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Man kann nicht alles in Regeln packen!

Werner Fünfer ist Vorstand der freien Spenglermeistervereinigung Bayern und außerdem im Vorstandsteam des Internationalen Interessenbundes Baumetalle tätig. Der aktive Spenglermeister aus Ingolstadt schreibt zur Diskussion um die Anwenderfreundlichkeit der Klempnerfachregel:

Man kann nicht alles in Regeln packen! Die exakte Festlegung von Ausführungsdetails wird durch unterschiedliche Situationen erschwert oder gar unmöglich. Konkret denke ich an Vorgaben von Kunden und Architekten, Aspekte der Denkmalpflege, den Naturschutz oder ganz spezielle Umstände vor Ort. Genau dann kommt das Fachwissen eines Meisters, sein Erfahrungsschatz und die Qualifikation seiner Belegschaft zum Tragen. Es kann nicht sein, dass wir nur noch Ausführungsgehilfen eines Buches sind, das gar nicht alle Situationen erfassen kann. Ein solches Regelwerk würde uns in unserer Handwerkskunst einschränken und zu reinen Monteuren degradieren. Der Spielraum für Handwerksleistungen würde dann so sehr beschränkt, dass Fachleute zum Spielball der Auftraggeber würden.

Grundlegende Regeln wie Haftabstände, Überstände an Gebäudekanten und ähnliche Vorgaben sollen nur den Rahmen bilden. Mehr ist dank unseres technischen Verständnisses nicht nötig. Hand aufs Herz: Wir benötigen ja auch keinen Hinweis der beispielsweise davor warnt, Katzen in Mikrowellengeräten zu trocknen. Bei unserer täglichen Arbeit ist in erster Linie Fachwissen und logisches Denken erforderlich – eine Gebrauchanweisung nutzen wir nur, wenn wir unsicher werden. Ich erinnere mich an einen Vortrag von Heinz Lummel, bei dem er die Edelstahlhülle des neuen Düsseldorfer Zollhofs vorstellte. Heinz Lummel sagte: „Ob es funktioniert, muss ich vor der Ausführung wissen. Wenn ich es ausführe, dann trage ich auch die Verantwortung.“ Diese Auffassung hat mich damals vor allem deshalb fasziniert, weil die Fachregeln für ein solches Objekt noch nicht existierten. Wenn sich Heinz Lummel auf Fachregeln berufen hätte, hätte er den Zollhof niemals bauen dürfen. Und was geschieht, wenn wir eine Metallfassade zur Vermeidung von Welligkeiten anstatt in 0,7 mm in 1,00 mm ausführen? Ist eine freiwillige Qualitätsverbesserung im Umkehrschluss fehlerhaft und muss diese Arbeit unter Umständen sogar abgerissen werden?

Meiner Meinung nach benötigen wir Fachregeln, die uns einen Rahmen vorgeben – uns zeigen, wie etwas funktionieren kann oder soll. Der Rest ist Handwerkerkunst. Wichtig dabei ist, dass man sich gemeinsam mit dem Planer oder Bauherren über die entsprechende Bauaufgabe verständigt und miteinander spricht. Ergänzend dazu sind natürlich Weiterbildung, Schulungen und Workshops sowie der Austausch mit gleichgesinnten Kollegen und der Industrie nötig. Genau das wird im SMV Bayern oder auch beim iib praktiziert – hier sogar unter Einbeziehung internationaler Kontakte. Ich sage: Machen wir uns einzigartig! Möglich wird dies dank unseres Wissens und Könnens!

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