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BAUMETALL im Gespräch

Kompakte Schaumglashülle

Wer vom schwäbischen Nürtingen kommend die Neckarauen in westlicher Richtung erkundet, erreicht nach 4 km das Trinkwasser-Pumpwerk Neckartailfingen. Schon seit 1906 wird dort Trinkwasser aus den Neckarauen entnommen und noch immer deckt das unter Denkmalschutz stehende Pumpwerk Neckartailfingen rund ein Drittel des Trinkwasserbedarfes der umliegenden Gemeinden ab. Heute weckt wederdas Pumpengebäude noch dessen württembergischeGeschichte öffentliches Interesse. Allein das in unmittelbarer Nachbarschaft erbaute neue technischeAnlagengebäude zur mechanischen Trinkwasserfiltration zieht neugierige Blicke auf sich. Ein geschwungenes Dach aus farbbeschichtetem Aluminium und eine keramische Mosaikfassade umhüllen den besonders geformten Schaumglas-Wärmeschutzmantel des Gebäudes. Im BAUMETALL-Gespräch berichteten Architekt Robert Brixner und Andreas Schreier vom Schaumglashersteller Foamglas über technische und wirtschaftliche Hintergründe, die letztlich zur Umsetzung mit den genannten Materialien führten.

BAUMETALL: Herr Brixner, aufmerksame BAUMETALL-Leser kennen Sie als Architekten und Planer der mit dem Werkstoff Farbaluminium höchst interes-sante Gebäudehüllen realisiert. Beispielsweise berichteten wir in Ausgabe 2/2008 ab Seite 45 über den Stuttgarter Wasserbehälter an der Jahnstraße. Das Projekt zeigt, wie vielseitig farbbeschichtetes Aluminium von Ihnen eingesetzt wird. Auch die Werbeanzeigen eines führenden Farbaluminium-Herstellers präsentieren Ihre Projekte. Diese Anzeigen transportieren die Botschaft: „selbst komplexe Bauformen können mit Farbaluminium in Falzqualität realisiert werden“. Was verbirgt sich hinter Ihrer Materialtreue zum Werkstoff Aluminium, die sich beispielsweise auch beim UF-Anlagengebäude des Wasserwerkes Neckartailfingen wieder findet?

Robert Brixner: Als Folgeauftrag des Stuttgarter Wasserbehälters ist das UF-Anlagengebäude des Wasserwerkes Neckartailfingen ein gutes Beispiel für Bauen in schwierigen Umweltbereichen. Die UF-Anlage wurde mitten in einem Wasserschutzgebiet errichtet. Die positiven Werkstoffeigenschaften hinsichtlich Bearbeitung und Umweltverhalten waren neben der Farbgestaltung sicherlich die Hauptgründe bei der Materialwahl.

BAUMETALL: Sie sprechen die Farbgestaltung an: Genau hier gehen Sie offensichtlich absolut neue Wege. Ebenso wie der „getarnte“ Hochbehälter in Stuttgart fällt auch die UF-Anlage Neckartailfingen aus dem konventionellen Gestaltungsraster. Mit welchen Argumenten überzeugen Sie Ihre Auftraggeber?

R. Brixner: Das geschieht je nach Projekt auf sehr unterschiedliche Weise. In Stuttgart lautete die Bauaufgabe, einen „möglichst olivgrünen“ Wasserbehälter unauffällig im Wald zu „verstecken“. Blickt man jedoch zwischen den Bäumen hindurch auf das Gebäude erscheint eine Rasterung in verschiedenen Grautönen die einzig logische Konsequenz zu sein. In Neckartailfingen hingegen überzeugte letztlich das Argument, dass die Ziegel des benachbarten Bestandsgebäudes auch nicht „nur“ Rot sind. Je nach Blickrichtung sieht das Ziegeldach absolut unterschiedlich aus.

BAUMETALL: Ihre Projekte fallen nicht nur durch die Farbgestaltung auf. Auch die Bauform nutzen Sie als wesentliches Gestaltungselement. Wie überzeugen Sie Ihre Kunden, selbst bei Zweckbauten wie einer Wasseraufbereitungsanlage in derart ausgefallene Architektur zu investieren?

R. Brixner: Dazu bedarf es einer umfangreichen Beweisführung im Vorfeld. Die UF-Anlage konnten wir trotz aufwendiger Optik und Bauform relativ preisneutral realisieren. Die Bauform entstand, weil wir das Gebäude als Hülle um eine Anlage mit vorgegebenen Ausmaßen erstellt haben. Somit wurde der benötigte Raum minimiert und die Dachform vorgegeben. Unter Berücksichtigung der Landeswasserverordnung, der Möglichkeit zur Farbgestaltung und der Langlebigkeit des Werkstoffes Aluminium gab es bei der Materialwahl letztlich nur noch wenige Alternativen.

BAUMETALL: Bleiben wir bei der Wasseraufbereitungsanlage. Wann kam dort der Werkstoff Schaumglas für die Wärmedämmung und als Unterkonstruktion für den Dachaufbau ins Spiel und wo liegen dessen Vorteile?

R. Brixner: Meine Anforderung lautet stets, eine möglichst lange wartungsfreie Zeit der Bauteile zu erreichen. Paralleluntersuchungen für Dachaufbauten, wie z.B. auch bei Sto, zeigen schnell, wo die Vorteile der unterschiedlichen Systeme liegen. Mit ausschlaggebend ist zudem die fundierte Beratung durch den technischen Außendienst der Deutschen Foamglas GmbH. Außerdem geht die Beratung des Herstellers Foamglas weit über das eigentliche Produkt hinaus. Neben reinen Produktinformationen erläutert Foamglas den gesamten Dachaufbau. Dazu gehören unter anderem die Befestigung der» ­Metallscharen sowie alle dazwischen liegenden Schichten, Trennlagen und Materialien.

Andreas Schreier: Zudem profitieren wir von unserer Erfahrung beim Bau von Wasserbehältern unterschiedlichster Bauweise. Unser Werkstoff ist über Jahrzehnte druckfest, wasserdicht, nicht brennbar und nagetierbeständig. Weitere Vorteile sind ein konstanter Dämmwert, da keine Feuchtigkeitsaufnahme stattfindet.

BAUMETALL: Und welche Vorteile bietet Foamglas speziell aus Klempnersicht?

A. Schreier: Der formstabile Dämmstoff aus geschäumtem Glas ermöglicht eine außergewöhnliche Befestigungstechnik. Mit speziell entwickelten Krallenplatten lassen sich die Scharen nahezu wärmebrückenfrei und absolut sturmsicher befestigen. Die vollflächig auf der Wärmedämmung aufliegenden Scharen unterstützen zudem den baulichen Brandschutz. Ein Kamineffekt, wie bei hinterlüfteten Holzschalungen, findet im Brandfall nicht statt.

BAUMETALL: Ist speziell bei runden Bauformen die Anpassung von Schaumglas nicht entsprechend schwierig?

A. Schreier: Generell gilt: Jede Dach und Fassadenform ist möglich. Foamglas lässt sich leicht anpassen, schleifen, sägen und so weiter. Der Dämmstoff quillt weder auf, noch verändert er seine Maßhaltigkeit. Durch die bituminöse Verklebung, die im Heiß- oder Kaltklebeverfahren erfolgt, können selbst schwierige Übergänge homogen ausgebildet werden. Zudem bieten wir auch Verarbeitern, die mit unseren Kompaktdachaufbauten nicht vertraut sind, entsprechende Einweisung durch unsere Anwendungstechnik.

BAUMETALL: In der Regel wird Foamglas also fest mit dem Untergrund verklebt. Ist diese bituminöse Verklebung heute noch zeitgemäß?

A. Schreier: Auf jeden Fall. Die Erfahrung zeigt, dass sich gerade die Bitumenverklebung als dauerhaft erwiesen hat und bauphysikalische Vorteile bietet.

R. Brixner: Das kann ich bestätigen. Bei der Dachöffnung eines aus den 1970-er Jahren stammenden Gebäudes konnte ich in diesen Tagen eine Schaumglasdämmung sehen, die noch aussah wie am ersten Tag.

A. Schreier: Wenn Sie dabei das Material verletzt haben, roch es sicherlich nach Schwefel. Dieser Schwefelgeruch ist ein Zeichen dafür, dass die Zellen des Materials sogar nach über 30 Jahren noch geschlossen und somit voll funktionsfähig sind.

BAUMETALL: Ihren Schilderungen zufolge ist Schaumglas bei weitem nicht nur auf die Verarbeitung im Parkdeck, Flachdach- oder Gründachbau begrenzt. Auch in der Klempnertechnik entstehen durch den Einsatz des Sicherheitsdämmstoffes interessante Anwendungsmöglichkeiten. Wie können die Fachbetriebe dieses Know-how optimal nutzen?

A. Schreier: Der Bogen schließt sich wenn man beobachtet, wie eng heute die Zusammenarbeit zwischen Architekten, Handwerkern und technischen Beratern stattfindet. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, diese Beratungen nicht nur für Planer, sondern auch für das Handwerk weiter zu optimieren. Ob der Einsatz von Schaumglas dann vom Handwerker oder Architekten angeregt wird ist zweitrangig. Wichtig ist, dass in enger Zusammenarbeit entsprechende Details ausgearbeitet und umgesetzt werden.

R. Brixner: Genau diese Liebe zum Detail vermisse ich leider bei einigen Handwerksbetrieben. Nur bei wenigen Gewerken, wie beispielsweise bei den Klempnern oder Schreinern, sind detailverliebte Firmen keine Ausnahme. Der für die Ausführung der Klempnerarbeiten an der UF-Anlage verantwortliche Klempnerfachbetrieb Grahm gehört, ebenso wie die beiden anderen ausführenden Firmen der vorherigen Projekte, zu den Unternehmen, die auch heute noch Handwerkstraditionen hochhalten. Ich glaube, wer sein Handwerk so versteht und umsetzt, kann sich selbst in schwierigen Zeiten durchsetzen und sich somit von der Konkurrenz abheben.

Die Gesprächspartner:

Robert Brixner ist freier Architekt und Regierungsbaumeister. In Stuttgart leitet er das Planungsbüro „Brixner Architekten“. Sein im Umgang mit Baumetallen geübtes Team wird durch ein Netzwerk aus spezialisierten Fachplanern, Ingenieuren und Handwerkern unterstützt.

Robert Brixner: „Baumaterialien unterliegen verschiedenen natürlichen Alterungsprozessen – welche je nach Beanspruchung, Funktion und Ausrichtung wesentlich zum Erscheinungsbild eines Gebäudes beitragen. Andererseits gibt es nun Bauaufgaben, bei der genau diese Veränderung nicht gewollt ist. Weiterführend haben wir Bauaufgaben, bei denen nur eine sehr reduzierte Auswahl von Baustoffen in der äußeren Hülle verwendet werden sollen. Werden nun Dach und Fassade aus ein und demselben Material hergestellt, schränkt sich die Auswahl an Möglichkeiten noch weiter ein. Für diesen Fall wählen wir dann gerne im weiteren Sinne eine metallische Struktur und im speziellen das Farbaluminium.“ (http://www.robert-brixner.de)

Andreas Schreier leitet die Abteilung Technik und Marketing der Deutschen Foamglas GmbH. Ursprünglich aus dem Bereich ökologischer Dämmstoffe kommend macht er sich Gedanken darüber, in wie weit ökologisch produzierte Dämmstoffe umweltverträglich und nachhaltig sind.

Andreas Schreier: „Wussten Sie, dass ein Großteil der aus Bio-Schafswolle produzierten Öko-Wärmedämmung aus Neuseelsand importiert und mit entsprechendem chemischen Aufwand imprägniert wird?“

Schaumglas — Herstellung und Eigenschaften

Schaumglas der Marke Foamglas ist ein hochwertiger Wärmedämmstoff für den Hochbau und für betriebstechnische Anlagen. Der Sicherheitsdämmstoff wird im wesentlichen aus Recyclingglas (>66 %) und natürlichen Rohstoffen, die in der Natur nahezu unbegrenzt vorkommen, hergestellt. In einem Schmelzprozess wird aus Recyclingglas, Sand, Dolomit, Kalk und weiteren Substanzen ein Glas mit genau definierten Eigenschaften gewonnen. Anschließend wird das Glas gemahlen, mit einer geringen Menge Kohlenstoff versetzt und in Edelstahlformen gegeben. Die Formen durchlaufen dann einen Ofen, in dem das geschmolzene Glas aufschäumt. Dabei entsteht eine hermetisch abgeschlossene Materialstruktur mit dünnen Zellglaswänden, die bei einem kontrollierten Abkühlprozess erhalten bleiben. Der leichte und gleichzeitig feste Dämmstoff besteht aus Millionen vollständig geschlossener Glaszellen mit ebenso vielen Hohlräumen. Diese Zellstruktur ist für die absolute Wasser- und Dampfdichtigkeit und die stauchungsfreie Druckfestigkeit sowie die guten Dämmeigenschaften verantwortlich. Der Dämmstoff ist langlebig, wodurch ein äußerst günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis erzielt wird. Zur Herstellung setzt die Deutsche Foamglas GmbH ausschließlich ökologisch erzeugten Strom ein.

Brandversuche

Auch beim Brandverhalten zeigt Foamglas seine Qualität. Der nichtbrennbare Dämmstoff ist eingestuft in die Euroklasse A1. Im direkten Vergleich mit anderen Dämmstoffen treten im Brandfall keine giftigen Gase aus. Brandversuche haben gezeigt, dass Flammen im Schaumglas keine Nahrung finden. (Anmerk. d. Red.: Siehe BAUMETALL 5/08 S. 41)

Wärmebrückenfreie Metallbefestigung

Zur direkten Befestigung von Metallbauteilen auf Foamglas-Platten wurde die sogenannte Krallenplatte entwickelt. Außer Krallenplatten für Stehfalztechnik ist eine großformatige „Krallenplatte L“ speziell zur Montage von Kalzip-Profilen erhältlich.

Literaturhinweis

Die Broschüren „Kompaktdach mit Metalldeckung – wirtschaftlich und technisch sicher“ sowie „Foamglas- Metalleindeckungen“ enthalten weitere umfangreiche Informationen zur Metalldach- und Fassadenmontage auf Foamglas. Dabei werden unterschiedlichste Konstruktionen in Kombination mit verschiedenen Baumetallen erläutert. https://www.foamglas.com/de-de/

Wasserwerk Neckartailfingen

Die am technischen Anlagengebäude zur mechanischen Trinkwasserfiltration eingesetzten Materialien zeigen das Thema Wasser bereits durch Form und Material. Sei es durch die Metapher „Wellenbild“ am Dach oder durch das Bild der „Wasseroberfläche“ auf der Mosaikfassade des Giebels. Die Gebäudehülle ist als nicht belüftete Konstruktion ausgebildet. Auf einer 24 cm starken Stahlbetonwand ist ein bituminöser Voranstrich sowie eine 18 cm starke Schaumglasdämmschicht aufgebracht. Die guten Dämmeigenschaften sowie die von -260 bis + 430ºC reichenden Betriebstemperaturen des Sicherheitsdämmstoffes verhindern einerseits die Tauwasserbildung auf der Innenseite des Wasserbehälters und ermöglichen andererseits die im Sommer wie Winter konstante Trinkwasserlagerung bei einer Temperatur von 8ºC. Die Schaumglasplatten sind vollflächig mit dem Betonuntergrund verklebt.

Zur Montage der Aluminiumscharen sind in definierten Abständen Edelstahlkrallenplatten platziert, die zur Befestigung der Hafte des Stehfalzsystems dienen. Sogenannte Durchsteckanker mit Senkkopf fixieren die Krallenplatten im Betonuntergrund. Eine Polymerbitumenschweißbahn überdeckt die Dämmschicht und fungiert gleichzeitig als Sekundärabdichtung. Die Rundungen der direkt auf der Dämmebene aufliegenden Aluminiumeindeckung sind mit größter Sorgfalt an den gewölbten Untergrund angepasst und liegen formschön auf.

Klempnerfachbetrieb:

Grahm Haustechnik GmbH, Kürnbach

Material: Falzonal Farbaluminium

Untergrund: Foamglas Kompaktdach

Fotos: Deutsche Foamglas GmbH

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