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Wenn ein Metalldach knackt und knistert

Zu wahr um schön zu sein

Knister, Knaster, Knäuschen, was lärmt an meinem Häuschen? Um es vorweg zu nehmen: Für manche sind knisternde Steh­falzdächer ein Märchen – andere sprechen von ernsten Beeinträchtigungen des Wohnwertes. Vereinzelt werden solche Verspannungsgeräusche sogar mit Gewehrschüssen verglichen. Die Gründe hierfür sind sehr unterschiedlich. In der Summe treten die Schadensbilder jedoch eher selten auf. Dennoch gibt es Gutachter, die unzumutbar knisternden und knallenden Stehfalzdächern im schlimmsten Falle mit Abrissmaßnahmen zu Leibe rücken. Die Ursachen sind ebenso interessant und vielschichtig wie die Frage, ob und ab wann durch Wärmeausdehnung verursachte Geräusche berechtigte Reklamationsgründe darstellen. Außerdem ist zu prüfen, wie zahlreich unzumutbare akustische Beeinträchtigungen überhaupt auftreten, beziehungsweise in welchem Umfang sie Auslöser für Streitigkeiten darstellen.

Spannende Diskussion

Auch die Mitglieder des BAUMETALL-Treffs beschäftigen sich mit dem pikanten Thema: Am 2. Juni 2010 diskutierten sie mit zahlreichen Gästen, unter ihnen ist auch Dr. Konrad Hanf (Prefa), Josef-Peter Münch (KME) und René Engelhardt vom gleichnamigen Betriebsausstatter. Als weitere Gäste waren Johannes Binder, Markus Sperber und der Vorsitzende der Museumsstiftung, Mario Bott, sowie Gutachter und Klempnermeister Matthias Schmidt aus Großbottwar mit von der Partie. Im „Europäischen Klempner- und Kupferschmiedemuseum“ in Karlstadt eröffnete BM-Treff Mitglied Bernd Rembold den Erfahrungsaustausch. Er berichtete von fragwürdigen Dehnungsgeräuschen, die von einem, mit Edelstahlschiebehafte auf OSB-Plattenschalung befestigten Aluminium-Stehfalzdach stammten. Das Dach befindet sich in einem optisch einwandfreien Zustand. Die rollprofilierten und laut damaliger Klempnerfachregel mit 25-mm-Hafte auf einer Wirrfasertrennlage befestigten Stehfalzscharen, wurden mit einer handelsüblichen Falzmaschine doppelt geschlossen. An der Falzinnenseite sind in einigen Haftbereichen kleinere Einkerbungen erkennbar. Das Dach entwickelt deutliche Knistergeräusche, welche von den Bewohnern besonders in den darunterliegenden Schlafräumen als störend empfunden werden.

Auf Bernd Rembolds Schilderung folgten zahlreiche Wortmeldungen mit unterschiedlichem Inhalt, etwa: „Knistergeräusche sind an Metalldächern unvermeidbar“ oder „Ich möchte nicht unter einem lauten Metalldach schlafen müssen“. Außerdem fiel auf, dass zahlreiche Vermutungen von Verarbeitern, Herstellern und Gutachtern im Widerspruch zueinander stehen. Immerhin: Die Beachtung von Erfahrungswerten sowie die strikte Umsetzung der Klempner­fachregeln schließen Geräuschbelästigungen in den meisten Fällen aus.

Mögliche Ursachen

In der Diskussion der BAUMETALL-Treff-Mitglieder sowie in diversen Leserbeiträgen werden unterschiedliche Ursachen für ausdehnungsbedingte Geräuschbelästigungen aufgezeigt. Vor allem wurde festgestellt, dass zu niedrige Hafte in Kombination mit strukturierten Trennlagen zu Materialverspannungen und somit zu fatalen Ausdehnungsbehinderungen führen. Hier müssen die Empfehlungen der neuen Klempnerfachregeln unbedingt beachtet und auf die Wirrfaserhöhe abgestimmte Hafte (ca. 28 mm Hafthöhe) verwendet werden. Außerdem sind im Handel Spezialhafte erhältlich, die eine optimale Auflage und entsprechende Planlage beim Einsatz von Wirrgelegen garantieren.

Ein weiteres Problem stellt die einwandfreie Gewährleistung der Schiebehaft-Gleitfähigkeit dar. „Probleme verursachen unsachgemäß gesetzte Hafte vor allem ab Scharlängen über 6 m“, so Dr. Konrad Hanf und Josef-Peter Münch merkt an: „Ausdehnungsbedingte Schallbelästigung geht immer mit Materialverspannung einher. Zu 50 % sind die Fehler auf eine falsche Haftmontage zurückzuführen. Weitere Gründe sind mangelhafte und stark schüsselnde Brett-Schalungen.“

Menschliche Fehlerquelle

Tendenziell sollte der Faktor Mensch als Fehlerquelle nicht unterschätzt werden. Typische Aussagen der Diskussionsteilnehmer sind: „Ich kann nicht jeden einzelnen Haft auf seine korrekte Lage überprüfen“, oder „Ich muss mich blind auf meine Mitarbeiter verlassen können“. Es wird deutlich, dass der korrekte Umgang mit Hafte und Befestigungsmaterial sowie die Abstimmung einzelner Komponenten sensibel gehandhabt werden muss. Dabei versteht es sich von selbst, dass Mitarbeiter und Monteure stets umfassend informiert und entsprechend sensibilisiert werden sollten.

Klempnerfachregel...

In den aktuellen Klempnerfachregeln des ZVSHK werden Geräuschentwicklungen unterschiedlicher Intensität eingeräumt. Diese sind jedoch auch von den entsprechenden Dachaufbauten und -konstruktionen abhängig. So sollten alle Konstruktionen stets über genügend Eigenmasse verfügen, um eventuelle Geräuschübertragungen in den Innenraum zu minimieren. Entscheidend ist zudem die Kon-struktionsqualität und -beschaffenheit, welche vom Klempnerfachbetrieb vor der Montage verantwortungsvoll auf eine entsprechende Eignung zu prüfen ist.

Dazu Leonard Knobloch, technischer Referent des ZVSHK: „Es ist bei einer Dachkonstruktion, besonders einer Holzunterkonstruktion nicht zu vermeiden, dass bei Temperaturänderungen Spannungen und Geräusche auftreten, die sich dann in das verlegte Metalldach fortsetzen. Daher auch der Hinweis in den Klempnerfachregeln, dass Knack- und Knistergeräusche unterschiedlicher Intensität auftreten können. Darauf sollte im Vorfeld der Ausführung eines Auftrages der Architekt und Auftraggeber hingewiesen werden. Den bereits gemachten Ausführungen, dass der korrekten Montage der Haften eine ganz große Bedeutung zur Vermeidung von Knack- und Knistergeräuschen zukommt, möchte ich mich anschließen. Hafte aus nicht rostendem Edelstahl zeigen eine bessere Gleitfähigkeit zwischen Haftunterteil und Oberteil, aufgrund der größeren Öberflächenhärte des Werkstoffes. Dies trägt auch zur Vermeidung von Geräuschen bei.“

... und Dachaufbauten

Wichtig ist, dass alle tragenden Untergründe vor der Metalldachmontage gewissenhaft geprüft werden. Höhenversetzte Schalungsbretter oder andere Unebenheiten sowie unfachgemäß verlegte Trennlagen gilt es unbedingt zu vermeiden. In der Praxis ist die Kontrolle korrekt verlegter OSB-Platten durch den Klempner schwierig. Dennoch müssen die Fachbetriebe prüfen, ob die OSB-Platten korrekt und mit den laut ZVSHKKlempnerfachregel geforderten Stößen angebracht wurden. Desweiteren müssen die Haftoberteile der Schiebehafte unbedingt in der Mitte des Langlochs angeordnet sein. Ferner müssen Hafte korrekt und parallel am Falz anliegen und überstehende Haftsockel oder Befestigungsmittel nachgenagelt werden.

Wirtschaftliche Haftbefestigung

Werkzeug- und Maschinenhändler René Engelhardt aus Korntal-Münchingen ließ es sich nicht nehmen, den BAUMETALL-Treff-Mitgliedern aktuelle Möglichkeiten zur professionellen Haftbefestigung vorzuführen. Er präsentierte Befestigungswerkzeuge, wie Gasdruck- und Pressluftnagler sowie die neue Powerbottle. Dabei handelt es sich um ein, nicht nur für Großflächen geeignetes, neuartiges und mobiles Druckluftsystem. Eine kleine Druckluftflasche versorgt den Nagler bei optimalen Bedingungen mit genügend Energie für bis zu 1000 Schuss – die entfallenden Gaskosten machen die höhere Anfangsinvestition schnell bezahlt. Der Clou: Über das System können alle handelsüblichen Druckluft-Nagler weiterhin benutzt werden. Der professionelle Engelhardt-Wartungs- und Reparaturservice sowie ein großer Lagervorrat an Verbrauchsmaterial sorgen für ständige Schussbereitschaft. Mit einem faustgroßen und pressluftbetriebenen Nachnagler können wiederspenstige Nägel, etwa an schlecht zugänglichen Stellen, ins Holz eingetrieben werden.

Ein weiteres Spezialgerät ist der, speziell zur Montage kleinerer Flächen geeignete, Powers-Gasnagler W3-21/FRH/Haft. Der Nagler verarbeitet Breitkopfstifte und Streifennägel bis 100 mm Länge . Ein entsprechend umfangreiches Zubehörsortiment erfüllt die Anforderungen des Klempners perfekt.

Fazit

Bei der Montage von Stehfalzscharen ist größte Sorgfalt nötig. Sämtliche Hafe müssen optimal am Falz anliegen – Haftoberteile der Schiebehafte müssen mittig angeordnet sein. Eine Optimierung ist vor allem bei strukturierten Trennlagen durch speziell auf das Strukturgelege abgestimmte Spezial­hafte anzuraten. Ferner müssen alle Untergründe gewissenhaft überprüft werden. Unebenheiten in der Schalung stellen ebenso eine mögliche Fehler­quelle dar wie Verspannungen, welche durch zu stramme Hafte entstehen können. Generell sollten ausnahmslos hochwertige Komponenten eingesetzt werden. Außerdem sollten die Einbauempfehlungen der ZVSHK-Klempnerfachregeln Beachtung finden.

* Spenglermeister Mario Bott ist Vorsitzender der Stiftung Deutsches Klempner- und Kupferschmiede-Museum e. V. in Karlstadt. Weitere Informationen unter: http://www.klempnerundkupferschmiedemuseum.eu

AUTOREn: Mario Bott* und Andreas Buck

INFO

BAUMETALL-Treff

Die selbstständig tätigen Klempnermeister des BAUMETALL-Treffs diskutieren regelmäßig über aktuelle Trends und Entwicklungen. Sie erörtern neben fachlichen auch lobbyistische Themen und pflegen den kollegialen Austausch mit Klempner-Gruppierungen und Organisationen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.

Dem 2003 gegründeten BAUMETALL-Treff gehören etwa 20 feste Mitglieder aus ­allen Bundesländern an. Die Fachgespräche finden vorwiegend im Europäischen Klempner- und Kupferschmiedemuseum in Karlstadt statt. Von Manfred Haselbach

INFO

Aus der ZVSHK-Klempnerfachregel:

  • Beim Doppelstehfalz- und Leistensystem müssen die Scharen so befestigt werden, dass die auftretenden Längenänderungen am First und an der Traufe gefahrlos aufgenommen werden. Dazu ist es u. a. erforderlich, in Abhängigkeit von der Dachneigung, der Lage der Durchdringungen und der Scharenlänge die Fest- und Schiebehafte entsprechend anzuordnen.
  • Die Anzahl der Festhafte ist von den aufzunehmenden Lasten, der Dachneigung und den Ausdehnungsmöglichkeiten an First und Traufe abhängig. Bei Verwendung von auf Stehfalzen befestigten Schneefang- und Solarsystemen und/oder Überlängen der Dachscharen ist die Anzahl der Festhafte den zu erwartenden Belastungen anzupassen.
  • Die Längenänderung ist abhängig vom werkstoffbezogenen Ausdehnungskoeffizienten, der Temperaturdifferenz und der Bauteillänge. Dadurch bedingt können Knackgeräusche unterschiedlicher Intensität auftreten.

Bei Verwendung einer strukturierten Trennlage sind geeignete Hafte oder Wirrgelegehafte zu verwenden. Die Hafte müssen sorgfältig und verwindungsfrei aufliegend auf dem Wirrgelege (strukturierte Trennlage) befestigt werden. Schiebehafte dürfen sich im Gleitbereich nicht verformen..

Leserbriefe

Hermann Bade ist Dachdecker- und Klempnermeister und Geschäftsführer der in Bad Bevensen ansässigen Bade Dächer GmbH & Co. KG. Der staatlich vereidigte Gutachter ist BAUMETALL-Treff-Mitglied und in diversen Fachausschüssen aktiv. Er schreibt: „Aus meiner Praxis sind mir drei Reklamationsfälle aufgrund von Geräuschbildungen bekannt. Alle Objekte haben eines gemeinsam: Es handelt sich um Dachsanierungen von ehemaligen Wellplattendächern mit Scharlängen von über 10 m, Leichtdachkonstruktionen ohne schalldämmende Masse und Wohnräumen direkt unter der Dachfläche. Da Bauherren oft über Jahre an ihr Dach gewöhnt sind, nehmen sie nach der Sanierung ein anderes Geräuschverhalten wahr und empfinden dies als störend. Ursachen können Spannungen durch unebene Untergründe, etwa Überdeckungsbereiche der Vordeckungen, aber auch andere Faktoren sein. Dass Unebenheiten in der Schalung durch Strukturmatten ausgeglichen werden können, ist bekannt. Oft sind Kunden nicht bereit, entstehende Mehrkosten für derartige Schalldämmungs-Maßnahmen zu tragen, denn das Empfinden von Geräuschen ist subjektiv. Unsere Erfahrung zeigt, dass sich Menschen auch „in Geräusche hineinhören“ können und diese gerade in der Anfangszeit nach einer Sanierung besonders stark wahrnehmen. Sie entdecken dann fragwürdige Reklamationsgründe.

Sollten strukturierte Trennlagen daher generell als mögliche Schalldämmung empfohlen werden? Welche Erfahrungen haben die anderen Diskussionsteilnehmer gesammelt? Sind bituminöse Vordeckungen bei großen Scharlängen und in Hinblick auf die schlechtere Gleitfähigkeit und mögliche Verklebungen noch sinnvoll? Nachweisbar filtern strukturierte Trennlagen bestimmte Frequenzbereiche und tragen somit zu einer messbaren Geräuschreduzierung bei. Meine Erfahrung zeigt, dass bei korrekt verlegten Scharen die durch Wirrgelege erreichte Schallreduzierung selbst für Leichtdachkonstruktionen ausreicht. Kommt es allerdings zu Spannungsgeräuschen (etwa durch unsachgemäße Haftbefestigung) werden Dehnungsgeräusche nicht unterdrückt.“

Jens Hackbarth, technischer Außendienst bei der Laurich KG schreibt:

„In Abstimmung mit unseren Lieferanten empfehle ich unseren Kunden bei Dachneigungen unter 7° den Einsatz des Lippert Traufprofils gegen Kapillarwirkung. Ferner sollte die Traufeinfalzung leicht geöffnet bleiben. Als Trennlage empfehle ich, wenn überhaupt nur weitmaschige Strukturgelege. In engenmaschigen Wirrfaserstrukturen ist die Ablaufmöglichkeit nicht vollständig zu gewährleisten und das Risiko unberechenbarer Sekundärtauwasseransammlung hoch. Außerdem sprechen im Sommer Temperaturen von über 80° unter Stehfalzscharen dafür, nur entsprechend geeignete Produkte einzubauen. Schließlich muss ein Stehfalzdach Jahrzehnte unbeschadet überdauern. Ich selbst bin zum Entschluss gekommen, dass bei bauphysikalisch schwierigen Situationen speziell bei Zinkbedachungen unterseitig schutzbeschichtete Stehfalzscharen eingesetzt werden sollten. Bei verhältnismäßig geringem Kostenaufwand ist mit dieser Maßnahme die Optimierung der Dauerhaftigkeit in den Vordergrund zu stellen, was schließlich ein Imagegewinn für die gesamte Branche bedeutet.“

INFO

Bevent-Trennlage in Scharbreite

Beco Bermüller & Co. GmbH ist als renommierter Hersteller von strukturierten Trennlagen und Wirrgelegen längst kein Unbekannter. Seit Jahren werden die Trennlagen Bevent SK und Bevent W erfolgreich unter Stehfalzbedachungen eingesetzt. Mit dem jetzt erhältlichen, auf Scharbreite abgestimmten Wirrgelege Bevent W reagiert der Hersteller auf Bedürfnisse der Branche. Erstmals ist es möglich, Stehfalzscharen und Wirrgelege parallel zu montieren. Die Vorteile liegen auf der Hand: Zwischen dem strukturierten PP-Wirrgelege können sich weder Verunreinigungen, etwa durch Säge- oder Hobelspäne, noch Eisablagerungen ansammeln. Letzteres Argument kommt besonders in der kalten Jahreszeit zum Tragen, wenn sich bei Nachtfrösten gefrorenes Tauwasser ansammelt und die Montage am darauf folgenden Morgen weitergehen soll.

Der größte Vorteil ist jedoch, dass der Haftsockel bei der Befestigung stets auf dem glatten Untergrund befestigt und die Wirrfaserstruktur nicht deformiert wird. Somit werden eventuell überstehende Nagelköpfe oder sonstige Unebenheiten durch die über dem Haftsockel liegende Wirrgelegestruktur ausgeglichen bzw. überdeckt.

Weitere Informationen:

Beco Bermüller & Co. GmbH, Nürnberg

Tel.: (09 11) 6 42 00 31.

http://www.beco-bermueller.de/de

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