Es gibt einfach Dinge, die nur Spengler richtig können. Das erlebt Vollblutspengler Marvin Bürger aus Brilon täglich aufs Neue. So zum Beispiel bei einem Projekt in Siegen, an dem er als Subunternehmer für einen Dachdeckerbetrieb beteiligt war. Das Satteldach auf dem Wohnhaus war eigentlich ein einfaches Bauvorhaben – aber mit ziemlich kniffligen Details! Denn in das Stehfalzdach aus dunkelgrauen Aluminiumscharen von Prefa mussten zwei Gauben eingebunden werden. Hinzu kamen drei Eindeckrahmen für Veluxfenster auf einem Bitumen-Vordach. Bürger berichtet: „Das war ein sehr schönes Projekt, bei dem man gut sehen konnte, welchen Mehrwert die enge Zusammenarbeit zwischen den Dachgewerken bringt.“ Denn der Dachdecker stand als Generalunternehmer vor dem Problem, dass er nicht die Leute hat, die er braucht, um die kniffligen Spenglerarbeiten auszuführen. „Für die schwierigen Ecken hat er mich dazugeholt.“
Anspruchsvolle Details
Der Blechprofi erzählt, um welche schwierigen Ecken es dabei ging: „Durch die Gauben hatten wir einen Dachknick, an den die Veluxfenster direkt angrenzen.“ An einem solchen Dachknick kann kein fertiger Standard-Velux-Eindeckrahmen angebracht werden. Die Anschlussrahmen mussten also extra händisch hergestellt werden. Der Dachdecker hatte so etwas noch nie gemacht – und folglich keine Idee, wie er es bewerkstelligen sollte. Ähnlich anspruchsvoll war die Einbindung der Gauben. Der Kunde hatte sich einen sauberen, nahtlosen Übergang zwischen Dachfläche und Gauben gewünscht. Also wurden die Gauben aus demselben Material gleich ohne Abdeckung in die Dachfläche mit eingefalzt – auch eine Aufgabe, an die sich der Dachdecker nicht selbst herantraute.
Mithilfe eines Dachdeckergesellen, den der Generalunternehmer dem Klempnermeister Bürger zur Seite stellte, wurde die komplette Dacheindeckung in rund drei Wochen fertig ausgeführt. Der Generalunternehmer war begeistert und vom Mehrwert dieser Art von Kooperation überzeugt: Jeder macht das, was er am besten kann.
Oft hapert es an Kleinigkeiten
Der Vorteil für den Kunden liegt für Bürger auch klar auf der Hand: „Wenn sich die Gewerke zusammentun, hat der Kunde für jeden Bereich einen kompetenten Ansprechpartner. Und die beteiligten Gewerke sprechen sich so untereinander ab, dass der Bauherr nicht zwischen den Betrieben hin und her switchen muss, um alles einzeln zu klären.“ Außerdem lässt sich mit dem sauberen Ineinandergreifen der Gewerke ein reibungsloser Projektablauf sicherstellen.
Aus Erfahrung weiß Bürger, dass es oft an Kleinigkeiten hapert: „Das stelle ich immer wieder fest, wenn ich mit Zimmerern zu tun habe, die ich nicht selbst ausgesucht habe. Die Zimmerleute, mit denen ich zusammenarbeite, wissen dagegen genau, dass sie zum Beispiel an einer Traufe den Nagel nicht mittig im Sparren setzen, damit ich ihn beim Einfräsen nicht entfernen oder versenken muss.“
Bei der Auswahl von Partnerbetrieben oder Generalunternehmern legt der Perfektionist die Messlatte hoch. Denn er möchte nicht, dass ungenügende Leistungen anderer am Ende auch auf ihn zurückfallen. Vor der Entscheidung über eine Zusammenarbeit macht er sich deshalb zunächst ein Bild vom Betrieb, von den Mitarbeitern und von bisherigen Arbeiten – und vertraut dann seinem Bauchgefühl. An das Projekt in Siegen kam Bürger über einen Außendienstmitarbeiter von Prefa. Der Generalunternehmer hatte bei Prefa um eine Empfehlung für einen Klempner gebeten und der Außendienstler stellte daraufhin den Kontakt zu dem selbstständigen Blechfachmann her (über Bürgers beeindruckenden Werdegang berichtete BAUMETALL übrigens in Ausgabe 5/2024).
Jeder kann vom anderen etwas lernen
In der Zusammenarbeit mit anderen Dachprofis sieht Bürger eine Win-win-Situation: „Dadurch lernt jeder vom anderen. Das hilft auch uns sehr, denn wir sind nur zu zweit, also ein sehr kleiner Betrieb.“ Zurzeit führt Bürger seine Lebenspartnerin Fabienne Ellermeier, eine gelernte Dachdeckerin, in die Spenglerkunst ein. Einen Tag lang hat sie denn auch auf dem Stehfalzdach in Siegen mitgeholfen – und war Feuer und Flamme: „Mir macht die Spenglerei extrem Spaß. Marvin ist fachlich hervorragend und kann die Dinge auch sehr gut erklären.“ Und Bürger ergänzt: „Wir sind sehr gut aufeinander eingespielt.“
Tadellose Ergebnisse zu liefern, hat für die beiden oberste Priorität. Bei dem Wohnhaus in Siegen ist das vollauf gelungen – auch und gerade, weil jeder in seinem Bereich ein Spezialist ist: „Ein Zimmerer legt jeden Tag eine Schalung. Wenn ich das dagegen nur zwei- oder dreimal im Jahr mache, brauche ich deutlich länger dafür.“ Für den Kunden heißt das: Er spart Zeit und damit auch Geld – bei einwandfreier Qualität.
Sterben Klempnerbetriebe langsam aus?
Leider läuft es aber nicht immer so: Oft wird Bürger von unglücklichen Bauherren gerufen, die über Mängel an Blecharbeiten klagen. Der Metallprofi erzählt: „Es scheitert häufig schon an einfachen Mauerabdeckungen, die reißen, sich wellen oder Läufe am Putz verursachen. Da werden keine Dehnungen eingehalten, es wird nicht richtig eingefalzt, Ecken werden kaltgelötet oder einfach irgendwie abgeschnitten, weil man es nicht besser weiß.“ Für den Kunden findet er so etwas unzumutbar.
Die traurige Wahrheit ist: „Bei uns in Mitteldeutschland, speziell in NRW, sind spezialisierte Spengler-Fachbetriebe so gut wie ausgestorben. Es gibt kaum wirkliche Fachleute, stattdessen meistens Dachdecker mit Erfahrung in Blecharbeiten. Die sind exzellent in ihrem Fach, aber sobald es um komplexere Metallarbeiten geht, oft eher nur Mittelmaß. Das reicht aus, um Rinnen anzuschlagen oder Traufbleche zu montieren. Aber nicht für ein Stehfalzdach oder die Bleieindeckung eines Kirchturms.“ Wenn Bürger seine Lebenspartnerin eingelernt hat, möchte er daher auch selbst ausbilden, um sich seinen eigenen Fachkräftenachwuchs heranzuziehen. BAUMETALL meint dazu: Vorbildlich!