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Klinikfassade in Mailand

Vergangenen Jahres ist es uns gelungen, zusammen mit dem Hersteller Zintek einen schönen und sehr komplexen Auftrag in der Metropole Mailand zu bekommen. Es handelte sich dabei um den Neubau des Krankenhauses „San Luca“ inmitten der Stadt. Dort sollten die gesamte Dacheindeckung und die Titanzinkfassade samt Unterkonstruktion von unserem Unternehmen ausgeführt werden.

Da die italienische Arbeitsweise ein wenig anders ist als die Unsere, ist man gut beraten einen italienischen Partner mit entsprechender Größe an der Seite zu haben. Vor allem gilt es sich anzupassen, da bekanntlich in anderen Ländern auch andere Sitten herrschen. Und gerade deshalb trafen wir die Entscheidung, die beiden Unternehmen Trenkwalder&Partner und Zintek für die Dauer dieses Bauvorhabens zusammenzuschließen, um das etwaige Risiko zu streuen. Der Auftrag wurde daher in Form einer Bietergemeinschaft übernommen und abgewickelt. Da die verschiedenen Fassadenbereiche des Neubaus mit unterschiedlichen Materialien wie Glas, Marmor und Titanzink bekleidet werden sollten, mussten die Grautöne der Materialien, laut Wunsch des Architekten, in einer bestimmten Art zusammenpassen. Das Titanzink des Herstellers Zintek aus Mestre (VE) war deshalb die erste Wahl des Mailänder Architekten Marcotti Tobia. Die findige Materialkombination mit Marmor sowie in eloxiertem Aluminium gerahmte Glaselemente erzeugten ein harmonisches Farbspektrum an den Fassaden.

Gekämmte Fassade

Die Dacheindeckung stellte für uns kein großes Problem dar, weil wir sie mit unserer traditionellen Technik ausführen konnten und die Unterkonstruktion bereits fertiggestellt war. Anders verhielt es sich mit der Fassade: Die Anfangsphase verlief ziemlich chaotisch, denn alle Ausführungsdetails mussten in Übereinstimmung mit dem Architekten noch geklärt werden und zudem war Spenglertechnik für den Architekten absolutes Neuland. Alles was wir bis dahin wussten, hatten wir von einem großen Modell abgelesen. Uns war bekannt, wo die Fassade beginnen und wo sie enden sollte, und auch was der Wunsch des Architekten war: Eine klare Linienführung in der Metallfassade. Dabei sollten die Flächen bewusst nicht absolut ruhig erscheinen. Vielmehr wollte der Architekt, dass die handwerkliche Handschrift sichtbar wird und das Gebäude nicht an einen Industriebau mit entsprechend planen Flächen erinnert. Die Vorgabe war, die Linien des Winkelstehfalzes um das gesamte Gebäude zu ziehen. Außerdem sollte der Eindruck vermittelt werden, als wäre die Fassade mit einem Kamm durchkämmt worden. Die Details der Fassade und des Daches wurden in Zusammenarbeit mit dem Architekten am Bau erarbeitet. Wir präsentierten für jedes Detail jeweils zwei Lösungsvorschläge, von denen dann einer ausgewählt wurde. Die Fassade ist in sieben Sektionen aufgeteilt und erstreckt sich über eine Länge von etwa 90 m sowie einer Höhe von circa 30 m. Die Strukturen der sieben Fassadensektionen unterscheiden sich durch verschiedene Neigungswinkel der Falzlinien sowie die Fassade selbst. Dabei verläuft die Linienstruktur von vertikalen 90° auf überhängende 95° und mehr, bis in die Horizontale. Die gesamte Unterkonstruktion mit statischer Berechnung von Gewicht und Windlasten wurde deshalb von unserer Seite erstellt. Nur so konnte sicher gestellt werden, dass bei der Eindeckung die vorgegebenen Endpunkte der Fassade zusammentrafen.

Platz- und Terminprobleme

Durch die Verzögerung der Vorgewerke und um den Terminplan einzuhalten waren wir gezwungen, die Fassadenarbeiten in der Mitte zu beginnen. Dies hatte zur Folge, dass sich das Einmessen der Eindeckung und das Ausführen derselben als äußerst schwierig erwiesen. Vor allem, weil die Anhaltspunkte an den Fassadenecken fehlten. Aber mit viel Geschick, Geduld und Improvisation, die in Italien nötig ist, gelang mit der Zeit auch dies. Das größte Problem stellte der Platzmangel an der Baustelle dar. Da sich die Baustelle inmitten der Stadt befand, waren wir gefordert die gesamte Arbeitsvorbereitung und Produktion der Dach- und Fassadenbekleidung bei uns in der Werkstatt in Sterzing abzuwickeln und mittels LKW an die Baustelle zu liefern. Es musste mit der Baustellenleitung abgestimmt werden, zu welcher Stunde der jeweilige LKW eintraf, um die Baukräne für das Abladen abzustimmen, denn die LKW´s konnten den Platz immer nur für eine kurze Zeit nutzen.

Fazit

Durch die enge und gute Zusammenarbeit mit dem Architekten war es möglich, die Fassade wunschgemäß und modellgetreu herzustellen. Auch wenn dieser Auftrag für einige schlaflose Nächte sorgte bin ich dennoch froh, dass wir ihn ausgeführt haben. Für uns war dieser Auftrag ein Schritt in eine andere Spengler-Dimension. Die Größe und Komplexität sowie die unterschiedliche Mentalität und Kultur verlangten Einiges von uns ab. Dafür war aber der Lerneffekt groß, und wir konnten viel Erfahrung sammeln, die in Zukunft mit Sicherheit zur Anwendung kommen und uns in unserer Weiterentwicklung helfen wird.

Peter Trenkwalder

BAUTAFEL

Bauherr: IRCCS Istituto Auxologico Italiano

Planung und Bauleitung: ITI Srl-Arch. Bruno Marcotti, Arch. Tobia Marcotti

Technische Direktion: Luciano Dotto

Ausführendes Unternehmen: ATI Grassi e Crespi Srl – Garzoni SA

Spenglerarbeiten: ATI Zintek Srl – Trenkwalder&Partner Srl

Ausführungszeitraum: 2008 bis 2010

Material: vorbewittertes Titanzink nach UNI EN 988, Marke Zintek

Fassade: 2865,00 m2

Dachfläche: 1257,00 m2

AUTOR

Peter Trenkwalder

ist Spenglermeister, Akademisch geprüfter Wirtschaftsmanager sowie Master im Management. Er leitet gemeinsam mit seinem Vater Hubert Trenkwalder den in Südtirol ansässigen Fachbetrieb Trenkwalder&Partner

https://www.trenkwalderpartner.it/

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