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Rekonstruktion der Dachdeckung des Kollegiengebäudes

Grüne Kupferkuppel für Freiburg

Eine besondere Bauaufgabe war mit der Rekonstruktion des 1911 erbauten Senatsaales im Kollegiengebäude I der Freiburger Universität verbunden. 1934 zerstörte ein Brand die Dachstühle und das Kuppeldach des Gebäudes. 1944 wurde das Gebäude bei einem Luftangriff ein weiteres Mal schwer beschädigt. Eine schiefergedeckte Satteldachkonstruktion ersetzte fortan die zerstörte Dachkuppel. Erst ein Wassereinbruch im Jahr 2000 bewog das Universitätsbauamt Freiburg zu einer umfangreichen baulichen und technischen Sanierung des Hörsaales. Neben umfangreichen Sanierungsmaßnahmen im Hörsaal selbst wurde die Wiederherstellung der ursprünglichen äußeren Kuppeldachform beauftragt. Neue Aussteifungen verstärken heute den weiterhin bestehenden Satteldachstuhl. Von außen ist dieser jedoch nicht mehr sichtbar. Eine aufgesetzte Holzkonstruktion ermöglichte die Wiederherstellung der ursprünglichen Kuppelform.

Spanische Gefühle im Herzen von Baden

Um dem optischen Eindruck der Originalbedachung von 1911 zu entsprechen, sollte eine Stehfalz-Tafeldeckung aus vorpatiniertem Kupfer montiert werden. Dazu wurde der Fachbetrieb Gebr. Bayer OHG aus Waldkirch beauftragt. Als Montageuntergrund für das klassische Kupferdach fanden die Blechner um Stefan Bayer eine solide Vollholzschalung vor. Beste Voraussetzungen also! Doch bereits beim Aufmaß kam den sonnenverwöhnten badischen Blechnern irgendetwas spanisch vor. Wie sehr sie sich auch bemühten – klar definierte Falzlinien suchten sie ebenso vergeblich wie sich wiederholende Maßraster. Die auf dem bestehenden Satteldachstuhl aufbauende elliptische Kuppelkonstruktion wies vor allem an den Schnittpunkten keine einfach nachvollziehbare Symmetrie auf. Der Falzverlauf musste daraufhin jeweils individuell an die örtliche Situation angepasst werden. Dazu spannten die Blechner Schnüre von der Traufe zum oberen Mittelpunkt der Kuppel. Diese Vorgehensweise erforderte die örtliche Vorfertigung jeder Schar der Dachdeckung.

Geradlinig verlaufende Scharen fertigten die Metalldachspezialisten zunächst durch die Profilierung von Winkelfalzen. Die vorprofilierten Scharen konnten mit einer Schlebach RBM Rundbogen-Formmaschine an die Rundung der Kuppel angepasst werden. Die 3,5 und 4,5 cm hohen Aufkantungen der sichelförmigen Scharen entstanden mit Streck- und Stauchwerkzeugen.

Querfalzabdichtung und andere Extras

Um die Tafeldeckung auch in den leicht geneigten, und damit kritischen Bereichen der Kuppel anwenden zu können, kamen Butyl Kautschukbänder zum Einsatz. Das gilt ebenso für die kritischen Bereiche der mehrteilig segmentierten Kehle. Die kurzen Bauteillängen von Kehle und Tafeldeckung selbst begünstigen eine optimale Ausdehnung. Zudem verarbeiteten die Blechner der Bayer OHG Schiebehafte aus Edelstahl.

Die halbrunde, ebenfalls vorpatinierte Kupferdachrinne besteht aus einzelnen Segmenten, die mit dem nötigen Fingerspitzen- und Lötkolbengefühl weichgelötet wurde. Zu hohe Temperaturen an der Kolbenspitze mussten vermieden werden, um die dachrinnenaußenseitige Patina nicht zu beschädigen. Zum weiteren Auftragsumfang gehörten die Dachentwässerung mit selbst gefertigten patinierten Kupfergliederbögen sowie ein an die Kupferkuppel angrenzendes Stehfalz-Satteldach in Tafeldeckung.

Bautafel

Architektur:
Architekturbüro an der Milchstraße, Schäfer Theissen Kaelble Albanbauer, Freiburg

Bauherr:
Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Universitätsbauamt Freiburg Blechnerfachbetrieb: Gebr. Bayer OHG, Waldkirch

Material:
vorpatiniertes Kupfer der Marke KME

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