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Neue Metallwerkstatt für ein Jugendkulturhaus

Dynamo

In Zürich erforderten umfangreiche Tiefbauarbeiten am Fluss Limmat sowie der daraus resultierende Abbruch einer provisorischen Arbeitsstätte den Neubau der sogenannten offenen Metallwerkstatt des Jugendkulturhauses Dynamo. Als Reaktion auf straffe gesetzliche und technische Rahmenbedingungen entstand ein Neubau, der unterschiedliche Funktionen erfüllt und dabei verschiedene Gebäudeteile zur kompakten Einheit verschmilzt. Der viereckige Fußabdruck des pilzförmigen Baukörpers umschreibt exakt jene Fläche, welche aus den ortspezifischen Gegebenheiten überbaut werden durfte. Der metallumhüllte Pavillon des Jugendkulturhauses fügt sich harmonisch in sein Umfeld ein und schafft dabei Übersicht und Raum für das Werken mit Metall. Das auf allen Seiten auskragende Vordach sorgt für einen stützenfreien Arbeitsbereich, der das ganze Jahr über genutzt werden kann.

Ausgefallene Bekleidung …

Schnörkellos greift das selbstbewusste und in Metall gehüllte Gebäude das Thema „Metall als Werkstoff“ auf. Sein Stahlskelett-Tragwerk überspannt den darunter liegenden Holzkubus mit beheiztem Büroraum sowie einen abgetrennten Lagerraum. Um an die ursprüngliche Befestigungstechnik im Stahlbau – dem Nieten – zu erinnern, wurde die aus perforierten Stahlprofilen hergestellte Fassade bewusst mit nietenförmigen Schrauben befestigt. Fassade sowie Dachuntersicht und Dachrand bestehen aus industriell gefertigten Stahlprofilrosten. Die in Tiefziehtechnik hergestellte Lochung verleiht der Profilrost-Fassade enorme Stabilität gegen mechanische Einflüsse. In Abhängigkeit von Blickwinkel, Lichteinfall und Tageszeit erzeugen Lochungen und Profilstruktur eine spannende Tiefenwirkung und öffnen Einblicke in dahinter liegende Räume. Bei Sonnenschein verwandelt sich die Fassade in einen glitzernden Metallvorhang – nachts erscheint der Baukörper mit seinen beleuchteten Innenräumen transparent. Das Wechselspiel zwischen Transparenz und Geschlossenheit, zwischen Leichtigkeit und Massivität verleiht dem Gebäude einen wandelbaren Charakter. Außerdem bildet die feuerverzinkte Hülle einen interessanten Kontrast zu dem durch Eisenspäne und Stahlverarbeitung inzwischen rostrot gefärbten Asphalt.

… mit praktischem Nutzwert

Die Lochung der Fassadenverkleidung bietet den Nutzern der Metallwerkstatt die Möglichkeit, Haken, Schilder und weitere Hilfsmittel einfach und praktisch einzuhängen und zu befestigen. Für die Beschriftung der Außenwerkstatt wird aus der Lochung des Profilrosts ein Raster – schwarze Gumminoppen kommen als Pixel zum Einsatz. Die Fassade lässt sich mit einfachen Flügeltüren großflächig öffnen und macht so sichtbar, wann die Werkstatt in Betrieb ist. Bei Betriebsschluss werden alle Flügeltüren mechanisch verriegelt und schützen dahinter liegende Räume vor Vandalismus und Einbruch.

Exotische Klempnerarbeit

Die Gebäudehülle der Metallwerkstatt Jugendkulturhaus Dynamo ist – abgesehen vom Metalldach – keine typische Klempner- oder Spenglerarbeit. Trotzdem waren die Zusammenarbeit mit der Architektengruppe Phalt GmbH, die genaue Fassadenplanung, die Vorfabrikation und die Montage genau auf die Kompetenzen eines Spenglerfachbetriebs zugeschnitten. Die Planer hatten sehr genaue Vorstellungen vom optischen Endprodukt und der Materialwahl. Das Fassaden-Lochbild der aus dem Gerüstbau stammenden Profilrostplatten sollte mit genau definierten Befestigungspunkten übereinstimmen. Da zu dem außergewöhnlichen Fassadenmaterial weder Planungsunterlagen noch Erfahrungswerte vorlagen, war die Phantasie der ausführenden Spengler besonders gefordert. Erschwerend kam hinzu, dass die Arbeiten öffentlich ausgeschrieben wurden. Somit war es für den ausführenden Fachbetrieb Kaufmann Spenglerei und Sanitär AG unabdingbar, bereits zur Angebotserstellung sehr vertieft in die Planung einzusteigen. Bereits in dieser Phase war abzusehen, dass an den Profilrostplatten erforderliche Schnitte weder mit herkömmlichen Trennmitteln noch mit Laser- oder Plasma-Schneidverfahren vorgenommen werden konnten.

Nach ausgiebigen Überlegungen wurde schließlich das Wasserstrahl-Schneidverfahren favorisiert. Zur Minimierung der Schnittstellen war es erforderlich, Fassade, Stahlbau sowie die Unterkonstruktion für das Dach in einem Los auszuschreiben. Ein weiteres Los enthielt die typischen Spenglerarbeiten zur Herstellung des Titanzinkdaches. Dreidimensionale, per CAD angefertigte Planungsunterlagen erleichterten die Anpassung des Lochrasters sowie die Optimierung der erforderlichen Schrägschnitte. Zur Verbesserung des Korrosionsschutzes wurden alle Fassadenbauteile auf dem Wasserstrahltisch geschnitten. Es folgte die Anbringung der erforderlichen Befestigungslaschen in Schweißtechnik sowie die Platzierung entsprechender Bohrungen zur späteren Befestigung. Erst dann konnten die ungewöhnlichen Fassadenelemente feuerverzinkt werden. Durch die ergriffenen Maßnahmen konnten selbst Tore, Wartungsluken oder Ausschnitte für Lampen exakt und ohne das Lochraster zu stören platziert werden.

Fazit

Bereits die ausgefallene Idee, eine Fassade aus derart groben und untypischen Metallelementen zu fertigen, verdient Beachtung. Die professionelle Planung sowie die überaus gelungene Umsetzung sind lobenswert. Besonders zu erwähnen sind neben der vorbildlichen Vorbereitung die Montage sowie die Realisierung funktionaler Details. Insgesamt zeugt das Projekt von beeindruckender Fingerfertigkeit und es beweist, dass Spengler perfekte Metallhandwerker mit Sinn für Proportionen sind. Auch die Wettbewerbs-Jury der „Goldenen Spenglerarbeit 2011“ lobt Projekt und Fachbetrieb in den höchsten Tönen – die Auszeichnung durch den Verein diplomierter Spenglermeister der Schweiz (VDSS) ist absolut berechtigt. Übrigens: Dass die herkömmliche Spenglerarbeit auf dem Dach des Pavillons in den Hintergrund rückt, ist unbeabsichtigt und ungerechtfertigt zugleich. Auch das aus legiertem Zink der Marke Rheinzink hergestellte Doppelstehfalzdach wurde perfekt ausgeführt – ebenso perfekt passt es zu der aus Profilrostplatten hergestellten Fassade.

BAUTAFEL

Projekt: Metallwerkstatt Jugendkulturhaus Dynamo, Zürich, Schweiz

Architektur: Phalt GmbH, ­Architekten eth fh sia, Zürich, Schweiz

Fachbetrieb: Christoph ­Kaufmann AG, Egg, Schweiz

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