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Schöne Aussichten

Quo Vadis Spengler?

Wer Trendforschern und Zukunftsvisionären Glauben schenkt, muss sich um unsere Zukunft keine Sorgen machen. Das Handwerk zählt zu der Branche, die in der Vergangenheit über einen Zeitraum von mindestens drei Jahrzehnten, ein zum Teil ungerechtfertigtes Schattendasein führte. Wenn man bedenkt, dass 85 % der unternehmerischen Wertschöpfung von Klein- und Mittelbetrieben (sogenannten KMUs) innerhalb der Europäischen Union stammen, ist dies eigentlich nicht gerecht. Allein in Deutschland, Österreich und Südtirol gab es 2007 rund 1 Mio. Handwerksbetriebe, die insgesamt 6 Mio. Menschen beschäftigten, was einem Anteil von 15 % aller Erwerbstätigen entsprach. Außerdem bilden die Handwerksbetriebe rund ein Drittel aller in der Wirtschaft tätigen Lehrlinge aus. Im Jahre 2007 erwirtschafteten die KMUs einen Umsatz von rund 530 Mrd. Euro. Laut Aussage von Trendforschern wird das Handwerk bis 2015 der größte Arbeitgeber werden.

Auch wir Spengler gehören dieser Branche an. Als Handwerker mit langer Tradition und großem Fachwissen, arbeiten und leben wir für unsere KMUs. Somit profitrieren auch wir von den „schönen Zukunftsaussichten“ und brauchen uns, sofern wir mit der Geschwindigkeit des Marktes Schritt halten können, keine allzu großen Sorgen machen.

Soweit die These…

Meine Wahrnehmung

Jetzt haben wir also „schöne Aussichten“ und sind in einer Branche tätig, mit der es nur noch weiter aufwärts gehen kann. Na dann, volle Kraft voraus in die Zukunft. Aber da war doch noch etwas. Wo sind sie denn, die qualifizierten Fachkräfte mit denen wir unsere schönen Aussichten abarbeiten? Wo sind die Lehrlinge geblieben, die wir ausbilden und denen wir unser Wissen weitergeben können? Sind nicht sie die Zukunft unseres Berufsstandes und zugleich das wichtigste Kapital unserer Unternehmen? Ich persönlich habe Probleme damit, genügend qualifizierte Mitarbeiter und gute Lehrlinge für meinen Betrieb zu finden, und das in einem Land wie Südtirol, mit seiner alten Handwerkstradition. Ausgebildetes Personal finde ich so gut wie nie. Ist dies eine Folgewirkung der Vergangenheit? Haben wir zu wenig Lehrlinge ausgebildet? Aber warum?

Unser Beruf zählt nicht gerade zu den Bekanntesten. Eine Umfrage in der Bevölkerung zeigt, dass nicht jeder auf Anhieb weiß, was der Spengler macht. Bei anderen Handwerksberufen im Baugewerbe, wie beispielsweise beim Dachdecker, Mauerer oder Tischler verhält es sich anders: Diese Berufe sind in den Köpfen der Bevölkerung stärker verankert und aller Wahrscheinlichkeit nach haben sie ein besseres Image. Sicher ist, dass Umstände, wie der niedrige Bekanntheitsgrad des Berufes oder dessen in Frage zu stellendes Image in direktem Zusammenhang mit mangelnder Nachfrage nach Lehrstellen und der geringen Anzahl von ausgebildetem Fachpersonal steht. Wie also kann ich verlangen, dass jemand einen Beruf ausüben oder erlernen will, wenn er ihn nicht einmal kennt. Bevor es dazu kommen kann, dass die Bevölkerung erkennt, was der Spengler macht und was er ist, müssen wir uns selber darüber im Klaren sein, wer und was wir sind. Das fängt bereits bei unserer Berufsbezeichnung an.

Vielleicht klingt dies ironisch, aber es ist ebenso Fakt, wie die Tatsache, dass wir kaum Fachkräfte am Arbeitsmarkt finden und zu wenig Lehrlinge ausbilden. Gerade Letztere sind die qualifizierten Mitarbeiter von Morgen. Sollte es bei euch anders sein belehrt mich bitte eines Besseren.

Mehr als fraglich

Was geschieht in zehn bis 15 Jahren? Wie und mit wem werden wir dann unsere Betriebe weiterführen und wie können unsere Firmen wachsen? Wem geben wir unser Wissen weiter, das sich über Jahrzehnte, wenn nicht über Jahrhunderte angesammelt hat? Gelingt es uns in Zukunft den Bekanntheitsgrad des Spengler-Berufes zu steigern? Sind wir im Stande, ein gutes Image aufzubauen und die Attraktivität unseres Berufes in den Köpfen der Bevölkerung zu verankern, damit wir nicht in Vergessenheit geraten?

Mein Fazit

Aus der Konkurrenz um Arbeitsplätze ist eine Konkurrenz um Arbeitskräfte geworden. Dieser Umstand verändert die Spielregeln am Arbeitsmarkt. Unattraktive Berufszweige werden aussterben – wir erfahren dies bereits am eigenen Leibe., denn bereits heute möchte kaum jemand Spengler werden. In einem Punkt bin ich mir sicher: Wir werden gebraucht und benötigen somit hoch qualifizierte Arbeitskräfte. Es liegt jetzt an uns gemeinsam und länderübergreifend Lösungen zu finden. Dazu müssen wir anfangen, über die neue Ausgangssituation nachzudenken, denn wir sitzen alle im selben Boot. Die Arbeit geht uns dabei nicht aus, doch mancher Auftrag wird in Zukunft liegenbleiben oder von Anderen erledigt werden, ob wir das wollen oder nicht...

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