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Blau machen

Ein Gestaltungswettbewerb lieferte letztendlich die Idee zur Umwandlung der nüchternen Anlage in einen einzigartigen Blickfang, mit einer blau changierenden Edelstahlfassade. Den Einfluss des Funktionsgebäudes auf das Stadtbild, insbesondere aufgrund seiner Lage im attraktiven Stadtplanungsgebiet Elb-Arkaden, wollten die Städtischen Werke Magdeburg (SWM) jedoch nicht außer Acht lassen.

Der Zahn der Zeit hatte der in den Jahren 1980/81 errichteten Betonfertigteilkonstruktion zwischenzeitlich derart zugesetzt, dass eine Sanierung des Schaltanlagen-Gebäudes an der Sandtorstraße in Magdeburg aus technischen und wirtschaftlichen Gründen nicht mehr infrage kam. Außerdem sorgt die technologische Weiterentwicklung dafür, dass ein entsprechendes Funktionsgebäude heute in einer deutlich kompakteren Bauweise und mit nur etwa einem Drittel des bisherigen Platzbedarfs realisiert werden kann. Zwar stand für die Neuerrichtung der Schaltanlage – einer von zwei Einrichtungen, auf deren Grundlage die Stromversorgung der Stadt Magdeburg basiert – die praktische Erwägung im Vordergrund; die Verantwortlichen wollten aber auch optisch auf Erneuerung setzen. Die architektonische Umsetzung machten die Stadtwerke deshalb zum Gegenstand eines Gestaltungswettbewerbs. Den Zuschlag erhielt der Entwurf des verantwortlichen Architekten Alexander Schlee (META Architektur GmbH). Sein Entwurf überzeugte unter anderem mit einer um 15 Grad über Kopf geneigten, blau schimmernden Fassade.

Zuschnitte dreiecksförmiger Schindeln für die erste Montagereihe am Sockelpunkt

Bild: Lummel

Zuschnitte dreiecksförmiger Schindeln für die erste Montagereihe am Sockelpunkt

Visionäres Konzept

Bereits im Sommer 2019 begab sich Alexander Schlee im Rahmen der Konzepterstellung zur Teilnahme am SWM-Gestaltungswettbewerb auf die Suche nach einem geeigneten Material zur Fassadengestaltung. Mit den Oberflächen der Rimex Metals hatte der Architekt schließlich den gewünschten metallischen Glanz und die changierende Färbung in Rimex Blue ColourTex, einem Farbton zwischen hellem Türkis und sattem Dunkelblau, gefunden. Die Auswahl fiel schließlich auf das Produkt 5WL Blue ColourTex. Ein Edelstahl der Werkstoffqualität 1.4301 mit einer 5WL-Walzung und einer blauen Färbung, die in einem chemischen Tauchbadverfahren entsteht. Vormaterial ist ein 0,6 mm starker, blank geglühter Edelstahl der Werkstoffqualität 1.4301. Blank geglühter Edelstahl verfügt über einen edel wirkenden Glanzgrad – die Walzung 5WL ist eine feine Texturierung. Sie erzeugt eine optische Tiefe sowie eine Mattierung und Streuung des Tageslichts. Durch diese Eigenschaften wird die direkte Blendwirkung deutlich reduziert und eine gewisse Planheit erzielt. Ferner entstehen durch diese Art der Oberflächenbehandlung interessante Farbreflexe.

Einige Schindeln wurden mit Stanzungen zur Be- und Entlüftung ausgestattet

Bild: Lummel

Einige Schindeln wurden mit Stanzungen zur Be- und Entlüftung ausgestattet

Bleche blau machen

Die Färbung des Edelstahls wird durch das sogenannte Interferenz-Phänomen erzeugt – einen Effekt, der ohne die Zugabe von Beschichtungsstoffen auf der Edelstahloberfläche erfolgt. Durch die chemische Passivierung der äußeren Chromoxydschicht entsteht eine Verdickung und somit eine Lichtwellen-Überlagerung, die eine optische Farbwirkung ohne das Aufbringen einer zusätzlichen Beschichtung hervorruft. Rimex nennt das Verfahren ColourTex – allgemein wird es auch als Inco-Verfahren bezeichnet.

Die geneigte Fassadenkonstruktion wurde vor dem Baukörper hinterlüftet ausgeführt. Basis der Fassade ist eine verzinkte Stahlunterkonstruktion, die, am Baukörper befestigt, als schlankes Tragwerk die Neigung herstellt und außerdem zur Befestigung einer Trapezblechbekleidung dient. Diese Unterkonstruktion ist die optimale Basis zur Montage der Edelstahlrauten. Im Vergleich zu oft linear ausgeführten Unterkonstruktionen aus Aluminium-Strangpressprofilen eignet sich der Wandaufbau mit Trapezprofilen optimal zur Befestigung der 0,6-mm-Edelstahlschindeln. Zur Befestigung der Fassadenelemente erforderliche Hafte können flexibel und sicher gesetzt werden. Zusätzlich erfüllt die aus nicht brennbaren Materialien hergestellte Konstruktion die Brandschutzanforderungen.

Fachbetrieb aus Karlstadt

Das fränkische Traditionsunternehmen Lummel GmbH & Co. KG konnte den Zuschlag für die Ausführung im Ausschreibungsverfahren gewinnen. 1938 erstmals als Spenglerei gegründet, steht der Name Lummel weltweit für umfassende Erfahrung bei der Realisierung anspruchsvoller Architekturvisionen und Gebäude. Die Brüder Georg und Stefan Lummel führen das Unternehmen in dritter Generation und zeigen mit spektakulären Projekten, wozu Klempnerbetriebe fähig sind. Für die Fassadenprofis des Fachbetriebs ist es immer wieder eine Herausforderung, Details von Wettbewerbsentwürfen technisch umzusetzen und dabei den Voraussetzungen in der Materialverarbeitung und ebenso dem Budget anzupassen.

So zeichnet sich das Gebäude in Magdeburg durch seinen annähernd ovalen Grundriss aus, der statt scharfer Kanten gerundete Ecken aufweist. Die Schindeln der Edelstahlfassade schmiegen sich formschön um das Gebäude und erinnern dabei entfernt an eine schimmernde Fischhaut. Es steht außer Frage, dass besonders im Hinblick auf die aufwendige Materialverarbeitung und Verschnittplanung besondere Maßnahmen ergriffen wurden.

Ein Lummel-Mitarbeiter entfernt kurz vor dem Biegen der Schindelzuschnitte die Schutzfolie am Umschlagsbereich

Bild: Lummel

Ein Lummel-Mitarbeiter entfernt kurz vor dem Biegen der Schindelzuschnitte die Schutzfolie am Umschlagsbereich

Raffinierte Planung

Für den Projektverantwortlichen Stefan Lummel war daher klar, dass die detaillierte Planung der Fassadenbekleidung auf Grundlage einer positionierten CAD-Planung zu erfolgen hatte. Jeder Raute wurde eine exakte Position zugewiesen. Die gerundeten Ecken mussten dabei besonders passgenau sein.

Da das Gebäude im Grundriss als ovaler Ring zu sehen ist, gibt es für die Fassade auch keinen Anfang und kein Ende. Die Fassade wurde wie ein Mosaik geplant und ausgeführt. „Ein spannender und erfüllender Moment entstand, als die erste Schindelreihe um das Gebäude geschlossen wurde“, erinnert sich Stefan Lummel.

Nachvollziehbar belegen die rund geformten Ecken die besondere Tiefe und Konsequenz der technischen Vorplanung und Entwurfsumsetzung. Die Edelstahlschindeln vergrößern sich nach oben hin und die Linien verlaufen dennoch in der Struktur gerade durch.

„Das Projekt stellt sich in eine Reihe zahlreicher anspruchsvoller Aufträge, die wir im Laufe der Jahre begleiten und realisieren durften“, erklärt Lummel. „In enger Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen, den Architekten, dem Bauherrn und Rimex Metals ist es uns gelungen, ein Gebäude fertigzustellen, dass seinem Entwurf alle Ehre macht.“

Verarbeitet wurden 360 Edelstahltafelbleche im Mittelformat 2500 mm x 1250 mm x 0,6 mm. Daraus wurden insgesamt 2490 Rauten sowie 645 Sonderrauten hergestellt. Die Umsetzung des zu Recht im Wettbewerb erfolgreichen Entwurfs des Architekten Alexander Schlee und die Zusammenarbeit mit einem so erfahrenen Fassadenspezialisten wie der Lummel GmbH & Co. KG waren geprägt von konstruktivem und vertrauensvollem Austausch. Infolgedessen spricht das gelungene Ergebnis absolut für sich.

Mock-up: Eine Musterfassade vermittelt einen ersten Eindruck vom fertigen Ergebnis

Bild: Lummel

Mock-up: Eine Musterfassade vermittelt einen ersten Eindruck vom fertigen Ergebnis
Blick auf die gedämmte Fassadenfläche und die teilweise montierte Unterkonstruktion

Bild: Lummel / Rimex

Blick auf die gedämmte Fassadenfläche und die teilweise montierte Unterkonstruktion
Die erste Schindelreihe ist montiert. Die geradlinige und maßhaltige Montageebene besteht aus Trapezprofiltafeln

Bild: Lummel

Die erste Schindelreihe ist montiert. Die geradlinige und maßhaltige Montageebene besteht aus Trapezprofiltafeln
Die Schindeln fügen sich harmonisch an eine rund gebogene Außenecke

Bild: Lummel / Rimex

Die Schindeln fügen sich harmonisch an eine rund gebogene Außenecke
Fertige Fassaden-Teilfläche mit perfekt eingesetzten Durchdringungsanschlüssen

Bild: Lummel / Rimex

Fertige Fassaden-Teilfläche mit perfekt eingesetzten Durchdringungsanschlüssen
Lichtgestalt: Je nach Sonneneinstrahlung und Lichtsituation changiert die Fassade in zahlreichen Blautönen

Bild: Lummel / Rimex

Lichtgestalt: Je nach Sonneneinstrahlung und Lichtsituation changiert die Fassade in zahlreichen Blautönen

Bautafel

Projekt: Schaltanlagen-Gebäude, Magdeburg

Bauherr: Städtische Werke Magdeburg (SWM)

Architektur: META Architektur GmbH, Magdeburg

Fachbetrieb: Lummel GmbH & Co. KG, Karlstadt

Fassadenaufbau: Über der Dämmung des Beton-Gebäudekerns formt ein schlanker Stahlbau die Unterkonst- ruktion für Trapezprofiltafeln. Diese Montage-
Ebene ist 15° schräg über Kopf geneigt und umfasst 1000 m².

Material: Finotex falzbarer Edelstahl mattiert 0,5, Werkstoffqualität 1.4301. Bereits ab einer Tafel im Format 1,25 x 2,50 m über Rimex lieferbar. Infos, Farbmuster und Prospekte bei:
www.rimexmetals.com

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