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Aluminiumfassade am Hafen

Trickkiste

Große Häfen brauchen große Fassaden und – natürlich ebenso große Klempnerfachbetriebe. Am Hamburger Eurogate, einem Containerhafen der Superlative, realisierte die Rutkowski GmbH eine ebensolche Aluminiumfassade. Auf einer Fläche von mehr als 2000 m² montierten die Klempner des Steinfurter Unternehmens tausende von verschiedengroßen und asymmetrischen Falzinc-Fassadenschindeln. Das Besondere: Die Spezialisten des 25-Mann-Betriebes montierten die, mit einer Zinkoberfläche versehenen 0,7-mm-Aluminiumschindeln direkt auf dem Allface Smart-Fixing-System F 2.10. Dabei verzichteten sie auf vollflächige Auflage- und Montageflächen. Weder eine Holzschalung noch eine Montageebene in Form von sonst häufig eingesetzten Trapezprofilen oder anderen metallischen Untergründen kam zum Einsatz.

Wer sich an dieser Stelle die Frage stellt, wie freitragend montierte Fassadenelemente aus 0,7-mm-Aluminium an einem sechsstöckigen Gebäude statische Anforderungen mit Bravour erfüllen und dabei höchsten Windlasten standhalten, ist beim Blick „hinter“ die Falzinc-Fassade zurecht verblüfft. Die Überraschung ist noch größer, wenn man sich vor dem Gebäude stehend gegen die steife Briese stemmt, die am Eurogate besonders heftig wehen kann. „An manchen Tagen war es nahezu unmöglich, Mineralfaserdämmung oder Metallbauteile ungesichert auf dem Gerüst zu lagern“, beschreibt Gregor Rutkowski das stürmische Eurogate-Klima und fügt an: „Vor allem, wenn die mobilen Containerkräne einen Dampfer be- oder entladen und dabei staub-aufwirbelnd hin- und herrasen, erkennt man die Hand vor Augen nicht mehr.“

Ein Teil hält das andere

„Die enormen Gebäudehüllen-Stabilität liegt in der Kleinteiligkeit der Falzinc-Bauteile begründet – das ist der Trick“, erklärt Gregor Rutkowski weiter. Die einzelnen Schindeln wurden ausschließlich per Einhangfalz miteinander verbunden. Bei einer Elementhöhe von 60 cm messen die kleinsten Schindeln gerade einmal 15 cm in der Breite. Die größeren Bauteile weisen immerhin eine Breite von 54 cm bei gleicher Bauhöhe auf. Der Bauteilverbund sowie die geometrische Anordnung der vierseitigen 30-mm-Längs- und Querfalze tragen entscheidend zur Fassadenstabilität bei. Die Gliederung der Falzlinien erfolgt ohne die Entstehung von Knotenpunkten – die Falzwechsel sind horizontal wie vertikal so arrangiert, dass mindestens ein durchgehender Falz die Nahtstelle dreier aufeinander treffender Bauteile verstärkt und stabilisiert. Und obwohl die Anordnung der konischen Fassadenschindeln eher zufällig erscheint, folgt sie einem, vom Hamburger Architektenteam Kramer Biwer Mau, sorgsam ausgeklügelten System. Dieses nahezu nicht erkennbare Fassadenraster wiederholt sich in regelmäßigen Abständen. Erstaunlicherweise wirkt die kleinteilige Fassade ausgesprochen homogen. Blaue Fassadenelemente aus großflächigen Aluminium-Composite-Tafeln wechseln sich mit durchgängigen Fensterbändern ab und erzeugen angenehme Kontraste zum Grau der Aluminiumhülle. Insgesamt wirkt der kubische Baukörper eher zurückhaltend – an trüben Tagen scheint er sich vor dem grauen Himmel gar aufzulösen und erinnert dabei ein wenig an ein Containerschiff, das gerade am Horizont sichtbar wird.

Starke Fassadenidee auf starker Unterkonstruktion

Montiert wurden die Falzink-Schindeln, wie erwähnt, direkt auf einem Unterkonstruktionssystem der österreichischen Allface Befestigungstechnologie GmbH & Co. KG. Wichtigstes Bauteil des Systems bilden hoch tragfähige Wandkonsolen, die am Eurogate direkt auf dem betonierten Untergrund verschraubt wurden. Durch eine diagonal angeordnete Verstreb-ung halten die aus Aluminium gefertigten Konsolen besonders hohen Zugbelastungen stand. Eine weitere Besonderheit der Konsolen stellt der mögliche Ausgleich von Wandunebenheiten dar. Dazu kommen spezielle Verlängerungselemente zum Einsatz, welche in diversen Abmessungen zu beziehen sind. Ein weiterer Vorteil des Systems liegt in der Flexibilität der Konsolen selbst, da jede Konsole als Fix- sowie als Gleitpunkt verwendet werden kann. Weiteres Zubehör wie beispielsweise thermische Trennelemente oder zugelassenes Befestigungsmaterial komplettieren das aus der Aluminiumlegierung EN AW 6060 gefertigte Konsolensystem.

Der Statik entsprechend wurden die Konsolen an den Gebäudeeckbereichen des Eurogate in engeren Abständen montiert. Um die Einzelanschlagpunkte» fluchtgerecht zu montieren, setzten die Spezialisten von Rutkowski auf moderne Lasermesstechnik. Dabei wurde schnell klar, dass Bautoleranzen bis zu mehreren cm ausgeglichen werden mussten.

Gregor Rutkowski: „Wenn so etwas auffällt, werden bei anderen Fassadensystemen entsprechend längere oder kürzere Konsolen eingesetzt. Sind die Standard-Wandkonsolen jedoch bereits montiert, dürfen die Bohrlöcher streng genommen kein zweites Mal verwendet werden, was neue Bohrungen zum Austausch der entsprechend zu kurzen oder zu langen Konsole erfordert. Zu allem Übel ist dann die Position der Konsole nicht mehr exakt an der Stelle wo sie sein sollte, was bisweilen Schwierigkeiten bei der fluchgerechten Montage nach sich zieht. Die Konsolenverlängerungen von Allface leisten in solchen Fällen besonders wertvolle Dienste.“

Schmucke Fassade

Nachdem hunderte von Konsolen an den Wandflächen gesetzt und ausgerichtet waren, fixierte das Rutkowski-Team die 140-mm-Mineralfaser-Wärmedämmung der Wärmeleitgruppe 035 mit tellerförmigen Spezialdübeln. Von den im Wärmedämmbereich verschwundenen Smart-Fixing-Systemkonsolen ragten lediglich die mit entsprechenden Schlitzen versehenen Zungen aus der Dämmebene heraus. In diesen Schlitzen wurden stranggepresste Aluminiumwinkel (L-Profil) in der Abmessung 60/40/2 mm horizontal verlaufend montiert. Die mit Bohrschrauben gesicherten und mit einem Trennband überklebten Aluminiumwinkel bildeten die Montagegrundlage für die Falzinc-Fassadenschindeln. Die Befestigung dieser Schindeln erfolgte ausschließlich per Einhanghaft und entsprechender Nietverbindung.

Kiste im Wind

Gregor Rutkowski ist zufrieden. Wieder einmal haben er und sein Team innerhalb weniger Wochen ganze Arbeit geleistet. „Die Kiste steht“, resümiert der Klempnermeister aus Steinfurt. Präzise, passgenau und in handwerklicher Falz- und Kant-Technik wurde die strukturierte Falzinc-Fassade hergestellt. Das Falzbare Aluminium von Kalzip vereint dabei die dezente, edle Optik von vorbewittertem Zink auf ideale Weise mit den Vorteilen von Aluminium. Außerdem überzeugt das Metall durch höchste Korrosionsbeständigkeit – am Eurogate ein nicht zu verachtender Vorteil. In Kombination mit der tragfähigen Unterkonstruktion garantieren die Falzinc-Werkstoffeigenschaften selbst an stürmischen Tagen dieselbe Standfestigkeit wie tausende, um die „Eurogate-Kiste“ gelagerte, Hochseecontainer.

Bautafel

Architektur: Kramer Biwer Mau, Hamburg http://www.kbm-architekten.de

Bauherr: Eurogate Container Terminal Hamburg GmbH http://www.eurogate.de

Generalunternehmer: Depenbrock Bau GmbH & Co. KG, Stemwede https://depenbrock.de/

Fachbetrieb: Rutkowski GmbH, Steinfurt http://www.rutkowski-dachbau.de

Unterkonstruktion: Allface Befestigungstechnologie GmbH & Co. KG https://www.allface.com/

Fassadenhülle: Falzinc, falzbares Aluminium mit Zinkoberfläche von Kalzip, 0,7 mm https://www.kalzip.com/

Eurogate bewegt die Wirtschaft

Eurogate ist Europas führende Container Terminal- und Logistik-Gruppe mit zehn Terminal-Standorten und einem Umschlag von 14,2 Millionen TEU* in 2008. Am Containerterminal Hamburg, mit seinen derzeit sechs Großschiff-Liegeplätzen und 21 Containerbrücken, wurden im vergangenen Jahr 2,7 Mio. TEU* umgeschlagen.

* TEU ist die Abkürzung für Twenty-foot Equivalent Unit, ein Maß für Kapazitäten von Containerschiffen und Hafenumschlagsmengen

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