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Ich bau dir ein Schloss!

Der kubische Mauerbau aus Sandstein mit ehemals geknicktem Satteldach und kleinen, unregelmäßig verteilten Fenstern ist das älteste Haus der 16 000-Einwohner-Gemeinde. In seiner heutigen Form entstand es im Jahr 1546. Archäologische Indizien lassen aber vermuten, dass das Gebäude schon im 12. Jahrhundert erbaut und bewohnt wurde. Als Bauherren werden die „edlen Ritter von Wohlen“ vermutet. Ihnen diente das Schlössli mit großer Wahrscheinlichkeit dazu, Gericht abzuhalten und die umliegenden Gemeinden zu verwalten. Im 19. Jahrhundert beherbergte der Bau eine Wirtschaft und wurde später als Wohnhaus genutzt, aber nicht gepflegt.

Vor dem Abriss gerettet

Im Jahr 2000 reichten die damaligen Eigentümer ein Abbruchgesuch für das Schlössli und die Nebengebäude ein, wogegen sich Widerstand aus Kreisen der Genossenschaft Dorfkern regte. Konstruktive Verhandlungen zwischen Gemeinde, Hauseigentümer und Vertretern der Genossenschaft führten zur Gründung des Vereins Ortsmuseum Schlössli. Die Familie Knoblauch schenkte das Haus dem Verein, während die Ortsbürgergemeinde das Land kaufte.

Ursprünglich war eine Sanierung und Nutzung als Museum geplant. Drei Brände zwischen 2005 und 2007 zerstörten jedoch den Dachstuhl und die innere Struktur, woraufhin das Museumsprojekt aufgegeben wurde. 2013 entwickelten Furter Eppler Partner Architekten im Auftrag des Vereins Schlössli ein neues Sanierungsprojekt mit einem ganz neuen Ansatz: Es sollten nur noch die intakt gebliebenen Grundmauern erhalten bleiben und alles andere entfernt werden. Aus dem dreigeschossigen Gebäude mit einer Vielzahl an Zimmern entstand eine einzige offene Halle mit Galerie, wo bis zu 200 Personen Platz finden.

PV statt Ziegel

Das Dach wurde in vorfabrizierter Tafelbauweise ausgeführt. Diese beinhaltet eine zusätzliche Stabilisierung des Gebäudes sowie eine optimale Wärmedämmung und Schallabsorption. Anstelle von Ziegeln wurde ein integriertes Photovoltaikdach gewählt, dessen Stromproduktion ins Netz gespeist wird. Die vollflächig integrierte PV-Anlage besteht aus individuell angefertigten Doppelglasmodulen. Die Randmodule sind Sonderanfertigungen, die jeweils an mehreren Seiten schräg in die konischen Dachflächen eingepasst wurden.

Um die Optik noch besser an das Gebäude anzupassen, wurde bei den Solarmodulen ein satiniertes Deckglas eingesetzt. Zum Einsatz kam hierbei das Solarsystem Megasol Level, das bei Schrägdächern, anspruchsvollen Dachgeometrien, individuellen Dachintegrationen und auch bei Fassaden verwendet wird. Die Haltehaken für das System werden auf der Dachlattung verschraubt und anschließend die Dichtungsschienen eingehängt. Mittels Einschiebeverfahren werden dann die Solarmodule eingelegt. Eine nachträgliche Demontage ist ohne Einschränkungen möglich.

Die Dachdurchdringung für den Kamin wurde mit farblich passenden Blecheinfassungen in das Solarsystem integriert, ebenso die Lüftungsfirst, um eine wirksame Hinterlüftung zu gewährleisten, und die ortseitigen Entwässerungsrinnen, die den Übergang von den Solarpaneelen an die Fassade darstellen.

Eine dankbare Aufgabe

Die GWeber Spenglerei AG, die die Eindeckung des Dachs übernahm, wurde bei diesem Projekt mit besonderen Herausforderungen konfrontiert: Das Gebäude besitzt kein Vordach. Daher mussten die Bleche fassadenbündig ohne Abbordungen angebracht werden. Die Dachhinterlüftung erhielt zusätzlich einen Insektenschutz. Außerdem waren die Dachprofile farblich an die Photovoltaikpanels anzupassen und der Schneefang durfte nicht sichtbar sein. Eine weitere Besonderheit war, dass der First mit Unterkonstruktion nicht überhöht in die Fläche ausläuft. Knifflig war auch die Bekleidung des sehr engen und innen sichtbaren Versorgungsschachts mit Zuleitungen für die Photovoltaik, Elektrik, Abluft, Abgasleitung usw. Da der Fachbetrieb Weber neben allgemeinen Spenglerarbeiten auch auf Dachsanierungen sowie auf die Berechnung und den Einbau von PV-Anlagen spezialisiert ist, konnten alle Aufgaben gut bewältigt werden.

Damit die Zusammenarbeit der Gewerke reibungslos funktionierte und das Gesamtergebnis am Ende stimmte, war Spengler Wilfried Geissmann in die Baukommission mit eingebunden. „Ein solches Objekt zu erhalten und einer sinnvollen Umnutzung in ein Gebäude der Begegnung im Dorf zu wandeln, war eine echte Herausforderung und eine dankbare Aufgabe“, meint er.

Die Renovierungsarbeiten begannen Ende 2016 und konnten Anfang 2018 abgeschlossen werden. Am 23. und 24. Februar wurde das Schlössli feierlich eingeweiht. Seit Ende Februar 2018 steht es als Kulturdenkmal und Haus der Begegnung allen Interessierten zur Verfügung und kann für Ausstellungen, Konzerte, Feiern oder Hochzeiten gemietet werden.

Bautafel

Projekt: Sanierung eines historischen Gebäudes samt Dacheindeckung

Bauherr: Verein Ortsmuseum Schlössli

Architekt: Furter Eppler Partner Architekten

Fachbetrieb: Weber Spenglerei AG, Wohlen, Schweiz

Brüstungen, Ortgang und Firsteinfasungen: Farbaluminium, Prefa P10 anthrazit

Rinnen eingelegt: Edelstahl Mattplus, 0,5 mm

Versorgungsschacht innen: CNS matt+ 1,0 mm

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