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Leserprojekt aus Zahling auf www.baumetall.de

Kugelgold, Zwiebelglanz und feuchte Augen

Wie schäle und zerschneide ich eine Zwiebel ohne dabei tränende Augen zu bekommen? Diese Frage beschäftigt mittlerweile derart viele Hobbyköche, dass dutzende Internetforen nach einer zufriedenstellenden Antwort suchen. Wie eine Kupferzwiebel geschält und anschließend wieder eingedeckt wird, erfährt man hingegen nicht so häufig. Doch zum Glück gibt es die Leserprojekte auf https://www.baumetall.de/, über die in regelmäßigen Abständen auch in BAUMETALL berichtet wird. Zurück zum Zwiebelschälen: Auch der kupferne Zwiebelturm der Zahlinger Dorfkirche musste „geschält“ werden. Das Wahrzeichen in der bayerischen 500-Seelen-Gemeinde bei Obergriesbach war in die Jahre gekommen – die Heinzlmeier GmbH aus dem 30 km entfernten Schrobenhausen erhielt den Sanierungsauftrag.

Überraschungen

Es heißt, die Entfernung der alten Turmdeckung sowie die anschließende Begutachtung der Unterkonstruktion brachte bei manchem Zahlinger Bürger Wehmuts- und Kummertränen hervor. Beispielsweise konnte anhand einer am Abrissmaterial unterseitig vorhandenen Stempelung festgestellt werden, dass die alte Eindeckung aus dem Jahre 1930 stammte. Außerdem entdeckten die Spengler überaus zahlreiche, notdürftig reparierte Einschusslöcher. Warum manche davon sogar von oben kommend in die Eindeckung einschlugen, war nicht nachvollziehbar. Wesentlich eindeutiger konnte die Ursache für die Patinabildung zwischen den Falzen gedeutet werden. Undichte Falzverbindungen begünstigten unkontrollierten Feuchtigkeitseintritt und verursachten Fäulnisschäden an der Holzschalung sowie den Tragbalken des Kaiserstiels. Nachdem die Unterkonstruktion repariert und eine bislang fehlende Hinterlüftungsmöglichkeit geschaffen war, erfolgte die Neueindeckung. Zur Vorfertigung bauten sich die erfahrenen Spengler ein zwiebelförmiges Holzmodell in Scharbreite, an das sie die neuen Kupferscharen mit Streck- und Stauchwerkzeugen anpassten. Die aus einem Stück gefertigten Scharen erhielten am Sockelbereich eine mittels Quetschfalte hergestellte Abkantung nach außen. Zur Scharbefestigung wurden ausschließlich Schiebehafte eingesetzt. Kurz vor Abschluss der Spenglerarbeiten wurde eine kupferne Dokumentenrolle in die vergoldete Kupferkugel unter dem Turmkreuz eingelegt.

Phänomene

Ein weiteres und überaus seltenes Phänomen kann offensichtlich nur der für das Spenglerwetter zuständige Petrus erklären. Während der gesamten Spenglerarbeiten und bis zum Gerüstabbau wirkte kaum Feuchtigkeit auf die neue Kupfereindeckung ein. Die Folge war ein beeindruckender, wenn auch nur von kurzer Dauer vorherrschender, Kupferglanz über Zahling. Und wieder gab es tränende Augen – dieses Mal weil die blendend aussehende Spenglerarbeit die Sommersonne extrem reflektierte.

* Norbert Heinzlmeier ist Dachdecker- und Spenglermeister. Er leitet den gleichnamigen Fachbetrieb in Schrobenhausen

Norbert Heinzlmeier*

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