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Drunter und drüber

Ist Ihr Dach fit für den Winter? So oder ähnlich könnte ein Beratungsgespräch beginnen, doch leider finden ausgerechnet im Herbst die wenigsten Fachleute Zeit zur Kundenpflege. Das ist schade, denn gerade kurz vor dem Winter sind Hausbesitzer für Baumaßnahmen, die Dächer und Gebäude wintersicher machen, besonders empfänglich. Schneelawinen zu vermeiden gehört ebenso dazu wie das Ergreifen von Schutzmaßnahmen für Dachkonstruktionen oder Aufdachanlagen – beispielsweise solche zur Stromerzeugung. Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist dabei die gleichmäßige Lastverteilung der Schneemassen auf der Dachfläche. Wer bereits bei Planung und Neubau entsprechende Maßnahmen berücksichtigt, ist im Vorteil. Wesentlich schwieriger ist es, bestehende Stehfalzbedachungen aufzurüsten. Erst recht dann, wenn Lage, Art und Position der verwendeten Hafte unbekannt sind. Oft erweist sich der nachträgliche Einbau von Leisten als einzig praktikable Lösung.

Wesentliches zur Metalloberfläche

In manchen Regionen werden noch immer Stehfalzbedachungen aus verzinkten Stahlblechen hergestellt und nachträglich unter Baustellenbedingungen lackiert. Solche Anstriche sind erfahrungsgemäß jedoch nur bedingt alterungsbeständig. Die Lacke verblassen oft durch UV-Einstrahlung oder blättern im Laufe der Zeit sogar vollständig ab. Neben der entsprechenden optischen Beeinträchtigung steigt damit auch die Korrosionsgefahr. Die Wartung solcher vor Ort lackierter Oberflächen ist generell aufwendig und in schwer zugänglichen Dachbereichen – etwa unter PV-Anlagen – überaus schwierig. Für Metallbedachungen und Schneefanganlagen sollte daher möglichst wartungsfreies Material eingesetzt werden. Gleiches gilt auch bei der Montage von Schneefangsystemen und anderen technischen Anlagen. Konkret bedeutet dies, auf den Einbau rostanfälliger Metalle sowie auf Anstriche aller Art weitestgehend zu verzichten. Alternativen stellen wartungsarme Metalle dar. Neben farbbeschichtetem Aluminium, Kupfer oder Titanzink werden speziell in den Regionen des Alpenvorlandes Stehfalzbedachungen aus Edelstahl immer beliebter. Je nach Hersteller sind letztgenannte (zumindest für den Laien) kaum von verzinkten Eindeckungen zu unterscheiden. Ein solcher Werkstoff ist beispielsweise der verzinnte Edelstahl Roofinox Zinn.

Verzinnter Edelstahl

Ähnlich wie bei verzinktem Stahlblech erhält auch Roofinox Zinn durch natürliche Patinierung eine gräuliche Oberfläche. Dieser Bewitterungsprozess stellt eine hervorragende Ergänzung der ohnehin guten Werkstoffeigenschaften dar. Darüber hinaus weist verzinnter Edelstahl eine sehr gute Lötbarkeit auf. Voraussetzung ist jedoch, dass die zu verbindenden Oberflächen metallisch blank, sauber und fettfrei sind. Ferner müssen für eine ausgezeichnete Lötqualität Flussmittel auf Phosphorsäurebasis verwendet werden. Roofinox warnt ausdrücklich vor dem Einsatz von Flussmitteln auf Chlorid- oder Salzsäurebasis und empfiehlt das Flussmittel Roofinox FLM. Dies stellt eine ausreichende Beseitigung der dünnen Passivschicht sicher und verhindert deren erneute Bildung während des Lötvorganges. Darüber hinaus sorgt Roofinox FLM für eine optimale Benetzung und Reinhaltung der Lötzone. Laut Hersteller wird empfohlen, vor Arbeitsbeginn Lötversuche durchzuführen und Flussmittelreste nach dem Löten unbedingt mit sauberem Wasser zu entfernen. Bei besonderen Ansprüchen an die Lötverbindung helfen die Roofinox-Techniker weiter.

Mechanische Belastbarkeit von Stehfalzbedachungen

Bei der Materialwahl der Befestigungskomponenten sowie bei deren Verarbeitung sind thermische Beeinflussungen besonders zu berücksichtigen. Wichtig ist dabei auch Art, Anzahl und Position der verwendeten Hafte. Dazu geben die ZVSHK-Klempnerfachregeln unter Berücksichtigung der Windlastannahmen nach DIN 1055-4 Auskunft und zwar über:

  • die Position der Schiebehafte
  • die Position der Festhafte
  • die zulässige Mindestanzahl von Fest- und Schiebehaften

Darüber hinaus ist die Beschaffenheit der Hafte in den Fachregeln genau definiert. Namhafte Hersteller wie die Schneefangsysteme Rees GmbH und Co. KG bieten entsprechende Hafte mit abgerundeten Ecken und Sicken an. Der ausgesteifte Haftsockel wirkt unbeabsichtigt hochstehenden Ecken entgegen und verhindert somit eine Beschädigung oder Durchscheuerung der Dacheindeckung. Rees-Schiebehafte mit 55 mm Gleitbereich sind aktuell übrigens in fünf unterschiedlichen Ausführungen für Falzhöhen von 25 bis 38 mm lieferbar. Damit sind bei Stehfalzbedachungen folgende Maximalscharenlängen möglich:

  • Titanzink-Stehfalzdeckung bis 12 m (10 m laut Klempnerfachregel)
  • Edelstahl-Stehfalzdeckung bis 16 m (14 m laut Klempnerfachregel)
  • Aluminium-Stehfalzdeckung bis 11 m (10 m laut Klempnerfachregel)
  • Kupfer-Stehfalzdeckung bis 14 m (10 m laut Klempnerfachregel)
  • Stehfalzdeckungen aus verzinktem Stahl bis 16 m (14 m laut Klempnerfachregel)

Sollen längere Scharen verarbeitet werden, stehen spezielle Rees-Langschiebehafte zur Verfügung. Rees bietet ergänzend dazu einen umfassenden Downloadbereich an, in dem unter anderem auch entsprechende Montagehinweise zu finden sind.

Aufbauten und Klemmsysteme

Damit Metalldächer auch nach der Montage von Aufbauten wie Stegen, Trittstufen oder Solar- und Photovoltaikanlagen so gut bleiben wie ihr Ruf, müssen einige Parameter berücksichtigt werden. Dies gilt auch dann, wenn die Stehfalze im Winter durch Schneefangeinrichtungen bzw. punktuell zurückgehaltenen Eis- und Schneemassen stark belastet werden. Bei erhöhten statischen Anforderungen an die Falze kommt es darauf an, eine möglichst gute Haftverteilung zu erreichen. Dies gelingt beispielsweise durch den Einsatz schmaler Scharen sowie die Erhöhung der Haftanzahl. Durch die somit erreichte gleichmäßige Lastverteilung kann sogar die Anzahl der Schneefangreihen (zum Beispiel aus optischen Gründen) reduziert werden. Speziell bei Dachaufbauten wie Schneefang- oder Photovoltaiksystemen ist eine sorgfältige Planung unerlässlich. Neben den Fachregeln des ZVSHK geben beispielsweise auch die Rees-Herstellerrichtlinien sinnvolle Hinweise zum fachgerechten Einbau entsprechender Systeme. Auf der Internetseite www.rees-oberstdorf.de/montageanleitungen.html sind die wichtigsten Grundvoraussetzungen zur sicheren Planung und Ausführung abrufbar.

Beispielhafte Montage

Das Dach des hier vorgestellten Gebäudes wurde mit verzinntem Edelstahl der Marke Roofinox Zinn eingedeckt. Die ausführenden Spengler hatten unter Berücksichtigung der örtlich vorherrschenden klimatischen Bedingungen zunächst folgende Punkte zu klären bzw. zu überprüfen.

  • Wo sind Dachdurchdringungen geplant?
  • Welche Dimension und Befestigungsmittel benötigen Dachrinnen- / Fallrohre?
  • Ist die Beschaffenheit der Holzschalung eben?
  • Ist der Belüftungsquerschnitt der Dachkonstruktion ausreichend?

Bei der Eindeckung mit Edelstahlblechen ist eine strukturierte Trennlage generell nicht notwendig. Beim hier vorgestellten Bauvorhaben wurde zum Schutz der belüfteten Vollholzschalung (Wetterschutz) eine diffusionsoffene Trennlage eingesetzt. Die Scharen wurden direkt auf dieser Trennlage montiert – die indirekte Befestigung erfolgte mit Rees-Fest- und -Schiebehaften sowie Edelstahl-Rillennägeln. Die Verlegung des geprägten und bereits mit unterseitiger Schallschutzfolie beklebten Roofinox Zinn 1.4510 war problemlos. Durch die geprägte Oberfläche ergibt sich ein optisch ruhig wirkendes Metalldach – eventuell auftretende kleine Materialverspannungen sind unauffällig. Bei der Montage verzinnter Stehfalzbedachungen ist nach aktuellen Verlegerichtlinien der Einsatz geeigneter Falzdichtmittel notwendig.

Der Blechdach-Schalldämpfer

Roofinox Acustic ist eine speziell zur Minimierung von Prasselgeräuschen entwickelte Schallschutzfolie. Das Produkt eignet sich für Stehfalzbedachungen und andere Metalldächer sowie für Fassadenelemente, Gauben, Fensterbänke, Abdeckungen uvm. Die selbstklebende Folie haftet laut Hersteller auf handelsüblichen Bedachungsmaterialien wie Edelstahl, Aluminium und Kupfer. Ein physischer Test belegt die Wirkungsweise von Roofinox Acustic. Durchgeführt wurde dieser vom akkreditierten Prüf- und Inspektionsinstitut gbd Lab in Dornbirn, Österreich. Die Testreihe wurde an die Norm DIN EN ISO 10140 „Akustik-Messung der Schalldämmung von Bauteilen im Prüfstand“ angelehnt – der Prüfungsaufbau war dabei wie folgt:

  • Die jeweilige Schar wurde fest umlaufend und aufliegend fixiert.
  • Von oben aus wurde der Trittschall-geber aktiviert.
  • Unterseitig wurde der Lärm, der sich nach unten überträgt, gemessen.

Die Testergebnisse sind eindeutig. Sie bestätigen eine Dämpfung bis zu – 15 dB in der entsprechenden Frequenz. Außerdem reduziert Roofinox Acustic das Trittschallmaß nachweislich um bis zu – 7 dB. Da das menschliche Ohr im Mitteltonbereich besonders empfindlich ist, wirkt sich der erreichte Schallschutz besonders gut aus. Nach DIN EN ISO 10140 Teil 3 „Messung der Trittschalldämmung“ reduzieren sich die Werte bei 250 mm Breite um – 6 dB und bei 330 mm Breite um – 7 dB. Weitere Vorteile sind die Minimierung störender Flattergeräusche, die Verbesserung der Flächenstabilität sowie die einfache Aufbringung des Produktes. Die Schallschutzfolie trägt dabei nur minimal auf und sie ist nicht brennbar (Klasse A2). Insgesamt überzeugt Roofinox Acustic somit durch ausgezeichnete Ergebnisse.

Zertifizierte Systeme

Ebenso wichtig waren die exakte Bemessung der Schneefanganlage und die daraus resultierende flächige Verteilung des Schneefangsystems. Der zusätzliche Einbau von Schnee- und Eisstoppern verhindert, dass in der Übergangszeit keine dünnen Eisschichten unter den Schneefangrohren durchrutschen können. Die Schneefangsysteme Rees GmbH & Co. KG aus Oberstdorf im Allgäu gehört zu den führenden Herstellern für Haft- und Schneefangsysteme. Seit Jahren sind Rees-Mitarbeiter um die Qualität der Produkte bemüht. Bisher wurde dies unter anderem mit Zertifikaten des TÜV Süd für Rees-Produkte bestätigt. Aber auch die Rees-Trittstufenhalterungen für Stehfalzdächer oder für industrielle Profile wurden entsprechend dokumentiert. Darüber hinaus unterzog Rees seine Schneefangsysteme umfangreichen Praxistests. Somit konnte nachgewiesen werden, dass Rees-Produkte den Anforderungen aktueller Normen entsprechen. Als erweiterten Service führte Rees vor geraumer Zeit die Grundlage für eine optimale Beratung und Berechnung bezüglich der Dimensionierung des Schneefangs unter Berücksichtigung der Lastannahmen nach DIN EN 1991-1-3 ein. Auch dies wurde vom TÜV Süd zertifiziert. Das umfängliche in sämtliche Produktrichtungen und Betriebsbereiche greifende Qualitätsdenken der Oberstdorfer wird durch die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001:2008 nochmals bestärkt. Um dem stetig steigenden Qualitätsbewusstsein des Marktes zu begegnen und Rees-Produkte unverwechselbar zu machen, sind diese mit dem R-Logo gekennzeichnet.

Schneefangsysteme Rees GmbH & Co. KG, Oberstdorf

www.rees-oberstdorf.de

Gerichtsurteile betreffend Eiszapfenbildung

Frage: Ein Auto wurde von herabfallenden Eiszapfen beschädigt.

Von wem kann die Regulierung des Schadens verlangt werden?

Antwort: Keinen Schadensersatz kann verlangen, wer bei extremen winterlichen Verhältnissen sein Auto so neben einem Gebäude abstellt, dass dies trotz eines Schneefanggitters auf dem Dach durch herabfallende Eisbrocken beschädigt wird (Kammergericht Berlin, 11 U 17/10).

Jedermann müsse sich nämlich selbst vor Dachlawinen schützen. Nach Meinung des Amtsgerichts Berlin-Spandau (15 C 26/11) soll ein Hauseigentümer immer dann nicht für von Dachlawinen verursachte Schäden haften, wenn Schneefanggitter vorhanden sind.

Autor

Michael Rees

ist Dipl.-Ing (FH) und Spengler-meister sowie Geschäftsführer der Schneefangsysteme Rees GmbH & Co. KG in Oberstdorf.

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