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Wo Architektur und Kunst verschmelzen

Ein Blechdach im Burda-Haus

Zugegeben: Der für seine stark stilisierten Mädchendarstellungen international gefeierte Künstler gehört nicht zwangsläufig zu meinen persönlichen Favoriten – das Gartenhaus seiner Kindheit schon. Als skulpturales Objekt inmitten der Ausstellung platziert, zog mich das Gebäude magisch an. Natürlich schweifte mein Blick sofort auf das Blechdach des kleinen Häuschens. Den Begriff Blechdach verwende ich an dieser Stelle keinesfalls abwertend. Im Gegenteil: Ein künstlerisch derart ansprechendes Dach hatte ich zuvor noch nie gesehen. Allein die Farben, die Yoshitomo Nara in einer speziellen Lasurtechnik auf unterschiedlichsten Metallplatten aufgebracht hat, sind beeindruckend. Neben glatten Blechtafeln, gewellten Strukturen oder großformatigen Schindeln sind auch die Dachfenster samt Einfassungen sehenswert. Wunderbar unorthodox angeordnet, widersprechen sie jeder mir bekannten Fachregel. Überhaupt scheint Yoshitomo Naras Gartenhaus (My Drawing Room 2008, Bedroom Included, 2008) mit den ringsum ausgestellten Gemälden förmlich zu kommunizieren. Interessant ist darüber hinaus, wie subtil der Künstler in zahlreichen seiner Arbeiten ein kleines Haus mit rotem Satteldach platziert. Das scheint kein Zufall zu sein. Mal deutlich erkennbar, ein anderes Mal nur schemenhaft angedeutet, zieht sich das Motiv wie ein roter Faden durch die Flure und Stockwerke der Ausstellung.

Kreativer Nährboden

Yoshitomo Nara wuchs während des japanischen Wirtschaftswunders in einer Arbeiterfamilie in der ländlichen Umgebung von Hirosaki auf. Die häufige Abwesenheit seiner Eltern überbrückte er zeichnend in seinem „Drawing Room“. Seine Fantasie beflügelten seine Katze, andere Tiere und das Hören von amerikanischem Blues im Radio, dessen emotionale Tiefe ihn auch ohne Textverständnis prägte.

Naras Aufstieg in die internationale Kunstwelt

Der 1959 geborene Yoshitomo Nara zählt zu den bedeutendsten Künstlern seiner Generation. Nach seinem Studium an der Aichi Prefectural University of the Arts in Japan besuchte er die renommierte Kunstakademie Düsseldorf. Zwölf Jahre lebte er in Deutschland. In dieser Zeit entwickelte der Künstler seine unverkennbare Identität. Seit dem Jahr 2000 lebt und arbeitet Yoshitomo Nara wieder in Japan. Internationale Bekanntheit erlangte Nara insbesondere durch seine ikonischen „Angry Girls“. Diese stilisierten Mädchenfiguren mit ihren ausdrucksstarken Augen, die oft eine Ambivalenz aus Stärke und Verletzlichkeit zeigen, wurden zu seinem Markenzeichen. In Deutschland präsentierte die Retrospektive im Museum Frieder Burda erstmals das facettenreiche Werk des Künstlers aus vier Jahrzehnten.

Kunst und moderne Architektur

Die im November 2024 eröffnete Ausstellung im Museum Frieder Burda ist inzwischen Geschichte. Ein 224-seitiger, im Hatje Cantz Verlag erschienener Katalog bietet weiterhin einen umfassenden Eindruck von Naras Schaffen. Zahlreiche seiner Werke sind zudem in bedeutenden internationalen Sammlungen vertreten.

Unabhängig davon lohnt sich der Besuch des mit Metall bekleideten Museums in jedem Fall. Alleine die gelungenen Details der großformatigen Metallkassettenfassade sind sehenswert. Auch sonst ist das Gebäude ein zeitloser Eyecatcher. Besonders Liebhaber ansprechender Metallarchitektur dürfte das Museum Frieder Burda noch viele Jahrzehnte lang erfreuen. Mit dem Bau des 20-Millionen-Euro-Projekts wurde der New Yorker Architekt Richard Meier beauftragt. Im Oktober 2004 eröffnete Frieder Burda das Museum in der Baden-Badener Lichtentaler Allee, wo seither regelmäßig renommierte Künstler aus aller Welt ihre Arbeiten präsentieren.

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