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Ob das auf Dauer gut geht?

Leserbrief

Den 2-teiligen Beitrag von Herrn Dipl.-Ing. Hanns Christoph Zebe nehme ich zum Anlass, meine Erkenntnisse und Erfahrungen bei Metallbedachungen als nicht belüftete Konstruktion zu kommentieren. Herr Kollege Zebe schreibt, dass innovative Baustoffe wie trocknungsfördernde Dampfbremsen die Funktionssicherheit verbessert hätten. Was uns die Bauindustrie diesbezüglich glauben machen will, ist nicht nachvollziehbar, nicht nachweisbar. Die Gesetze der Natur, respektive der Physik lassen sich nicht ändern, auch wenn dies immer wieder aus absatzfördernden Gründen behauptet wird.

„Selbstdenkende Dampfsperren…“, gibt es die wirklich, oder haben Planer und Ausführende verlernt, selbst zu denken? Nicht belüftete Metalldächer (bzw. grundsätzlich alle Dächer) sind angeblich wirtschaftlicher, das heißt mit geringeren Kosten verbunden. Ob sie auf Dauer besser sind, kann nicht nachvollzogen werden. Beschäftigt man sich intensiv mit Physik am oder beim Bauen und hat das Glück Zusammenhänge verstehen zu können (damit ist nicht das Rechnen nach welcher DIN auch immer gemeint), so stellt man unvermittelt fest, dass die Komplexität des Bauens sehr oft andere Ergebnisse als berechnet liefert.

Den Vorstellungen von Planern (Architekten) gerecht zu werden, um irgendwelche komplexe Dachformen zu realisieren, stehen erhöhte bis nicht mehr zu vertretende Risiken gegenüber (siehe Bad Reichenhall). Warum immer den Vorstellungen von Architekten gerecht werden, wenn man aus Erfahrung bzw. unter Zuhilfenahme des eigenen (und wenn der nicht vorhanden ist) des Sachverstandes eines Kollegen erkennt und weiß, dass das Risiko zu hoch, ja gar nicht einzuschätzen ist. Kommen noch Erfahrungen von Schadensfällen bei gleich oder ähnlich gelagerten Fällen hinzu, müssen wir diese Ausführung ablehnen.

Nach meiner festen Überzeugung (und nicht Meinung) ist es nicht notwendig, ein solches Risiko einzugehen. Belüftete Dachkonstruktionen sind bei richtigem Verständnis für den jeweiligen Anwendungsfall immer und grundsätzlich richtig. Wärmedämmstoffe (gleich welcher Art) in Steildächern benötigen eine Überlüftung. Der Grund liegt in der baupraktischen Erfahrung, dass die in den Zeichnungen und Leistungsbeschreibungen aufgeführten Maßnahmen für eine unterseitige Ausführung von Dampfbremsen eben niemals so ausgeführt sind wie sie sein sollen. Selbst wenn dies so wäre, wer garantiert nach intensiver Bauüberwachung und Abnahme, dass nicht ein Nachfolgehandwerker oder eine Bauausführungsergänzung , z.B. Haustechnik (Fotovoltaik, Solarkollektor u.ä.), die luft- und winddichte Dampfbremse wieder beschädigt? Wer garantiert beispielsweise, dass die Holzdachkonstruktion, heute aus Hölzern hergestellt die noch eine Woche vor Einbau im Wald standen, auch wenn diese künstlich getrocknet sein sollten, sich nicht in ihrer Form dreidimensional verändert?

Ich habe schon aufgehängte (nicht abgehängte) Decken gesehen, die sich im Sommer durch Trocknung der Dachkonstruktion 2-3 cm anhoben. In diesem Falle muss davon ausgegangen werden, dass die Dampfbremse in nicht unbedeutendem Maße geschädigt wird. Dieses Problem gibt es grundsätzlich bei sogenannten Leichtbaukonstruktionen mit Holz. Schwere Konstruktionen, z.B. mit Stahlbeton, sind diesbezüglich unproblematischer. Dennoch gibt es auch bei diesen Konstruktionen andere Aspekte, die ebenfalls bei nicht belüfteten Dachaufbaukonstruktionen zu beachten sind. Grundsätzlich müssen bei Planung und Ausführung neben rechnerischen Nachweisen die bautechnischen Notwendigkeiten zu Ende geplant und gedacht werden.

Leider – und das ist vermehrt festzustellen – wird nicht mehr selbst gedacht sondern gefragt: „Wo steht was, wie soll ich was machen“? Dass dabei das Risiko bei Versagen bzw. Schaden beim verantwortlichen Planer und letztlich auch beim Ausführenden liegt, ist keine Neuigkeit. Vorschriften, Normen und Richtlinien werden als Ersatz für eigenes Denken immer beliebter. Meinung und Glaube ersetzen notwendiges Wissen (Zitat: Raimund Probst). Das eigene Wissen muss sich jeder selbst erarbeiten, auch wenn es mitunter schwerfällt. Die Frage, ob nun, wie in dem Fachbeitrag dargestellt, nach DIN ein Tauwassernachweis gefordert ist oder entfallen kann, stellt sich unter Verwendung eigener Erfahrung und Kenntnisse bzw. Anwendung eines gesunden Bauverstandes, nicht mehr.

Das Problem einer Gefährdung oder gar das Versagen der tragenden Konstruktion, was den größten anzunehmenden Unfall (GAU) bedeutet und dem immer häufiger auftretenden Schimmelbefall bei unbelüfteten Konstruktionen ist seit Jahren allen eingeweihten Metallbedachern bekannt. Dass sich bei Metallbedachungen an der Unterseite und insbesondere bei unbelüfteten Dachaufbaukonstruktionen Kondensat bildet, ist ebenfalls keine Neuigkeit. Diese Feuchte führt insbesondere bei Titanzinkblechen ohne Patinabildung an der Unterseite, sowie Wärmeeinwirkung durch Sonnenbestrahlung sogenannter sekundärer Heiß- oder auch Tauwasserkorrosion an der Unterseite zu nachfolgender Perforation und Undichtigkeit. Edelstahl, Kupfer, Aluminium sind diesbezüglich weniger anfällig.

Dennoch ist Titanzink bei richtiger Verarbeitung und den notwendigen Voraussetzungen ein Werkstoff mit sehr guten Eigenschaften und auf Dauer dicht. Gerade dieser Werkstoff zeigt uns jedoch eindeutig, dass unbelüftete Konstruktionen mit Metalleindeckungen nicht die richtige Form der Ausführung sind. Eine Vielzahl von Dacheindeckungen mit Metall, bei denen das Material und die Unterkonstruktion aufgrund von fehlendem Verständnis für die Notwendigkeiten der Baukonstruktion insgesamt zerstört waren, mussten neu hergestellt werden.

Dem Fazit des BAUMETALL-Beitrages Teil 2, dass abgesicherte Erkenntnisse und baukonstruktive Lösungen zu belüfteten als auch zu unbelüfteten Konstruktionen vorliegen, kann ich zustimmen. Dass die Entscheidung über die Konstruktionsart ausschließlich von den jeweiligen baulichen Gegebenheiten abhängt, ist ebenfalls richtig. Doch können diese von jedem einfach und einwandfrei beurteilt werden? Die gestalterischen Absichten müssen sich jedoch, um Bauschäden zu vermeiden, den bautechnischen Notwendigkeiten sowie den baupraktischen Erfahrungen unterordnen und nicht umgekehrt. Im Ergebnis meiner Erfahrungen und sicherlich all derer, die sich bei Metallbedachungen einen guten Namen gemacht haben, sind unbelüftete Dachkonstruktionen nicht zuletzt wegen nicht zu verändernder Naturgesetze abzulehnen. Sie funktionieren auf Dauer nicht, richten Schaden an, nicht zuletzt an der Wertigkeit des Metalldaches selbst.

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