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Bleibende Werte

Die Innenstadt von Metzingen ist seit März 2011 um ein architektonisches Highlight reicher. Mit der Sanierung und Erweiterung eines Geschäftshauses hat ein Team von Architekten und Handwerkern ein Aufsehen erregendes Gebäude geschaffen. Ein historisches Fachwerkhaus wurde vor dem Verfall bewahrt und um einen Anbau mit einer Hülle komplett aus Venusblei erweitert. Der Fachwerkbau aus dem 15. Jahrhundert war vor der Sanierung 2009 eigentlich abbruchreif, sollte jedoch aufgrund seiner stadtgeschichtlichen Bedeutung als Kulturdenkmal erhalten bleiben. Behutsam baute man hier die Veränderungen der jüngeren Vergangenheit zurück und legte die alte Substanz frei. Überall dort wo historische Balken und Mauerwerk erhalten und freigelegt werden konnten, wurden sie bewusst in das neue Konzept integriert. In enger Absprache mit dem Denkmalamt wurde der gesamte Altbau außerdem nach modernsten Kriterien und den Anforderungen von EnEV 2009 saniert und gedämmt. Für eine gewerbliche Nutzung war das Gebäude jedoch zu klein und verwinkelt. Man entschied sich daher für einen zweigeschossigen Erweiterungsanbau, der auf einer Freifläche zur Straße hin entstand. Der beauftragte Architekt wollte mit dem Neubau einen starken Kontrast zum historischen Fachwerk setzen. Der Bauherr wünschte sich eine möglichst langlebige und wartungsfreie Fassade.

Bleischwere Fassade

Aus diesen Gründen fiel die Wahl schnell auf eine Fassadengestaltung aus Blei. Die anfänglichen Bedenken zum Verwitterungsverhalten des Materials konnten durch eine Herstellerberatung schnell beseitigt werden. Die Experten von Röhr + Stolberg rieten zu einer Umsetzung in Venusblei. Venusblei ist ein werkseitig veredeltes Blei, das eine dauerhaft schöne und gleichmäßige metallische Optik garantiert. Die Entstehung von Bleiweiß ist hier von vornherein ausgeschlossen, da die Veredelung das Material vor Witterungseinflüssen schützt, ohne den bleitypischen metallischen Glanz zu verdecken. Ein nachträgliches, zeitaufwendiges Streichen des Bleis nach der Verarbeitung entfällt. Das Material kann wetterunabhängig verlegt werden.

Um die gewünschte monolithische Optik des Gebäudes zu erzielen, musste die Verlegetechnik im Vorfeld genau durchdacht werden. Möglichst wenige Wulste oder Überstände sollten entstehen. Aus diesem Grund wurden, anstelle der sonst üblichen Rollenware, Zuschnitte in einer Dicke von 2,5 mm gefertigt. Die Verlegung erfolgte dann in Form einfach gefalzter Großrauten mit einem Deckmaß von 460 x 2140 mm. Insgesamt wurde eine Menge von 14t Blei auf 225 m2 Fassaden- und 240 m2 Dachfläche verarbeitet. Da der Zeitplan auf der Baustelle bis zur Eröffnung sehr eng gesteckt war, wurden die notwendigen Vorarbeiten für die Verlegung schon in der Werkstatt vorgenommen. Während man auf der Baustelle noch an Unterkonstruktion und Dämmung arbeitete, wurden die Bleizuschnitte schon größtenteils vorgefalzt. Soweit montagefertig auf der Baustelle angeliefert, mussten sie nur noch auf die Schalungsbahn aufgebracht werden. Unter Zuhilfenahme von Transportschlaufen wurden die 33 kg schweren Zuschnitte angehoben, in die vormontierten, verzinkten Profile eingehängt und fixiert.

Alle weiteren Details sollten, dem Wunsch des Architekten entsprechend, möglichst flächenbündig und unauffällig in das Gesamtkonzept integriert werden. So endet die rückseitige Hinterlüftung von Fassade und Dach oben am spitzen First nur mit einer schmalen Schattenfuge. Die Dachrinne wurde als innenliegende Rinne aus 1-mm-Edelstahl geplant und ist von außen beinahe nicht sichtbar. Eine notwendige Schneefangeinrichtung in Form von Doppelrohrklemmen wurde mit Flachwinkeln befestigt und farblich auf das Blei abgestimmt.

Fazit

Durch geschickte Sanierung und Erweiterung konnte in Metzingen ein Gebäude geschaffen werden, das für die Nutzung als Geschäftshaus mit Verkaufs- und Verwaltungsflächen geeignet ist. Die edle Optik und die hochwertige Verarbeitung der Bleifassade schaffen ein ideales Umfeld für die Präsentation der Designermode, die heute dort verkauft wird.

AUTORin: Inga Richrath

BAUTAFEL

Bauherr: GbR Mammerer/­ Bazlen II, Metzingen

Architektur: Keppler Schenk ­Architekten, Münsingen

Klempnerfachbetriebe: Arge Flaschnerei Thumm, Reutlingen/ Flaschnerei Brändle, Münsingen

Metallwerkstoff: Walzblei, Typ Venusblei, 2,5 mm

Hersteller: Röhr + Stolberg GmbH, Krefeld, https://www.roehr-stolberg.de/

Autorin

Inga Richrath

leitet die Marketingabteilung bei Röhr + Stolberg

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