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Aman(n)da schlägt zu 

Liebe*r Gendersterne und –sterninnen,

im Sinne eines geschlechterbewussten Sprachgebrauchs ist korrektes Gendern durchaus angebracht. Aus Sicht einer Hämmerin ist die Anwendung der entsprechenden Vokabel*innen jedoch extrem komplex. Ich versuche es dennoch und beginne am Beispiel eines wichtigen Schneidwerkzeuges – der Blechschere. Stopp! Das ist grammatikalisch nicht korrekt. Es heißt doch „die“ Blechschere oder täusche ich mich jetzt total? Wir sagen doch auch nicht: Die Klempner lötet, was das Zeug hält. Obwohl: Wenn daraus „Die Klempner löten, was das Zeug hält“ wird, dann passt es wieder – zumindest aus der Sicht eines männlichen und testosterongesteuerten Hammers. Aber wie soll bitteschön eine zarte Hämmerin damit zu ihrem Recht kommen? Es ist schlimm genug, als Frau im Handwerk seinen Mann zu stehen.

Um zu verstehen, warum das so ist, sollten Sie einen genaueren Blick in Ihre Werkzeugkiste werfen. Sehen Sie es auch? Die scheinbar vorherrschende Harmonie verschwindet zum Beispiel dann, wenn ich Sie darum bitte, Ihren Winkelfalzschließer zukünftig Winkelfalzschließerin zu nennen. Vielleicht haben Sie es noch nicht bemerkt, aber im gemeinsamen Arbeitsumfeld Ihrer Werkzeuge ist längst ein unbeschreiblicher Genderkrieg ausgebrochen. Da beschwert sich der Falz, er würde regelmäßig von der Haft festgehalten und seiner Freiheit beraubt. Ist doch klar, dass die den Falz nur doof finden kann. Überhaupt scheint das Befestigungselement eine wahre Verwandlungskünstlerin zu sein. Wird sie zum Beispiel neuen Azubis vorgestellt, ist sie männlich und nennt sich „der Haft“. Kommt sie zu zweit oder zu mehreren daher, wünscht sich Madame, als „die Hafte“ angesprochen zu werden.

Damit soll und kann und möchte ich als Hämmerin nichts zu tun haben. Mich interessiert lediglich das Wohlergehen meines Freundes Nagel. Er ist ein toller Mensch. Geht mit mir durch dick und dünn. Neulich haben wir gemeinsam eine Rinne montiert. Die Rinne hat sich dabei überaus zickig angestellt. Um nichts auf der Welt wollte sie sich mit Herrn Rinnenboden zusammensetzen lassen. Ich hatte die Hoffnung auf pünktlichen Feierabend längst aufgegeben, da hatte Nagel die rettende Idee: Er bat einen fetten, knallroten Markierungsstift darum, auf das Paket mit den Rinnenböden ein Gendersternchen und ein *innen zu schreiben. Gefragt, geschrieben: Die Rinnenbödin und die Rinne führen seither eine scheinbar gut funktionierende Beziehung. Ich denke, solange die Rinne nicht über eine Geschlechtsumwandlung nachdenkt, um sich danach Rinner zu nennen, ist alles in Butter – außer …

1. Der Genderstern beschwert sich und möchte fortan eine Gendersternin sein.

2. Mundartverbundene Schwaben bestimmen im Zuge des Genderwahns, nie wieder „der Butter“ und „der Radio“ zu sagen.

Nachtrag:

Nur vier Monate und eine Bürgerbefragung später haben sich Schwaben*innen auf die Begriffe „Butterin“ und „Radio*innen“ geeinigt. Wenn das kein Fortschritt ist.

Hammer!