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Zu Gast auf einer Bildungsfahrt

Rollende SMV-Werkstatt

Bringen Klempner Schornsteinbekleidungen ausnahmslos nur an Schornsteinen an? Werden Kehlprofile ausschließlich an Dachflächen montiert? Falzen Flaschner und Blechner Entlüftungsverwahrungen immer auf dem Metalldach stehend ein? Und vor allem, wo sonst, außer in Spenglerwerkstätten oder auf Metalldachflächen, können Spengler nach Herzenslust ihre Aufgaben erfüllen? Werner Fünfer, Vorstand der freien Spenglermeistervereinigung Bayern (SMV), kennt die, aus seiner Sicht einzig richtige Antwort auf diese Fragen: „Fahre ein einziges Mal im SMV-Bus mit und Du wirst staunen, wie viele Quadratmeter Stehfalzeindeckung während 100 km Fahrt verlegt werden können!“

Und tatsächlich – als ich früh morgens in den weiß-blauen SMV-Reisebus steige, umhüllt mich Spengleratmosphäre pur. Die Notizblöcke sind am Start und intensive Fachgespräche längst im Gange. Neben der Planung hoch komplexer technischer Details diskutieren die Spengler der SMV über BG-Novellen, geglückte Dachsanierungen mit Aluminiumdachplatten oder Möglichkeiten, mit Flachdachfolien Marktanteile im Flachdachbereich zu sichern. Spätestens jetzt wird mir klar, die SMV-Ausfahrt nach Südtirol ist mehr als eine Bildungsfahrt. Noch bevor der Bus den Brenner erreicht, haben die SMV-Spengler und deren Reisebegleiterinnen mindestens fünf Großprojekte und nicht weniger Einfamilienhäuser mit Spenglerleistungen vom Feinsten „bedacht“. Einziges Manko: Ein geistiges Aufmaß haben die SMV-Mitglieder bislang nie erstellt. Folglich gibt es auch keine präzise Angabe über die Menge bislang montierter SMV-Dachrinnen nebst Zubehör. Obwohl draußen auf der „echten“ Baustelle nicht jedes SMV-Mitglied eine Nachkalkulation erstellt, sind sich die Kollegen einig: Allein durch die vielen Praxistipps oder die Anregungen in Sachen Steuerberater, haben sie während der Teilnahme an den SMV-Bildungsfahrten bislang jedes Mal Gewinn erzielt.

Auf den noch verbleibenden Kilometern schraubt sich der Spengler-Bus über Serpentinen hinauf nach Ratschings in Bozen, dem vorläufigen Reiseziel. 30 Minuten Pause, Abendessen und weiter geht die Montage – bis spät in die Nacht – und ganz ohne Überstundenzuschlag.

Gleichgesinnte werden Freunde

Was, so frage ich mich, kann ein Spenglermeister während einer dreitägigen Bildungsreise in Südtirol alles erleben? Vielleicht einen Almausflug mit Wanderstiefeln? Weit gefehlt – obschon die SMV-Spengler neben ausführlichen Fachgesprächen noch die Zeit für ein kleines Besichtigungsprogramm finden. Der Tagesablauf: Ein wenig Meran, ein bisschen Gärten von Schloss Trauttmansdorff. Und wieder folgt die Ankunft im Hotel. Und wieder beginnt nach 30 Minuten Pause die Nachtschicht. Und weil die „SMV-ler“ wissen, dass es gemeinsam besser geht, haben sie die Kollegen der Südtiroler Berufsgemeinschaft der Bau- und Galanteriespengler zum Abendessen eingeladen.

Es wird gefachsimpelt bis die Lötnaht platzt, denn nicht nur die Baumetalle sind in Bayern und in Südtirol identisch. Schnell erkennen die Kollegen ähnliche Probleme auf beiden Seiten. Sie sprechen über mangelnde Zahlungsmoral, über unbefriedigende Steuersituationen und vor allem über den offensichtlich in der Bevölkerung fehlenden Bekanntheitsgrad des Spenglerberufes. So viel Gemeinsamkeiten verbinden und schon befindet sich das nächste Treffen in geistiger Vorbereitung. Übrigens – bereits am 7. November 2008 treffen sich die neuen Spenglerfreunde auf Einladung des BAUMETALL-Treffs unter dem Motto BAUMETALL-Treff-XXL in Karlstadt wieder (Anmerk. d. Red.: siehe S. 28 in vorliegender Ausgabe).

Spenglerschätze

Am dritten Bildungstag folgt, wie könnte es auch anders sein, ein weiteres Spenglerhighlight Südtirols. Es ist der Besuch des Spenglerfachbetriebes Alois Schatzer in Brixen. Hier ist der Name Programm! Bereits von weitem erkennt der Besucher einen „Spenglerschatz“ neben dem anderen. Ein kunstvoll geschwungenes Vordach aus patiniertem Kupfer beschattet die Fenster des Bürotraktes und detailverliebt präsentiert sich ein Brunnen mit Wasserspiel am Haupteingang. Man spürt förmlich, wie viel Spengler-Herzblut in und um das Firmengebäude der Schatzer Alois GmbH eingeflossen ist.

Doch spätestens beim Betreten des Ausstellungsraumes glauben die Spengler aus Bayern, in einer Schatzkammer zu stehen. Vergoldete Turmspitzen und Wasserkästen stehen dicht an dicht neben Fassadenmustern oder High-Tech-Modellen hauseigener Dachsicherheit- und Absturzsysteme. Nach einer Werkstattbesichtigung mit anschließendem südtiroler Vesper setzt sich der SMV-Bus wiederum in Bewegung. Das Ziel: Der Betrieb des Obmannes der Südtiroler Berufsgemeinschaft, Hubert Trenkwalder. Auch auf dem Firmengelände der Trenkwalder & Partner OHG werden Erfahrungen ausgetauscht und Hubert Trenkwalder gibt uneigennützig Auskunft über Betriebsinternes.

Netzwerke entstehen

Neben dem Besuch von Seminaren, Fachtagungen und Schulungen eröffnen auch „rollende“ Kollegentreffen wie diese neue Perspektiven. Aus ungezwungenen Kollegengesprächen entwickeln sich gemeinsame Strategien, die den Klempneralltag wesentlich erleichtern können. Besonders positiv ist dabei die länderübergreifende Annäherung zwischen den Kollegen zu bewerten, die zeigt: Nicht nur Großkonzerne sind in der Lage, international zu fusionieren. Auch im Handwerk entstehen Netzwerke, die über Ländergrenzen hinweg funktionieren.

Andreas Buck

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