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Dachgeräusche

Materialverspannung ­effektiv vermeiden

Offensichtlich beschäftigt der als „Problem des Monats“ in BAUMETALL 5/2010 geschilderte Sachverhalt um unerwünschte, von Metallbedachungen stammende Geräusche die Klempner seit geraumer Zeit. Zahlreiche Reaktionen von Handwerkern sowie von Herstellern der Zubehörindustrie trafen inzwischen in der BAUMETALL-Redaktion ein. Dabei ging es weniger um durch Dehnungsgeräusche verursachte Nutzungseinschränkungen, als vielmehr um entsprechende Hinweise und den Austausch von Erfahrungswerten. Es konnte sogar festgestellt werden, dass – eine sorgfältige Montage vorausgesetzt – durch Geräusche verursachte Schadensfälle eher die Ausnahme sind.

Anders ausgedrückt: Der Großteil der Leser bestätigt, dass ausdehnungsbedingte Geräuschbelästigungen fast immer durch ungeeignete oder aber schlecht aufeinander abgestimmte Systemkomponenten, wie beispielsweise zu niedrige Hafte in Kombination mit strukturierten Trennlagen, entstehen. Ferner weisen die Leser darauf hin, dass Materialverspannungen, die beispielsweise durch unebene Schalungsebenen oder unsachgemäß profilierte Scharen entstehen, unbedingt vermieden werden müssen.

Menschliche Fehlerquelle ­ausschließen

Wieder einmal wird deutlich, dass Klempner eine ausgesprochen hohe Sorgfaltspflicht zu erfüllen haben. Bauseits vorhandene Montageebenen einschließlich eventuell vorhandener Trennlagen müssen sorgfältig auf deren Eignung überprüft werden. Zudem sollten die verantwortlichen Mitarbeiter im korrekten Umgang mit Hafte und Befestigungsmaterial unterwiesen werden. Vor allem aber die Abstimmung einzelner Komponenten aufeinander sollte so sensibel wie möglich gehandhabt werden. Hier sind neben den Verarbeitern auch die Systemhersteller und Großhändler gefordert. Entsprechende Beratungssicherheit zeigt sich beispielsweise auch durch fachlich fundierte Hinweise, wie Informationen zu den einzelnen Komponenten der unterschiedlichen Hersteller und darüber, wie diese miteinander kombiniert werden können. Vorbildlich sind hier die Aktionsbeispiele des Handelshauses Barth oder die Beratungsqualität der technischen Außendienste.

Eimertest

Besser ist, wenn der Eimer auf dem Dach als unter dem Dach steht! Das dachten sich auch die Verantwortlichen des Handelshauses Barth in Renningen. Kurzerhand riefen die Metallprofis die Barth-Hafteimer-Aktion ins Leben und wunderten sich nicht schlecht über die positive Resonanz. Die praktischen Barth-Hafteimer werden mit Deckel und Metallhenkel geliefert, sind entsprechend beschriftet sowie mit besonderem Inhalt gefüllt. Mit jedem Eimer erwirbt der interessierte Kunde 500 Edelstahlhafte zur Befestigung von Stehfalzbedachungen. Die Schiebe- oder Festhafte sind in Hafthöhen von 25 oder 28 mm erhältlich, die Schiebehafte mit sogenannten Schraubenvertiefungen ausgestattet. Alle Hafte verfügen über abgerundete Ecken und Aussteifungssicken, wobei die deutlich gekennzeichneten 28-mm-Hafte besonders gut bei den Barth-Kunden ankommen. Schließlich ermöglicht die praktische „Eimerabfüllung“ zweifelnden Klempnergesellen sich schnell, einfach und dazu kostengünstig vom Einsatz erhöhter Hafte zur Montage auf strukturierten Trennlagen zu überzeugen. Übrigens: Ganz nebenbei erfüllen die von Barth in limitierter Auflage „abgefüllten“ 28-mm-Stehfalzdachbefestiger auch die Montagehinweise der neuen ZVSHK-Klempnerfachregeln.

Gustav Barth GmbH & Co. KG

Tel.: (0 71 59) 9 93 53 00

http://www.bath-metall.de

Vorreiterrolle

Einen guten Service erkennt der Hilfe suchende Handwerker auch an der Qualität des technischen Außendienstes seiner Geschäftspartner. Professionelle Dienstleister bieten neben technisch versierten Vorortberatungen entsprechende Produkt- und Systemberatungen an. Auch Baumetall-Leser und Mitarbeiter im technischen Außendienst der Laurich KG Jens Hackbarth ist sich seiner Verantwortung voll bewusst. Er schildert nachvollziehbar, warum der Einsatz der speziell zum Einbau auf strukturierten Trennlagen entwickelten Spezialhafte mehr als Sinn macht:

Jens Hackbarth: „Aus meiner eigenen Baustellenerfahrung favorisiere ich den speziell zum Einsatz für Wirrgelege und strukturierte Trennlagen entwickelten WGH-Haft vom SM-Systeme. Ich sage Ihnen auch warum: In der Vergangenheit wurden Hafte oft geschraubt, was noch immer eine gute Befestigungsmöglichkeit darstellt. Durch den Zeitdruck auf den Baustellen werden Hafte heute meist mit Rillennägeln angeschossen. Doch leider ist bei normalen Fest- und Schiebehafte nicht gewährleistet, dass sich diese beim Schussvorgang nicht verdrehen oder verschieben. Die Folge ist, dass Standardhafte nicht mehr in der Flucht der Scharen verlaufen und Verspannungen hervorrufen können. Hinzu kommt, dass unter Zeitdruck stehende Gesellen in den seltensten Fällen schräg oder unsachgemäß montierte Hafte ersetzen.

Vor kurzem habe ich die Montage ­eines Titanzink-Stehfalzdaches einer Schleppgaube koordiniert. Dabei wurden ausschließlich WGH-Hafte verwendet. Diese Hafte wurden trotz der Befestigung mittels Schussapparat nicht verschoben. Die am Haftsockel angebrachte Vertiefung für die Nägel ist genau auf die Mündung des Schussapparates abgestimmt. Durch diese Tiefprägung ist ein Verdrehen des Haftes kaum noch möglich – der Nagelkopf verschwindet in der Tiefsicke. Die WGH-Hafte konnten somit wunderbar verarbeitet werden. Was aber noch wichtiger war, ist die Verhinderung unkontrollierter Scharverspannungen. Meine Schlussfolgerung lautet daher: Zur Montage auf strukturierten Trennlagen sollte dieser Haft sogar in den Klempnerrichtlinien vorgeschrieben werden. Dann hätten alle verarbeitenden Betriebe identische Voraussetzungen und es gäbe deutliche weniger Schadensfälle.

Übrigens: Meine Kunden fragen oft, ob sich der höhere Preis für die Spezialhafte lohnt. Hier ist es wichtig, entsprechend zu argumentierten. Bei einer Dachfläche von 50 m2 beträgt der Mehrpreis etwa 66 Euro. Das ist meiner Meinung nach unerheblich, denn der Vorteil durch den Einsatz des Haftes übersteigt den erhöhten Kostenaufwand deutlich. Ich wünsche mir an dieser Stelle auch Kommentare der Gesellen – den eigentlichen Verarbeitern, denn die „Chefs“ arbeiten ja nicht immer mit, und haben somit weniger Erfahrungswerte. Einem Bauherren kann man das leider nur schwer verständlich machen, denn diese setzen eine fachgerechte Montage voraus.“

Jens Hackbarth wünscht BAUMETALL weiterhin so viele gelungene Artikel, und lobt die damit verbundene Unterstützung des Klempnerhandwerks.

Hinweis aus der Schweiz

Auch der Leiter der Anwendungstechnik der Rheinzink (Schweiz) AG, Claudio Cristina, informiert seine Kollegen über die Gefahren unsachgemäßer Verarbeitung. Der eidgenössische und diplomierte Spenglermeister ist im Zentralverband „suissetec“ als Mitglied des Fachvorstandes und als Vorsitzender der Bereiche Metalldach und Metallfassade aktiv. Außerdem ist er stellvertretender Präsident des Vereins diplomierter Schweizer Spenglermeister (VDSS). Claudio Cristina warnt vor allem vor „irrtümlich“ entstehenden Fehlern, wie sie oft bei der sogenannten Spiegelversatz-Anordnung auftreten. Versetzt angeordnete Querfalze werden leider immer wieder als Festpunkt ausgebildet. Es entstehen zahlreiche und dehnungsbehindernde Bereiche inmitten oft großer Doppelstehfalzbedachungen. Dabei wirken sich irrtümlich mit Fest- und Einhanghafte gesicherte Querfalze negativ auf die gesamte Dacheindeckung aus. Die firstseitig montierte Schar muss sich frei zur Trauf ausdehnen können – wird aber die tiefer liegende und mit reinem Querfalz versehene Schar am Unterfalz per Fest- und Schiebehafte fixiert, ist eine Ausdehnung der oberen und durch den Doppelfalz formschlüssig verbundenen Schar nicht mehr möglich. Mit steigender Zunahme der Scharlänge dramatisiert sich dieser Effekt und führt schließlich zu deutlichen Verwerfungen und sogar zu Rissbildung.

Verspannung vermeiden

Josef Peter Münch, technischer Berater bei KME weist ausdrücklich auf die Vermeidung von Matarialverspannungen in der Schar hin. Zu stramm eingebundene Hosenhafte können ebenso wie minderwertiges Coil- und Bandmaterial zum Problem werden. So muss der Verarbeiter bei der Befestigung mittels Hosenhafte unbedingt darauf achten, dass die Schar nicht zu stramm, aber auch nicht zu locker auf dem Wirrgelege aufliegt. Ein Vorteil des nicht mehr ganz zeitgemäßen Haftsystemes ist, dass eventuell in der Schalung vorhandene Unebenheiten ausgeglichen werden können.

Wesentlich problematischer ist der Einsatz von schlecht ausgewalztem und in der Folge stark säbelförmigem Bandmaterials. Solche bereits im Grundmaterial vorhandenen Spannungen können weder bei der Profilierung noch der Montage ausgeglichen werden. Im Gegenteil: Beim Einsatz von säbeligem Bandmaterial ist die Entstehung starker Oberflächenverspannungen vorprogrammiert und folglich eine fluchtgerechte Montage nicht möglich. Tipp zur Schadensbegrenzung: Säbelförmige Bänder können durch einen beidseitigen Besäumungsschnitt begradigt und anschließend zu Stehfalzprofilen verarbeitet werden.

Interview

Über die Entwicklung sowie die Markteinführung der speziell zur Montage von Stehfalzscharen auf strukturierten Trennlagen entwickelten Hafte sprach BAUMETALL mit dem Geschäftsführer der SM-Systeme GmbH Dipl. Ing. ­Rudolf Treiber.

Zu welchem Zeitpunkt wurden die WGH-Hafte für strukturierte Trennlagen und Wirrgelege ­ent­wickelt und auf dem Markt ­angeboten?

Rudolf Treiber: Die WGH-Hafte wurden 2008 entwickelt und befinden sich seit 2009 im Vertrieb.

Welche grundsätzlichen Merkmale zeichnen die WGH-Hafte aus?

Rudolf Treiber: Es sind vor allem hohe Stabilität und Verwindungssteifigkeit durch die geprägte Grundplatte aus 0,5-mm-Edelstahl. Außerdem besitzt die Hafte eine doppelte Umformung im Stegbereich, wodurch Verformungen der Schar im Gleitbereich vermieden werden. Der 55-mm-Gleitbereich sorgt für eine perfekte und parallele Führung der Scharen. Außerdem ermöglicht die Tiefprägung zur Aufnahme von Schraub- und Nagelköpfen am Befestigungsbereich eine optimale Anpressung an die strukturierten Trennlagen. Die Höhe des Haftoberteiles beträgt 28 mm, Sonderhöhen sind auf Anfrage lieferbar.

Gilt es bei der Montage der WGH-Hafte besondere Hinweise zu beachten?

Rudolf Treiber: Der WGH-Haft wird ausschließlich in der Tiefprägung befestigt. Diese ist so ausgelegt, dass Mündungsöffnungen handelsüblicher Schussapparate exakt und zielsicher positioniert werden können.

* WGH steht für Wirrgelegehaft

Aufruf

Materialverspannung ­effektiv vermeiden

Aufgrund der zahlreichen Rückmeldungen zum Thema gibt es im Kollegenforum der Klempnerzukunft ab sofort eine entsprechende Rubrik. Mit nur wenigen Klicks können Sie dort Ihre Hinweise oder Ihre Erfahrungen mitteilen und sich direkt an der Diskussion beteiligen. Das Ziel dabei ist die Erweiterung des Informationspools sowie der aktive Erfahrungsaustausch unter Kollegen.

https://www.baumetall.de

INFO

Anlässlich eines von der Rheinzink (Schweiz) AG gemeinsam mit dem Fachbetrieb Schoop organisierten Gedankenaustausches zwischen österreichischen und schweizer Spenglermeistern referierte Claudio Cristina über Themen wie Schneelastverteilung oder Kapillarprobleme am Metalldach.

BAUMETALL berichtet zeitnah.

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