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Jeder Situation gewachsen

Trainingslager

Früh übt sich, wer ein Meister werden will! Das gilt auch für sieben Klempnermeisterschüler und eine Klempnermeisterschülerin, die gemeinsam den Vorbereitungskurs 2010/2011 der Handwerkskammer Ulm besuchten. Diesem Gedanken folgend begannen sie bereits im Frühjahr 2010 ihr Training zur Meisterprüfung. Stefanie Treffler erinnert sich daran, als ob es gestern gewesen wäre: „Gespannt folgten wir den Ausführungen unseres Ausbilders Bernd Kramer“, so die 25-jährige Meisterschülerin, die übrigens bereits den Metallbaumeisterbrief sowie eine Ausbildung zur Bürokauffrau in der Tasche hat. „Damals“, so die Vollblutspenglerin, „hätten wir nicht gedacht, dass wir all die Handgriffe und Kniffe in so kurzer Zeit erlernen können.“ Binnen eines Jahres vermittelte das vierköpfige Dozententeam der Ulmer Handwerkskammer praktisches und theoretisches Know-how. Immer samstags sowie während eines vierwöchigen Blockunterrichts fanden sich die Meisterschüler in der Bildungsakademie der Ulmer Handwerkskammer ein. „Zugegeben, es war nicht immer leicht, nach der täglichen Arbeit auf der Baustelle die nötige Zeit zum Lernen zu finden“, erzählt der 26 Jahre junge Familienvater Siegfried Holneider. Besonders machte ihm zu schaffen, dass sein Familiennachwuchs im letzten Jahr viel zu kurz kam. Heute freut er sich umso mehr darüber, die Meisterprüfung erfolgreich abgelegt zu haben und auf die Zeit danach...

Trainingswoche

Die Anspannung steigt und die Nerven liegen blank. Selbst sonst routinierte Handgriffe wie das Herstellen eines Bündnerfalzes erfordern höchste Konzentration. Nur noch wenige Tage, dann ist es soweit – dann müssen die acht Teilnehmer des Meister-Vorbereitungskurses für Klempner beweisen, was sie können. Vor der sechsköpfigen Prüfungskommission falzen sie dann, was das Zeug hält, doch zunächst vertiefen sie ihr erlerntes Fachwissen in der Klempnerwerkstatt der Bildungsakademie in Ulm. Heute steht das Üben möglicher Situationsaufgaben auf dem Programm, beispielsweise die Herstellung einer Schornsteinverwahrung oder der Einbau eines Sanitärlüfters in ein Stehfalzdach.

Dozent und Klempnermeister Bernd Kramer, der seine Meisterprüfung 1992 in Ulm ablegte, gibt seinen Schützlingen letzte Tipps. Der Vollblutklempner aus Gerstetten bei Heidenheim leitet die Ulmer „Meisterschmiede“ seit fünf Jahren – seit drei Jahren organisiert er die öffentliche Präsentation der Meisterstücke. „Wenn wir nicht darauf achten, dass die Öffentlichkeit mehr über unseren Beruf erfährt, dürfen wir uns auch nicht darüber wundern, wenn Klempner im besten Falle mit der Montage von Dachrinnen in Zusammenhang gebracht werden“, so der 46-Jährige. Als Fachbetriebsinhaber legt er größten Wert darauf, dass neben der Qualität seiner Arbeiten auch das Dienstleistungspaket einschließlich Beratung und Projektmanagement beim Auftraggeber einen guten Eindruck hinterlässt. „Wenn der Informationsfluss stimmt und wir unsere Kunden mit unseren Werkkünsten sowie der enormen Bandbreite unseres Schaffens überraschen, können wir sicher sein, in positiver Erinnerung zu bleiben“, ist Bernd Kramer überzeugt.

Praxisnaher Bildungsplan

Der Meistervorbereitungskurs der Bildungsakademie Ulm beinhaltet alle erforderlichen Lehrgänge zur Vorbereitung auf die Klempnermeisterprüfungsteile I und II. Voraussetzung zur Teilnahme ist die handwerkliche Gesellenprüfung (oder eine entsprechende Abschlussprüfung) im Klempnerhandwerk. Die Teilnahme am Vorbereitungslehrgang Teil I und II wird erleichtert, wenn Teil III der Meisterprüfung bereits mit Erfolg abgelegt wurde und PC-Grundkenntnisse in Word und Excel vorhanden sind. Neben dem praktischen Training gehören auch die Vermittlung fachtheoretischer Kenntnisse sowie der Umgang mit modernen CAD-Programmen zum Unterricht. Ausbilder Armin Waldbüßer setzt dabei auf die branchenweit führende CAD-Lösung Auto-CAD, da das Programm bestens zur Herstellung der Arbeitspläne der individuellen Meisterstücke geeignet ist.

Auch Werkstattprofi Bernd Kramer und seine Schützlinge sind von den CAD-Ergebnissen begeistert. Zwar müssen die angehenden Klempnermeister genau wissen, wie die Abwicklungen ihrer Meisterstücke erstellt werden, doch profitieren sie maßgeblich von der Genauigkeit der Ausdrucke und der damit einhergehenden Erleichterung bei der Herstellung der Meisterprüfungsstücke.

Früchte ernten

Es ist Samstag, der 7. Mai 2011. Stolz präsentieren fünf frischgebackene Klempnermeister und eine Klempnermeisterin öffentlich ihre Meisterprüfungsprojekte im Rathaus des Handwerks der Handwerkskammer Ulm. Die Ziergegenstände aus Kupfer oder Titanzink vor sich aufgebaut, berichten sie von der Prüfung, unerwarteten Schwierigkeiten sowie der plötzlichen Erleichterung, die sie am Ende der praktischen Prüfung empfanden. Einer von ihnen ist Klempnermeister Juan Poyatos. Er ist mächtig stolz auf seinen gefalzten Rinneneinlauf mit konischem Stutzen und Zarge, den er beim Wettbewerb „Klempnermeisterstück des Jahres“ ins Rennen schicken wird. Ausbilder Bernd Kramer gratuliert jedem seiner Schützlinge per Handschlag. „Leider haben es zwei Kursteilnehmer nicht geschafft“, bedauert er und fügt an: „Die Prüfung erfordert von den Prüflingen enorme Selbstdisziplin. Wer sich nicht entsprechend vorbereitet, hat wenige Chancen auf den Titel. Ein bisschen ist das wie beim Fußball“, lacht Bernd Kramer. Er zeigt auf den Kupferball von Ulrich Konrad und tritt ans Rednerpult, um eine feierliche Ansprache zu halten. Darin würdigt er die Arbeit der ehrenamtlich tätigen Prüfungskommission, lobt das Dozententeam und bedankt sich bei Sponsoren, beispielsweise dem Handelshaus Barth, welches das Material für die Prüfungsstücke zur Verfügung stellte.

Eine Frau steht ihren Mann

Sichtlich gerührt stellt Bernd Kramer die neuen Klempnermeister und deren Arbeiten vor – ein Pokal, ein Kerzenständer, ein Tisch… Als er die von Klempnermeisterin Stefanie Treffler gefertigte Titanzink-Blumensäule präsentiert, kann er seine Emotionen kaum noch verbergen. Die überaus perfekte Arbeit seiner Meisterschülerin beweist, dass es die Ulmer Meistermacher Werner Braun, Bernd Kramer, Armin Waldbüßer und Joachim Winter wieder einmal geschafft haben: In nur einem Jahr gelang es ihnen, aus Gesellen Meister zu machen – und das samstags. Bernd Kramer: „Abermals wird deutlich, dass es die Spengler-, Klempner-, Flaschner- und Blechnermeister sind, die als Spezialisten Dächer und Fassaden gestalten. Ohne uns wird kein Dach entwässert, kein Detailanschluss fachgerecht ausgeführt, kein Metalldach gedeckt und keine Metall-Gebäudehülle in Verbindung mit der Energieeinsparverordnung optimiert. Somit ist der Klempner nach wie vor aus dem Bereich moderner und zeitgenössischer Architektur nicht wegzudenken – ein Umstand, der uns noch viele Jahre lang volle Auftragsbücher bescheren wird.““

AUTOR: bernd kramer

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