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Leserbeitrag

Abenteuer Ararat

Als einziger Handwerker schließe ich mich einer aus sieben Personen (sechs Männer und eine Frau) bestehenden Gruppe an. Seit Wochen bereiten wir uns auf das Abenteuer Ararat Osttürkei vor. Ausarbeitung der Tour übernimmt Tourleiter Alexander Härtlein. Nach fast sechsmonatiger Planungszeit und körperlicher Vorbereitung trifft sich die Gruppe mit circa 400 kg Gepäck am Nürnberger Flughafen. Schon am Flughafen ernteten wir komische Blicke des Personals und der Mitreisenden, als wir mit Skischuhen an den Füßen die Sicherheitsschleuse passieren. Noch verwunderter sind allerdings die Urlaubsgäste und Einheimischen am Flughafen Istanbul über diese Mode. Von dort aus geht es weiter nach Van. Um uns für die Höhe zu akklimatisieren, unternehmen wir eine achttägige Skitour im Van-See-Gebiet, auf einer Höhe von 3000 und 3500 m.

Fremdartige Klempner-Cool-Tour

Während der Bergtour lernen wir Land und Leute kennen. Der Osten der Türkei ist aus europäischer Sicht touristisch und klempnertechnisch nicht besonders erschlossen. Vielerorts gewinnen wir authentische Einblicke in die türkische und kurdische Lebensweise und Kultur. In den Bergdörfern bilden sich in kurzer Zeit Menschentrauben, um uns zu begrüßen. Die Leute sind freundlich und aufgeschlossen. Endlich erreichen wir Dogobeisit am Fuße des Ararat, um bereits einen Tag darauf über Schotterpisten zum Berg zu gelangen. Als es kein Weiterkommen mit dem Fahrzeug mehr gibt, verteilen wir den Großteil des Gepäcks auf Pferde und Träger. Gemeinsam steigen wir ins Basislager auf 2400 m auf, wo uns ein Küchenzelt und ein einheimischer Koch erwarten. Von dort geht es mit Tourenski weiter ins Hochlager auf 3200 m, wo wir eine ebene Fläche für unsere Zelte in den Schnee graben. Wir verbringen die Nacht bei minus 20 °C, ein Schneesturm raubt uns den Schlaf. Am nächsten Morgen ist die Spurarbeit durch den Neuschnee sehr mühsam. Bei rund 4500 m lassen wir die Ski zurück – haben uns im GPS Marken gesetzt, um sie auch wieder zu finden. Zu Fuß geht es weiter über verblocktes Gelände mit leichten Klettereien. 50 cm Neuschnee erschwert unser Vorwärtskommen. Die letzten 250 Höhenmeter bis zum Gipfel legen wir mit Steigeisen und Eispickel über eine abgewehte und blanke Eiskuppe zurück. Nach einem neunstündigen, Kräfte zehrenden Aufstieg erreichen wir den Gipfel auf 5165 m am 11. April 2012 um 14 Uhr. Trotz starkem Wind, Schneefall und einer Temperatur von minus 30 °C erleben wir unbeschreibliche Glücksgefühle. Ich bin unheimlich stolz und fühle mich, als hätte ich genug Kraft, selbst schwierigste Prüfungen zu bestehen. Noch einmal sammeln wir alle Kraft und Konzentration für den Abstieg, der sich bis in die Nacht hinzieht. Unsere Gruppe ist die erste, die den Gipfel 2012 erreicht hat. Einen Tag vorher musste eine französisch-italienische Gruppe 250 Höhenmeter vor dem Gipfel wegen des katastrophalen Wetterumschwungs und aus Erschöpfung abbrechen und umkehren.

Mein Tipp an alle Kollegen

Meine persönliche Botschaft an alle Lehrlinge, Gesellen, angehende Meister, studierende Handwerker und insbesondere die Kollegen, die den neuen Studiengang Gebäudehülle besuchen werden, lautet: Ein Ziel, das man vor Augen hat, sollte mit allem Ehrgeiz, Mut und Schweiß verfolgt werden. Manchmal verhängt eine dicke Wolkendecke die Sicht, was aber nicht heißt, dass das Ziel unerreichbar ist. Es lohnt sich immer, die Hoffnung zu bewahren und alle Kräfte zu mobilisieren.

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