Im vorausgegangenen Fachartikel (Anmerk. d. Red.: erschienen in BAUMETALL-Ausgabe 2/2025) habe ich geschildert, wie mit Kompromissbereitschaft und Talent eine Totalsanierung abgewendet wurde. Im hier vorgestellten Schadensfall war eine Nachbesserung der Klempnerarbeiten nicht mehr möglich. Das Metalldach musste ebenso wie die zahlreichen Anschlüsse komplett erneuert werden. Vorausgegangen waren Schilderungen der Bewohner über unerträgliche Knallgeräusche. Sie würden vermutlich durch die Doppelstehfalzeindeckung aus Farbaluminium verursacht, so der Verdacht.
Blick in die Fachregel
In der ZVSHK-Klempnerfachregel steht unter dem Kapitel 1.1: „Da Klempnerarbeiten mit Dünnblechen ausgeführt werden, ist eine gewisse Welligkeit nicht zu vermeiden. Ebenso sind Trommel-, Wind- und Knackgeräusche in gewissen Maßen möglich.“ Doch was tun, wenn die Geräuschbelästigung unzumutbar wird und die Bewohner bereits über eine lärmreduzierende Neueindeckung mit alternativen Werkstoffen nachdenken? In diesem Fall kam erschwerend hinzu, dass die tägliche visuelle Konfrontation mit dem gut einsehbaren Garagendach die Wohnqualität auch auf emotionaler Ebene stark beeinträchtigte. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass sich das mulmige Gefühl der Bauherrschaft von Tag zu Tag verstärkte.
Alles sauber?
Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Das gilt auch dann, wenn ein neues Metalldach in Doppelstehfalztechnik von den ausführenden Handwerkern mit verschmutzten Schuhen betreten wird. Es sollte daher eine Selbstverständlichkeit sein, die neu verlegte Dachfläche gereinigt zu übergeben. Natürlich hat die Verunreinigung nichts mit den Knallgeräuschen zu tun. Akzeptiert werden muss sie dennoch nicht. Darüber hinaus lässt die geringe Wertschätzung der eigenen Arbeit vermutlich auch Rückschlüsse auf die Ausführungsqualität zu. Um den störenden Geräuschen auf den Grund zu gehen, wurde ich als Gutachter beauftragt. Die Begutachtung bei der Ortsbesichtigung förderte sehr deutlich die Gründe für die übermäßig laute Geräuschentwicklung zutage. Die weiteren fachlichen und handwerklich gemachten Fehler waren der Bauherrschaft bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht aufgefallen, aber der Reihe nach.
Die Sache mit der Ausdehnung
Ein erster und sofort offensichtlicher Mangel waren die direkt mit Schrauben befestigten Abdeckungen. Die handwerklich fragwürdige Umsetzung verstärkte meinen Verdacht, dass sich hier weitere Ausführungsfehler „verstecken“. Vermutlich solche rund um die Missachtung der temperaturbedingten Längenänderung von Profilen und Scharen. Um die entsprechende Haftsituation am Stehfalzdach zu begutachten, mussten, wie so oft, Doppelstehfalze geöffnet werden. Dabei wurden zahlreiche unvollständig eingeschlagene Nägel an den Haftsockeln entdeckt. Außerdem wurde festgestellt, dass Ränder und Ecken der entsprechenden Hafte stark verformt bzw. aufgestellt waren. In der Folge kam es zu einer unerwünschten Reibungssituation am Berührungspunkt zwischen Haftsockel und Schare. Aber auch zwischen den Falzen wurden Kratzspuren festgestellt. Sie sind ein weiterer Beweis dafür, dass die Längenausdehnung bzw. das zwangsfreie Gleiten der Schare eingeschränkt war.
Der nächste Fehler wurde am Traufpunkt gemacht: Die Einfalzung der Dachfläche am Traufprofil erfolgte ohne den erforderlichen Abstand. Darüber hinaus war die Rückkantung komplett zugedrückt, was den Kapillareffekt und somit das unkontrollierte Einziehen von Niederschlagswasser begünstigt.
Aus Fehlern lernen
Aus den hier gemachten Fehlern lassen sich im Umkehrschluss die richtigen Details zur Ausführung einer Doppelstehfalzdeckung ableiten. Da die Problematik rund um die temperaturbedingte Längenänderung von Metallprofilen regelmäßig als Schadensursache auftaucht, werde ich die Thematik in meinem nächsten Fachartikel weiter vertiefen.
Bis demnächst und haben Sie eine gute Zeit.
Ihr Peter Stelzer

Bild: P. Stelzer

Bild: P. Stelzer
1. Falzabschluss an der Traufe
2. Klebeausführung am Rinnenboden
3. Hervorstehende Schraube

Bild: P. Stelzer

Bild: P. Stelzer

Bild: P. Stelzer

Bild: P. Stelzer

Bild: P. Stelzer

Bild: P. Stelzer

Bild: P. Stelzer
Info
10 Tipps für ein optimal verlegtes Doppelstehfalzdach
1. Scharen aus 500 mm breitem Bandmaterial anfertigen
2. Schalldämm-/Antidröhnfolie unterseitig aufkleben
3. Ausreichend Spielraum für temperaturbedingte Längenänderung an First und Traufe sowie zwischen den Doppelstehfalzen lassen
4. Traufbohle vertieft anordnen, um das Gleiten der Scharen an der Traufe zu erleichtern
5. Höhenunterschiede und Versatze in der Holzschalung vermeiden
6. Nägel vollständig einschlagen
7. Hafte sorgfältig, planeben und parallel zum Falz setzen
8. Geschraubte Haftbefestigung ist vorteilhaft
9. Stehfalz nach dem Verlegen schließen. Erst dann nächste Hafte setzen
10. Umgelegte Falze möglichst vermeiden
Info
Peter Stelzer ist Flaschner-, Gas- und Wasser-Installateurmeister sowie ö. b. u. v. Sachverständiger für Klempnerarbeiten. Darüber hinaus engagiert er sich im Fachverband SHK BW als Obmann des technischen Ausschusses Klempner.