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Vom Billigheimer zum Lifestyle-Wohnen

Urlaub im Titanzink-Ei? Wohnen im Hausboot? Das Eigenheim per Lkw liefern lassen? Heutzutage ist alles möglich – und oft auch noch richtig stylish. Während in den 70er-Jahren Fertighäuser noch als Billigheim von der Stange belächelt wurden, sind inzwischen trendige Bauvarianten auf dem Markt, die das Lego-Image abgestreift haben. Immer wieder sorgen neue Architektur-Konzepte für Aufsehen, wie etwa auf der Lifestyle-Webseite deavita zu sehen ist.

Vor allem in urbanen Ballungsräumen, wo Grund und Boden knapp und Immobilienpreise hoch sind, bietet das kompakte Eigenheim oder Bürohaus in Modulbauweise eine Option. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Komponenten sind schnell geliefert und aufgebaut und auch für schlanke Geldbeutel erschwinglich. Architekten auf der ganzen Welt experimentieren mit Systemhäusern aus verschiedenen Materialen, auch aus Metall, vom Wohncontainer bis zur Villa. Die Idee dahinter: Eine Gesellschaft mit hoher Mobilität, wo die Menschen nicht mehr ihr Leben lang an ihrem Geburtsort bleiben, sondern Wohn- und Arbeitsort häufig wechseln, in vielen Fällen pendeln und auch den Urlaub gern woanders verbringen, braucht flexible Unterkünfte.

Zukunftsweisende Ansätze

In BAUMETALL haben wir schon öfter über originelle und zukunftsweisende Projekte berichtet. In Ausgabe 1/2013 stellten wir die schwimmenden Ferienhäuser der FHG Floating House GmbH vor. Die Firma verwendet passgenaue Bausätze aus zugeschnittenem und dreidimensional verformtem Stahlblech. Die Metall-Sidings werden auf einer wärmegedämmten Holz-Unterkonstruktion befestigt.

Weitere Beispiele für vorgefertigte Bausysteme mit Metall sind die schwimmenden Ferienhäuser auf dem Geierswalder See, Lausitz, das Go-Tic-Haus in Holzbauweise mit Aluminiumdachplatten von Prefa oder das Lifestyle Loft L³ in der Fertighauswelt in Nürnberg mit Alucobond-Fasadenplatten. Sehenswert ist auch das eiförmige Baumhaus aus Titanzink von der Firma Baumraum.

Kupferhäuser in Israel

Die Idee, Fertighäuser aus Metall zu bauen, ist nicht neu: Bereits in den 1930er- Jahren gab es Kupfer-Fertighäuser der Hirsch Kupfer und Messingwerke aus Eberswalde, an deren Entwürfen Walter Gropius beteiligt war. Als infolge der Machtübernahme Hitlers viele jüdische Familien auswanderten, warb die Firma Hirsch in der Jüdischen Rundschau: „Nehmen Sie ein Kupferhaus mit nach Palästina. Sie wohnen bei größter Hitze in kühlen Räumen.“ Von den insgesamt 51 damals gebauten „Allkupferhäusern“ wurden allerdings nur vier tatsächlich abgebaut, in Kisten nach Israel verschifft und dort wieder errichtet. Neben der kurzen Bauzeit (24 Stunden für sechs Arbeiter) bieten diese Metallhäuser noch weitere Vorteile: Die Fassade kann man abwaschen und bei Hitze genügt es, sie mit dem Gartenschlauch abzuspritzen, damit innen angenehme Kühle herrscht. (Quellen: Berliner Zeitung, 2.2.1999; Spiegel online, 10.01.2010). Ein heute noch bewohntes Kupferhaus in Berlin-Lichterfelde wird in einer Dokumentation auf Youtube gezeigt.

Heute stehen metallbekleidete Modulhäuser nicht nur für schnellen Aufbau und Flexibilität, sondern auch für Originalität und modernes Design. Die Innenausstattung reicht von einfach bis luxuriös und auch ökologische Aspekte wie ressourcensparende Herstellung oder Energieeffizienz müssen nicht zu kurz kommen.

Elementbauweise spart Zeit und Kosten

Geradezu futuristisch nimmt sich das Wohnhaus Box:09-g in einem ansonsten unauffälligen und bodenständigen Wohnviertel in Fürstenfeld aus. Mit Box:09-g hat die österreichische Viereck-Architekten ZT-GmbH die multiple Raumzelle Box:09 (s. Baumetall 8/2011) weiterentwickelt. Das Prinzip basiert auf einem System standardisierter, in Serie vorproduzierter und vormontierter Raummodule mit einer Fassade aus Alucubond-Platten auf einer Konstruktion aus Holzmassivbau aus Brettsperrholz. Die Fensteröffnungen der 50 cm aufgeständerten Box sind an die Umgebung und Ausblicksachsen angepasst, die Beheizung erfolgt nur durch Infrarotpaneele.

Mit dem Modularsystem sind nicht nur Single-Wohneinheiten, sondern auch großräumige Bürogebäude und Einfamilienhäuser realisierbar. Bei Box:09-g handelt es sich um einen Zweitwohnsitz für ein älteres Ehepaar mit zwei Schlafzimmern, einem barrierefreien Badezimmer und einem großzügigen Wohn-Essraum mit Küche auf insgesamt 100 m2 Nettonutzfläche. Bei einem optimierten Bauerrichtungsprozess sind eine Zeitersparnis von 20 bis 30 % und eine Kostenersparnis von 27 bis 37 % möglich.

Nach einer Planungszeit inkl. Einreichung bei der Baubehörde von ca. fünf Monaten nimmt die Fertigung drei Monate in Anspruch, aufgestellt ist Box:09-g in zwei Tagen. Hinzu kommen noch ca. drei Wochen für die Fertigstellung vor Ort. Bei der technischen Gebäudeausrüstung kann aus einer Reihe von vorkonfigurierten und energetisch optimierten Haustechnik-Paketlösungen (u. a. Wärmepumpenanlagen, Solarsysteme, Photovoltaik) die jeweils optimale Variante gewählt werden.

Mit rostigem Finish oder spiegelblank

Auch Weehouse von der US-amerikanischen Firma Alchemy ist ein Bausystem aus vorgefertigten Modulen, die beliebig miteinander kombiniert werden können. Die standardisierten containerartigen Elemente werden industriell hergestellt und können individuell an Kundenwünsche, Bauplatz und Budget angepasst werden. Das Modell ist auch mit Metallfassaden erhältlich. Für farbbeschichtete Stahl-Sidings gibt Alchemy eine Garantie für 35 Jahre. Außerdem sind voroxidierte (mit sogenanntem Rost-Finish) oder gewellte Oberflächen im Programm, die sich sowohl in urbaner als auch ländlicher Umgebung gut machen.

Das Modell Casa Invisible (unsichtbares Haus) von Delugan Meissl Associated Architects in Wien macht seinem Namen alle Ehre: Die spiegelnde Metallfassade lässt das Haus vollständig mit seiner Umgebung verschmelzen. Nur zwei Monate werden für die Fertigstellung der flexibel einsetzbaren Wohneinheit mit Holzstruktur veranschlagt. Außen wie innen können die vorgefertigten Elemente in Containergröße (45 m2 Nutzfläche) nach individuellen Wünschen gestaltet werden. In einem Designkatalog stehen verschiedene Fassadentypen und Innenausstattungsvarianten zur Auswahl. Die spektakuläre Spiegelfassade aus Aluminium macht das Haus zu einem wahren Blickfang.

Gemütliche urbane Höhle für kleine Ansprüche

Wer ein wirklich abgefahrenes Zuhause haben möchte und keine hohen Platz- und Komfortansprüche stellt, ist in Boxhome gut aufgehoben. Der 2007 errichtete schmale Kasten wurde entworfen und gebaut von Rintala Eggertson Architects aus Oslo. Auf nur 19 m2 Fläche verbergen sich vier Räume, die die grundlegenden Wohnbedürfnisse abdecken: Küche, Bad, Wohnzimmer und Schlafzimmer. Die Metallbekleidung auf Holzkonstruktion lässt zwei Fensterbänder frei, die sich kreuzförmig schneiden – ein Muster, das den eigenwilligen Charakter betont. Das Ziel ist, unnötigen Platzverbrauch zu reduzieren und den Fokus auf das Wesentliche – Raum, Material und Licht – zu lenken.

Mit Boxhome (und anderen Projekten nach demselben Prinzip) stellen die Osloer Architekten eine Lösung für verschiedene Wohnsituationen und Anforderungen unserer Zeit vor, etwa für Studenten, Wohnen auf Zeit oder Flüchtlinge – also alle, die vorübergehend auf kleinerem Fuß leben müssen. Nicht zuletzt wollen Sami Rintala und seine Kollegen damit ein Zeichen gegen exzessiven Konsum und gedankenlose Materialverschwendung setzen.

Projektpartner gesucht

Die Architekten sehen in Boxhome eine Art „urbane Höhle“, für die nur ein Viertel der Kosten aufgewendet werden muss, die für eine herkömmliche Wohnung in der gleichen Größe und Gegend anfallen. Der Prototyp könnte als Modell für größere, familientaugliche Haustypen oder auch für Bürobauten dienen. Für die Weiterentwicklung und Umsetzung ihrer Projekte suchen Rintala Eggertson Architects Partner mit Erfahrung oder Interesse am Fertighausbau, gern auch in Deutschland. Für Genaueres kontaktieren Sie bitte Sami Rintala: sami@ri-eg.com

Wie man sieht, ist der Fertighaus-Markt in Bewegung und hat einiges zu bieten. Man darf also gespannt sein, was die kommenden Jahre im Bereich Systembauten mit Metallfassaden noch so alles bringen.