforderte außer der Metallformung und Falztechnik zahlreiche klassische Verfahren des Klempnerhandwerks: Löttechniken kamen auch bei der Montage der gekanteten Profile über den Fenstern zum Einsatz.

Wasserschloss im Münsterland

Das Original so genau wie möglich wiederherzustellen bildete zu jedem Zeitpunkt den Maßstab der Arbeiten. Eine denkmalgerechte Sanierung wie diese wäre ohne das Klempnerhandwerk undenkbar gewesen. Das Bauwerk mit seiner wechselvollen Geschichte steht einige Kilometer nordöstlich von Münster und zählt zu den Sehenswürdigkeiten des Ortes Ostbevern. Seine heutige Gestalt erhielt das Gebäude erst durch einen Wiederaufbau in den Jahren 1900 bis 1901. Zuvor, 1899, hatte ein Brand das frühere Barockschloss von 1760 fast völlig zerstört. Das wieder errichtete Schloss ähnelt zwar dem früheren Bau, ist jedoch fast doppelt so groß wie der vorherige. Weil es von künstlich angelegten Gräben umgeben ist, trägt es die Bezeichnung Wasserschloss. Genutzt wird das Bauwerk, das sich in Privatbesitz befindet, seit 1951 als Gymnasium mit Internat in kirchlicher Trägerschaft. Die Arbeiten erweisen sich als Aushängeschild für die ausführenden Fachbetriebe und die Branche insgesamt. Ein Gebäudeflügel über einem Wassergraben schmückt sich mit der restaurierten Laterne.

Bautafel

Projekt:Sanierung einer Laterne samt Kuppel am Schloss Loburg, nordwestlich von Münster, NRW

Bauvorhaben:Umbau und Sanierung des historischen Kapellenturms am Schloss. Gymnasium Johanneum, Loburg, Ostbevern

Bauherr:Bistum Münster vertreten durch das Bischöfliche Generalvikariat

Architekt:Fritzen + Müller-Giebeler Architekten, Münster

Material:Ornamente: Titanzink 1,0 mm der Marke VMZinc Naturel, Eindeckung: Titanzink 0,7 mm der Marke VMZinc Naturel

Fachbetriebe:Michael Messerschmidt, Original Nakra, Fambach, Thüringen, www.nakra.de Hubert Plenter GmbH, Münster, www.plenter.ms

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ BM E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Themenhefte
+ Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
uvm.

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen