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Kreative Kupferwerkstatt

Im Normalfall kommt der Appetit beim Essen. Beim neuesten Weiterbildungsangebot der BAUMETALL-Workshopreihe ist das anders, denn die kreative Kupferwerkstatt regt offensichtlich so etwas wie Heißhunger an. Unmittelbar nach erfolgter Ankündigung in Ausgabe 8/2016 und somit vier Monate vor Kursbeginn waren alle Plätze vergeben. Rekord! Und auch das gab es noch nie: Die Wartelisten für eventuell im Herbst 2017 stattfindende Zusatzkurse wachsen ununterbrochen an. Mit einem solchen Erfolg hat Matthias Schoppe vom Veranstaltungspartner Aurubis nicht gerechnet. Auch BAUMETALL-Chefredakteur Andreas Buck freut sich über das Erfolgsrezept der Workshopreihe. Als Ideengeber, Trendscout und Organisator hat der schreibende Klempnermeister sein Ohr immer am Puls der Zeit – weiß genau, was seine Kollegen interessiert. „Falzkurse gibt es viele“, sagt er und führt dann ein Gespräch mit Workshopleiterin Manuela Geugelin.

Blitzwaches Kupferblech

Manuela Geugelin hat keine Klempnersicht auf die Dinge. Vom Falzen hält sie nicht besonders viel und auch Techniken wie das Löten oder Nieten wendet sie nur an, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Stattdessen schwört die Bildhauerin auf hauchdünnes Kupferblech und darauf, ihre Kunstgegenstände und Skulpturen aus einem einzigen Stück Metall anzufertigen. „Diese Herangehensweise zeichnet viele Bildhauer aus“, sagt sie und erklärt: „Steinskulpturen werden in der Regel aus einem einzigen Stein herausgearbeitet.“ So gesehen müssen perfekte Metall-Kunstwerke zwangsläufig aus einer einzigen Tafel Blech entstehen, denkt Buck und stellt die nächste Frage, deren Beantwortung ihn abermals überrascht. „Metall muss vor der Bearbeitung aufgeweckt werden“ sagt die vor Begeisterung sprühende Künstlerin. Auch davon hat der wissbegierige Klempnermeister noch nie gehört, obwohl er müde Metallbearbeiter oder verschlafene Azubis schon oft getroffen hat. „Auf die Idee, anstatt des müden Handwerkers dessen Werkstück zu wecken, wäre ich nie gekommen“, scherzt Buck, doch Manuela Geugelin meint es ernst. Und der Blick auf ihre Arbeiten zeigt, wie effektiv ihre Technik sein muss. Bucks Interesse fällt auf eine ausdrucksstarke Skulptur, die aussieht, als wäre ihre Kupferhaut erschlafft. Dennoch strahlt die Arbeit eine scheinbar aus dem Material dringende Spannung aus. Es entsteht der Eindruck, als würde das verformte Kupfer unter großer Anstrengung danach streben, wieder in seinen einstigen, spiegelglatten Ausgangszustand zu gelangen. Doch irgendwie wird das rotbraune Gebilde durch die geschickte Anordnung zahlreicher Falten in Position gehalten.

Fachredakteur und Klempnermeister Buck fragt weiter, er möchte wissen, wo die in Freiburg ansässige Künstlerin ihre handwerklichen Fähigkeiten erlernt hat. „Metall und dem Werkstoff Kupfer begegnete ich erstmals im Technikunterricht“, erinnert sich Geugelin. „Damals hatte ich das Glück, von einem metallaffinen Lehrer unterrichtet zu werden, der uns kleine Kupferschalen treiben ließ und das rotglänzende Metall auch sonst gerne im Unterricht einsetzte. Seither bin ich von der Verformbarkeit des Werkstoffs begeistert. Ich kenne kein anderes Material, das sich aus einem glatten Ausgangszustand so gut in die dritte Dimension bringen lässt und dort derart stabil verbleibt.“ Fest im Griff der Kupferfaszination begann Manuela Geugelin direkt nach dem Musikstudium damit, künstlerische Arbeit im bildhauerischen Bereich zu realisieren. In der eigenen Metallwerkstatt entstanden die ersten Arbeiten in Form von Metallbildern. Nach und nach wurden daraus plastische Arbeiten, wobei die Suche nach Form und Ausdruck immer im Vordergrund stand.

Wissensdurst

Geradezu wissensdurstig erlernte die aus Berlin stammende Wahl-Freiburgerin zahlreiche Arbeitstechniken. Das Löten beispielsweise bei einem Musikinstrumentenbauer – ebenso das Drehen von Gewinden. Vom Schweißen, Schneiden, Schmieden und natürlich der Materialkunde im Allgemeinen versteht Geugelin eine ganze Menge. „Besonders prägend waren und sind meine Besuche bei anderen Künstlern und Kunstsachverständigen“, sagt sie und nennt Namen wie Jürgen Brodwolf, Wilfried Post und Armin Morath in einem Satz. Während ihres Studiums an der Edith Maryon Kunstschule in Freiburg, von den Dozenten Markus Hoenninger, Verena Reimann und Johannes Ruchti inspiriert, entstanden weitere beeindruckende Arbeiten.

Auf das Zusammentreffen mit Klempnern und Architekten freut sich Manuela Geugelin besonders, denn der Workshop am 6. April 2017 sei für sie die erste Begegnung dieser Art: „Ich bin sehr gespannt, welche Gestaltungsideen die Architekten entwickeln und was die Klempner mit ihrer Art der Metallbearbeitung zum Ausdruck bringen werden. Als Künstlerin bin ich offen für Neues und neugierig auf die Ergebnisse. Ich finde das Workshop-Konzept genial, denn es verbindet unterschiedliche Herangehensweisen und eröffnet somit allen Beteiligten eine neue Sicht der Dinge.“

... und immer wieder Kupferblech

Ob künstlerische Arbeit, Meisterstück oder klassische Stehfalzbedachung – Kupfer ist und bleibt für viele Klempner das bevorzugte Metall schlechthin. Für seine gute Verformbarkeit bekannt, wird es in der Architektur seit vielen Jahrhunderten eingesetzt. Darüber hinaus ist Kupfer als wichtiges Spurenelement im menschlichen Körper für die Produktion von Pigmenten und roten Blutkörperchen oder für die Stärkung des Abwehrsystems zuständig. Unter diesem Aspekt erscheint die Entwicklung eines Workshopangebotes mit künstlerischem, gestalterischem und kulinarischem Hintergrund durchaus berechtigt. Genau darüber sprach Andreas Buck mit Matthias Schoppe, dem Verkaufs- und Projektleiter für Architekturprodukte bei Europas größtem Kupferhersteller Aurubis in Stolberg. Das erste Gespräch fand auf einem Kochkurs des Europäischen Klempner- und Kupferschmiedemuseums statt. In der Würzburger Kochschule „Der Reiser – Genussmanufaktur“ entwickelten beide die Idee, Kunst, Architektur, Metallgestaltung und Klempnertechnik miteinander zu verschmelzen. Kupfer der Marke Aurubis soll dabei als zentrales Bindeglied eine Brücke schlagen und darüber hinaus die teilnehmenden Architekten und Spengler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz näher zueinander bringen. Ergänzend soll der Workshop „Kreative Kupferwerkstatt“ die Bereiche Kunst, Kupfer, Architektur mit kulinarischem Vergnügen verbinden: Nach einer kurzen theoretischen Einführung vermittelt Metallkünstlerin Manuela Geugelin verschiedene Techniken zur künstlerischen Metallbearbeitung. Gemeinsam mit den teilnehmenden Klempnern und Architekten sollen dann Kupferbilder, Skulpturen oder kleinere Kupferkunstobjekte entstehen. Jeweils aus einem Architekt und einem Klempner bestehende Zweierteams verarbeiten dazu unterschiedliche Kupfermaterialien – etwa walzblankes Kupfer mit der Bezeichnung Nordic Standard oder Nordic Brown, ein Kupfer mit braunoxidierter Oberfläche. Weitere Kupfer-Oberflächen sind beispielsweise die Produkte Nordic Green und Nordic Blue. Sie bieten Designern eine einmalige Gestaltungsfreiheit und die Möglichkeit, die Art und Intensität der Grün- und Blaupatina dank der „Living“-Oberflächen bei jedem Projekt neu zu bestimmen. Aurubis beschreibt den entsprechenden Werksprozess als genau kontrollierbar, sodass neben der gediegenen Grün- und Blaupatina auch andere Patina-Nuancen erzielt werden können. Typisch Kupfer: Das patinierte Material lässt sich leicht biegen und formen. Außerdem gibt es keine Einschränkungen, was die Länge der vorpatinierten Kupferbleche bzw. -bänder angeht, da auf dem Fertigungsband ganze Spulen behandelt werden und nicht nur Bleche mit begrenzter Größe.

Ebenfalls zur Verfügung stehen Materialien vom Typ Nordic Brass oder Nordic Royal. Letztere ist eine Kupferlegierung beziehungsweise Aluminium Bronze mit Aluminium und Zink, welche eine Patina mit üppiger goldener Farbe bildet und im Gegensatz zu Messing im Alterungsprozess eine hell goldbraune Oberfläche behält. Diese changierende, matte, goldbraune Oberfläche entwickelt abweichend von anderen Kupferprodukten (außer in Küstenregionen und Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit) keine blaue bzw. grüne Patina.

Appetit kommt beim Kochen

Schon jetzt ist sicher, dass die Arbeiten der Teilnehmer mindestens ebenso vielseitig wie die Aurubis-Kupferoberflächen sein werden. Neben der künstlerischen Verarbeitung unterschiedlicher Aurubis-Kupfermaterialien stellt der abschließende Kochevent des Auftaktworkshops ein weiteres Highlight dar. Dann werden die Teilnehmer gemeinsam mit Sternekoch Reiser kulinarische Genüsse zaubern, die allesamt an die vielfältige Farbpalette der Aurubis-Kupferoberflächen erinnern. Dazu Matthias Schoppe: „Die Fusion von Kupfer, Kunst und kulinarischem Vergnügen könnte nicht besser sein. Ich freue mich auf einen spannenden Workshop, der den Auftakt zu einem neuen Weiterbildungskapitel im Europäischen Klempner- und Kupferschmiedemuseum bilden wird.“

Übrigens: Informationen zur neuen Museumswerkstatt sowie zur Workshop-Anmeldung finden Sie auf Seite 16 in vorliegender BAUMETALL-Ausgabe sowie auf www.baumetall.de und den weiterführenden Links.

www.aurubis.com/finland/architectural

BAUMETALL-Workshopreihe

Wissenswertes über die neue Museumswerkstatt sowie zur Workshop-Anmeldung finden Sie auf Seite 16 in vorliegender BAUMETALL-Ausgabe sowie auf

www.baumetall.de

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