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Nachhaltige Lösung für ein Gemeindehaus

Flachdach oder flach geneigt

Nahe Duisburg, am malerischen Niederrhein, befinden sich die Gemeinden Essenberg und Hochheide. Die dortige evangelische Kirchengemeinde fusionierte 2007 zur Gemeinde Essenberg-Hochheide. Von mehreren Gemeindezentren, die sich im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde befinden, ist das Gemeindehaus Essenberg-Hochheide mit der Kirche das Hauptzentrum. Das Gemeindezentrum umfasst eine Gebäude-Dachfläche von etwa 780 m². Der gesamte Flachdachbereich bestand aus einer Eindeckung mit mehrlagiger Bitumenpappe und Kiesschüttung. Zur Verbesserung der Lichtverhältnisse, der Lüftung und auch Wärmeabfuhr sind 12 Lichtkuppeln eingebaut. Ausgangspunkt für die Überlegung einer dringend notwendigen Sanierung war der damalige Zustand des Daches, denn dieses wies erhebliche Mängel auf. Das Wasser war bereits zwischen die Einzellagen der Bitumenpappe gedrungen – ein klassisches Flachdach-Problem. Somit war ein Wassereinbruch, der die Bausubstanz gefährdet, absehbar. Auch die vorhandenen Lichtkuppeln waren an ihren Übergangsstellen brüchig, undicht und damit sanierungsbedürftig.

Sanierungsalternativen und Konstruktion der Aufständerung

Im Vorfeld stimmte der beauftragte Architekt Horst Möhlendick mögliche Sanierungskonzepte ab, erarbeitete entsprechende Lösungsvorschläge mit den Fachberatern der führenden Werkstoffhersteller und erstellte ein finanzierbares Gesamtkonzept. Drei Sanierungsalternativen standen zur Diskussion:

1. Sanierung als Warmdach unter Verzicht auf die vorhandenen Lichtkuppeln

2. Aufbau als flach geneigtes Dach mit Eindeckung durch Flachdachpfannen

3. Aufbau als flach geneigtes Dach mit Eindeckung aus Zink

Da der Flachdach-Baukörper die Möglichkeit bot, eine zusätzliche Konstruktion für ein flach geneigtes Dach aufzubringen, konnte die bisher vorhandene Innenentwässerung nach außen verlegt und damit das Wasser grundsätzlich vom Bauwerk weggeleitet werden. Somit war der Weg für ein flach geneigtes Titanzinkdach frei. Das Gebäude selbst stellte für Architekten und Verarbeiter eine spezielle Herausforderung dar – das Fehlen rechter Winkel. Insbesondere der Gemeindesaal war fast völlig unwinkelig.­ Der Architekt entschied sich deshalb, über dem Gemeindesaal eine Dachspitze als flachen Turm auszubilden. Über die tiefer liegenden Bereiche des Gesamtgebäudes konzipierte er dann in diagonaler Länge einen First. Die erforderlichen Stiele unter dem First und die teilweise bis zu 13 m langen Gratsparren wurden auf die statisch belastbaren Wände gestellt. Wo dies nicht möglich war, erfolgte die Aufstellung mit Hilfe einer Lastverteilungskonstruktion direkt auf die Betondecke.

Titanzink-Eindeckung

Für die gesamte Dacheindeckung wurde Rheinzink-Titanzink in der Oberflächenqualität „vorbewittert pro blaugrau“ eingesetzt. Aufgrund der geringen Neigung entschied man sich für die Doppelstehfalztechnik, die schon bei Dachneigungen ab 3° die erforderliche Dichtigkeit garantiert. Die Dachentwässerung erfolgt nun über vorgehängte halbrunde Dachrinnen und runde Regenfallrohre. Für alle weiteren benötigten Teile wie Innen- und Außenecken, Abläufe, Sammelkästen und Bewegungsausgleicher kamen ebenfalls Fertigteile aus dem umfangreichen Rheinzink-Dachentwässerungsprogramm zum Einsatz. Sehr hilfreich erwies sich dabei der Info- und Beratungsservice des Herstellers, der bei mehreren kniffligen Fragen die zufriedenstellende Antwort lieferte.

Ansprechende Optik und wirtschaftliche Verlegung

Vor Beginn der Verlegearbeiten wurde die Scharenaufteilung besprochen und die Scharenbreite bestimmt. Ein Muss, um die Wirtschaftlichkeit der Verlegearbeiten zu gewährleisten. Außerdem spielt die Optik beim Doppelstehfalz eine wesentliche Rolle. Er bestimmt in der Längsrichtung optisch sehr stark die Geradlinigkeit einer Dachfläche. So ist hier die Festlegung der Verlegerichtung ausschlaggebend für ein positives Gesamterscheinungsbild.

Das über dem Gemeindesaal aufgestellte große Walmdach war eine handwerkliche Herausforderung. Insgesamt fünf Dreiecksflächen bilden die Form. Die Dachgrate laufen zu einer Dachspitze zusammen. Für ein perfektes Bild wurde darauf geachtet, dass die Stehfalzlinien der einzelnen Dreiecksflächen an den sechs Dachgraten möglichst genau zusammentrafen. Dies gelang nur durch eine passgenaue Vorfertigung der einzelnen Dreiecksflächen in den Werkstatthallen des Verarbeiters. Ohne diese maschinellen und werkstattmäßigen Voraussetzungen wäre eine wirtschaftliche, präzise und vor allem termingerechte Fertigung nicht möglich gewesen.

Auch der Transport der zum Teil 10,80 m langen Schare zur Baustelle wurde mit Bravour gelöst. Da sich der Verarbeiter-Betrieb in unmittelbarer Nähe zur Baustelle befand, konnten auch kleinere vorgefertigte Partien zeitnah angeliefert werden, so dass an der Baustelle keine Lagerprobleme entstanden.

Die vorprofilierten Scharen wurden in diagonaler Anordnung verlegt, die Haften gesetzt und die Längsfalze geschlossen. Zum Toleranzausgleich wurden spezielle Pass-Scharen vorgesehen. Zum Hochpunkt wurden die Falze neigungsabhängig hochgeführt und als Quetschfalten ausgebildet.

In den konischen Kehlbereichen wurde zusätzlich Dichtungsband eingelegt, um auch bei Schnee und Schlagregen absolute Dichtheit zu garantieren.

Alle Falzarbeiten, wie auch die Detailplanung, wurden klempnertechnisch präzise durchgeführt. Die Übereinstimmung der Falzlinien beim Zusammentreffen der unterschiedlichen Flächen ist dafür ein überzeugendes Beispiel. Als größte Herausforderung erwiesen sich die konischen Kehlen, die einzeln auszumessen und anzufertigen waren.

Bautafel

Bauherr:

Kirchengemeinde Essenberg/Hochheide

Architektuer:

Dipl.-Ing. Horst Möhlendick, Moers

Material:

Rheinzink, vorbewittert pro blaugrau, Doppelstehfalztechnik

Fachbetrieb:

Thomas Kahl, Duisburg

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