Gregor Bless zeigt Wege in die Spenglerzukunft – von der Hebeltafelschere zur Laserschneidanlage, vom Aktenschrank zur digitalen Ablage. Seine Beispiele sind fast so beruhigend wie gute Schokolade, denn sie zeigen die Vorteile eines durchdachten Digitalisierungsprozesses Von Andreas Buck
Bild: Bless AG
Früher wurde auf Dachlatten oder Pappkartons notiert. Heute auf dem Tablet
Gregor Bless ist Eidg. Dipl. Spenglermeister und seit 1999 Mitinhaber und Geschäftsführer der Bless AG im schweizerischen Erstfeld. Gemeinsam mit seinem Bruder Valentin und einem 23-köpfigen Team machen die Spengler der Bless AG immer wieder mit beeindruckenden Bauvorhaben von sich reden – zum Beispiel im Jahr 2021 mit der Auszeichnung „Goldene Spenglerarbeit“ für ein Titanzinkdach der Extraklasse an der Firmenzentrale der Max Felchlin AG. Am Hauptsitz der Schokoladenmanufaktur wurde die bestehende Produktionshalle mit dem Neubau unter einem Bless-Dach vereint. Die Gliederung der beeindruckenden Dachfläche verläuft in geraden und geschwungenen Linien und erzeugt eine ganz besondere Dachlandschaft. Der BAUMETALL-Artikel „Schokolade für den Sieger“ kann in Ausgabe 6/2021 nachgelesen werden.
Ein mindestens ebenso zuckersüßes Bless-Projekt stellte BAUMETALL in Ausgabe 3/2024 vor. Auch dieses Projekt darf mit Schweizer Schokolade in Verbindung gebracht werden, handelt es sich doch um mehrere Aluminiumdächer einer Wohnanlage, die rund um die herrschaftliche Villa des Schokoladenmoguls Felchlin angeordnet wurden.
Nervennahrung
Anlässlich des BAUMETALL-Treffens im Rahmen des BM-digital-Anwendernetzwerks kümmerte sich David Greco (Gesacon) um die Organisation eines hochkarätigen Fachreferats. Er versprach schon im Vorfeld, dass der Vortrag von Gregor Bless mit herausragendem Inhalt überzeugen würde. David Greco sollte Recht behalten und Gregor Bless die Nerven der Zuhörer überaus beanspruchen. Wie gut, dass im Besprechungsraum der Spiegel AG genügend Schweizer Schoki und erfrischende Getränke bereitstanden.
Was macht den Unterschied zum Mitbewerber? Gute Arbeitsvorbereitung!
Die Bless AG wurde 1944 von Anton Bless gegründet und feierte somit im Jahr 2024 ihr 80-jähriges Bestehen. Das Leistungsspektrum der Bless AG umfasst vielfältige Spenglerarbeiten, darunter die Installation von Metalldächern, Flachdächern und Steildächern sowie die Anbringung hinterlüfteter Fassaden. Des Weiteren realisiert das Unternehmen Industriebauten. Das Team des Fachbetriebs bedient keine spezielle Nische, sondern sieht seine Stärke in enormer Vielseitigkeit, was durch den Leitsatz „Keine Spezialisierung ist unsere Spezialisierung“ unterstrichen wird.
Früh erkannten Gregor Bless und sein Team, dass die Umstrukturierung vom Aktenschrank zur digitalen Ablage unausweichlich ist. „Eine schlanke und effiziente Bürostruktur spart wirklich Zeit“, sagt Bless, der ausnahmslos alle Telefoninhalte oder Besprechungsnotizen in One Note notiert. „Jedes Projekt wird erfasst und sei es noch so klein!“ Dieses strikte Handeln hat dazu geführt, dass im Bless-Büro praktisch kein Papier mehr verarbeitet wird.
Lohnabrechnungen und Zeiterfassung werden ebenso digital verarbeitet wie Produktionsaufträge für die Werkstatt- und Montagegruppen. Oft kommen dazu Apps und Programme aus dem Paket der Finanz-, Lohn-, Fakturierungs-, Business- und Branchen-Software von Abacus zum Einsatz.
Bild: Bless AG
Vom Aktenschrank zur digitalen Ablage
Praktisches
Dann schildert Gregor Bless, wie in seinem Unternehmen ein Metalldach realisiert wird. Zunächst werden alle Anschlussprofile montiert. Dann erfolgt das passgenaue Einmessen der Scharen zur Erstellung eines Produktionsplanes mit den fertigen Produktionsmaßen. Ziel dabei sei es, dass nahezu alle Profile vorgefertigt werden, und zwar inklusive aller Umschläge sowie der erforderlichen Auf- und Abkantungen. „Deckzangen benötigen wir auf der Baustelle kaum noch“, sagt Gregor Bless und ergänzt: „Vor Ort gebogene Aufkantungen sind ungenau und unschön!“
Nachwuchssicherung in Uri
Auch in der Schweiz, genauer im Kanton Uri, ist geeigneter Spenglernachwuchs Mangelware. Anlässlich des 80-jährigen Bestehens machte die Bless AG mit einer knallblauen Talentbox auf sich aufmerksam. Der auffällige Schulungscontainer kann von Bildungseinrichtungen angefordert werden, um Lehrinhalte rund um die Blechbearbeitung in den Regelunterricht zu integrieren. Vorrangig Haupt- oder Realschulen machen vom Angebot der Bless AG Gebrauch. In der ausgestatteten Talentbox zeigen Bless-Azubis interessierten Schülern, was aus Blech alles entstehen kann. Besser geht die Heranführung an den Umgang mit Baumetallen kaum. Und als Beweis dazu zeigt Gregor Bless Fotos von Nachwuchsspenglern, die neben der Montage von Stehfalzscharen auch den frühzeitigen Umgang mit Programmen wie Bendex zur Profilherstellung lernen.
