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Tecu Classic für den Hamburger Michel

Kupferrecycling in seiner schönsten Form

Kirchendächer zählen zu den schönsten, zugleich aber auch anspruchsvollsten Herausforderungen für das Klempnerhandwerk. Eins der berühmtesten Kupferdächer Deutschlands wird zurzeit in Hamburg saniert – das Dach der St. Michaelis-Kirche im Stadtteil Neustadt, die zu den Wahrzeichen der Hansestadt zählt. In zwei Bauabschnitten erhält der „Hamburger Michel“ bis 2009 – neben einer umfassenden Innensanierung – eine neue Dacheindeckung aus Kupfer. Die Aurubis AG (vormals Norddeutsche Affinierie AG) und die KME Germany AG & Co. KG sorgen dabei durch das Einschmelzen des alten Kupferdaches und die Herstellung neuer Tecu-Dachbahnen für einen geschlossenen Recyclingkreislauf.

St. Michaelis gilt als eine der schönsten Barockkirchen Norddeutschlands. Sie ist über 50 m lang und bietet mehr als 2500 Menschen Platz. Ihr über 130 m hoher Turm mit der unverwechselbaren, bereits zwischen 1983 und 1996 in fünf Bauabschnitten erneuerten Kupferhaube bildet zusammen mit den Türmen der anderen Hauptkirchen und dem Rathausturm die typische Silhouette Hamburgs. Ursprünglich Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut, wurde die Kirche im Jahr 1906 durch einen verheerenden Brand total vernichtet. Bis 1912 erfolgte der Wiederaufbau nach den alten Plänen, allerdings kamen nunmehr vor allem die nicht brennbaren Baustoffe Stahl und Beton zum Einsatz.

Spenden ermöglichen umfassende Sanierung

Zurzeit erfolgen in verschiedenen Bereichen weitreichende Sanierungsmaßnahmen. Neben dem Dach sind auch Heizung, Elektrik und Innenraum erneuerungsbedürftig. Die Arbeiten werden bis in das Jahr 2009 andauern. Ein Großteil der Mittel für die Innensanierung stammen dabei aus der privaten Stiftung eines Hamburger Ehepaares, das sich im Jahr 1946 im „Michel“ das Jawort gegeben hatte. Ein weiterer „Kirchenretter“ ist die in Hamburg ansässige Aurubis AG – Europas größter Kupferproduzent und weltweit der führende Kupferrecycler. Das Unternehmen fühlt sich dem Standort Hamburg eng verbunden und sponsert die umfassende Dachsanierung. So hat Aurubis bereits die erste der beiden alten Dachhälften eingeschmolzen und für die Wiederverwendung bereitgestellt. Auch die Kosten für das neue Material aus „Tecu Classic“ übernimmt das Unternehmen. Durch das umweltfreundliche Recycling des abgetragenen Altkupfers wird zugleich der nachhaltige und ressourcenschonende Kreislauf des roten Metalls geschlossen – ein nachhaltiger Prozess, durch den sich im Bauwesen viel Rohstoffe und Energie einsparen lassen.

Rohstoff- und Energieeinsparung durch Kupferrecycling

Aktuell wird etwa die Hälfte des jährlichen Kupferbedarfes in Deutschland von rund 1,7 Millionen Tonnen aus Recyclingmaterial gedeckt. Die elektrolytische Raffination ermöglicht es, unedle und edle Verunreinigungen aus Kupfer restlos zu entfernen. Deshalb können Kupfer oder seine Legierungen aus Altmaterialien ohne Qualitätseinbußen beliebig oft recycelt werden. Dabei gibt es keine Qualitätsunterschiede zwischen Neumetall oder aus Altmetall hergestelltem Kupfer. Neben den Rohstoffen wird dabei auch Energie gespart. So entfällt einerseits der Energieaufwand, der mit dem Erzabbau, der Aufbereitung und dem Transport zu den Verarbeitungsstätten verbunden ist. Außerdem beträgt der Energieeinsatz für das Einschmelzen des Altmaterials nur einen Bruchteil dessen, was für die Metallgewinnung aus Konzentraten erforderlich ist. Insgesamt spart das Kupferrecycling im Vergleich hierzu rund 36 % des klimaschädlichen CO2.

Sanierung unumgänglich

Die alte Kupfereindeckung des Kirchenschiffes im Bereich zwischen Querschiff und Turm stammt aus der Zeit nach dem Brand von 1906, die Eindeckung vom Querschiff zum Chor aus den Jahren nach 1945, da das Kirchenschiff durch Kriegseinwirkungen stark beschädigt worden war. Eine Neueindeckung des Kirchendaches war notwendig geworden, da die bisherigen, 720 mm breiten Kupfertafeln aufgrund ihrer Fläche den Sogkräften des Windes nicht mehr standhielten. Besonders im Windschatten des Turmes hatten sich Kupfertafeln gelockert und drohten bei Sturm herunterzufallen. Auch durch eine zusätzliche Verankerung konnte das Problem nicht gelöst werden, da sie die Dehnungsbewegungen des Metalles verhinderte und sich hierdurch das Kupfer verbog und wellte. Als Ergebnis war das Dach an vielen Stellen schadhaft und das Kirchenschiff nicht mehr ausreichend geschützt.

Mit der Planung und Ausführung der Klempnerarbeiten wurde vor diesem Hintergrund die Hermann Bade GmbH & Co. KG aus Bad Bevensen beauftragt. Das 1922 gegründete Unternehmen verfügt über umfassende Referenzen bei der Metallbedachung von Kirchen und anderen öffentlichen Gebäuden. Das Team um Geschäftsführer Hermann Bade junior erneuert die etwa 3250 m² Kupfereindeckung einschließlich der Dach-Unterkonstruktion in zwei Bauabschnitten. Die Auftragsabwicklung wird durch einen eng verzahnten und straff organisierten Arbeitsablauf bestimmt, damit eine möglichst kurze Bauzeit erreicht wird. Im ersten Bauabschnitt, der von Juni bis Ende November 2008 dauerte, wurde die Nordseite erneuert. Die Südhälfte soll dann bis Oktober 2009 saniert werden. Zunächst wird dabei jeweils der komplette Dachaufbau abgetragen. Ein großflächiges Wetterschutzdach ermöglicht dem Bedachungsunternehmen dabei witterungsunabhängiges Arbeiten.

Komplettsanierung umfasst auch die Unterkonstruktion

Da man beim Wiederaufbau vor rund 100 Jahren die Gefahr eines erneuten Brandes wie im Jahr 1906 ausschließen wollte, besteht die ursprüngliche Dachkonstruktion komplett aus nicht brennbaren Materialien. Den Dachstuhl des Kirchenschiffes bildet eine Stahlkonstruktion. Hierauf hatte man als Deckunterlage für die alte Kupfereindeckung circa 80 mm starke Bimsbetonplatten mit einer Abdichtung aus Teerpappen eingesetzt. Im durch Kriegseinwirkungen zerstörten Bereich waren als neue Deckunterlage Ziegel-Hohlkammersteine verwendet worden. Die alte Kupfereindeckung war mit Festhaften und Metalldübeln auf den Bimsbetonplatten befestigt. Im Bereich der Hohlkammersteine wurden die Verschraubungen als Durchsteckmontage ausgeführt. Diese starre Befestigung mit Haftabständen um 45 cm und das sehr breite Scharraster von 720 mm hatten Schäden durch Dehnung und Windsog ermöglicht, durch die nunmehr eine Erneuerung des Daches unumgänglich ist.

Langlebigkeit und Sicherheit

Um sicherzustellen, dass das neue Dach viele Jahrzehnte ohne Probleme überdauert, wird die alte Unterlage komplett entfernt. Anschließend werden auf beiden Seiten der verbleibenden Stahlkonstruktion eine brandsichere Sparrenunterkonstruktion (Sipo Mahagoni mit FSC Zertifizierung), eine Holzschalung mit Brandschutzimprägnierung und eine Vordeckung aus einer Elastomerbitumen-Schalungsbahn aufgebracht. Hierauf verlegt das Unternehmen Bade die neue Kupfereindeckung. Insgesamt wird die komplette Dach-, Gauben- und Gesimsfläche mit etwa 44 t „Tecu Classic“ in Doppelstehfalztechnik neu eingedeckt. Die Kupferstärke beträgt 0,7 mm bei einem Scharraster von 520 mm und einer Scharlänge von bis zu 2,0 m. Durch ihre im Vergleich zum alten Dach geringere Breite werden die Bahnen dabei den Windsogkräften zuverlässig standhalten. Die Befestigung erfolgt mit Fest- und Schiebehaften zur Aufnahme der thermischen Längenänderung. Zu den besonderen Herausforderungen an das handwerkliche Können zählt dabei unter anderem der Nachbau der stark verzierten Dachgauben sowie die mit der Dachentwässerungsanlage kombinierten profilierten Gesimse.

Die „Tecu Classic“-Bänder werden von der KME Germany AG & Co. KG in klassischer walzblanker Ausführung geliefert. Bei den Toleranzen hinsichtlich Geradheit (Säbelförmigkeit), Planheit (Ebenheit) sowie bei den wesentlichen technologischen Werten gehen sie deutlich über die Forderungen der EN 1172 hinaus. Mit den Jahren wird das Dach des „Michel“ wieder durch Oxidbildung unter atmosphärischer Bewitterung seine seit vielen Jahren gewohnte patinagrüne Oberfläche erhalten.

Fazit

Die Sanierung des 3250 m² großen Kupferdaches auf dem „Hamburger Michel“ ist ein hervorragendes Beispiel für die ökologischen Vorteile des natürlichen Werkstoffes Kupfer. Indem bei der KME Germany AG & Co. KG, die die „Tecu Classic“-Bänder für die Neueindeckung liefert, aus dem eingeschmolzenen alten Dach neue Kupferprodukte hergestellt werden, schließt sich ein ressourcenschonender und energiesparender Recyclingkreislauf. Nachdem das alte, fast 100 Jahre alte Kupferdach vor allem durch eine zu starre Befestigung sanierungsbedürftig geworden war, geht man in der Hauptkirche St. Michaelis und bei der Hermann Bade GmbH & Co. KG jetzt von einer wesentlich höheren Lebensdauer aus.

Fotos: Aurubis AG (Hamburg), Hermann Bade GmbH + Co. KG (Bad Bevensen), KME Germany AG & Co. KG (Osnabrück), BAUMETALL

Olaf Strubelt, Techno Press, Wuppertal

KME — beratungsstarker Spezialist für Kirchendächer aus Kupfer

Die KME Germany AG & Co. KG verfügt über langjährige, umfassende Erfahrungen mit der Eindeckung von Kirchtürmen und Kirchendächern mit Kupfer. Vor diesem Hintergrund bietet sie Planern und ausführenden Unternehmen umfassende Beratungs- und Serviceleistungen bei der Kirchendeckung in Klempnertechnik:

  • Begutachtung von Sanierungsfällen in Kirchengemeinden
  • Unterstützung von Architekten, Planern und ausführenden Unternehmen bei der fachregelgerechten Planung und Ausführung – auch in Abstimmung auf die Anforderungen des Denkmalschutzes
  • Erarbeitung von Ausschreibungsverzeichnissen
  • Schulung der Verarbeiter von Tecu-Produkten auf der Baustelle
  • Gemeinsame Abnahme der Klempnerarbeiten mit dem Architekten sowie Prüfung auf Einhaltung der Fachregeln

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