Alexander Peter brennt für seine Arbeit. Wie der eigentlich gelernte Schreiner zum vorbildlichen Dach- und Blechprofi wurde, was er alles leistet und wie er seine Begeisterung weitergibt, hat er BAUMETALL erzählt Von Ursula Wirtz
Egal, ob er in der Werkstatt Bleche abmisst, zuschneidet, kantet oder auf dem Dach montiert – Alexander Peter ist mit Hingabe und Herzblut am Werk. „Guter Hände Arbeit macht vielleicht nicht reich, aber dafür stolz“, meint er und strahlt. Der 46-Jährige ist als Dachdecker bei der Firma Holzapfel in Hannover beschäftigt. Hier kann er seine Freude am Tun ausleben: Er macht alles, auch Arbeiten mit Blech an Dächern, Fassaden oder Terrassen, bis hin zum Gründach. Eines seiner letzten Projekte: eine neue Hülle für ein privates Wohnhaus, das ursprünglich mit einer Schieferfassade bekleidet war. Die entfernte er und lagerte sie mit Erlaubnis seines Chefs ein, um später daraus mit Kindern auf einer Messe Schieferherzen zu schlagen. Das Wohnhaus erhielt indessen eine neue, hinterlüftete Bekleidung aus vorbewitterten 1-mm-Titanzinkprofilen von Rheinzink – ein System, das mit fertigen Aluminium-Haltern geliefert wird. Sorgfalt ist für Peter Trumpf: Damit die Tafeln beim Abkanten an der Maschine keine Kratzer abbekamen, wurden sie eigens mit Folie abgeklebt.
Dachsanierung mit Vorarbeit
Für die Ecken fertigte er 45°-Ausschnitte aus den Profilen, die er auf der Segmentbiegemaschine auf 90° kantete. Um der Fassade eine schöne gleichmäßige Optik zu geben, haben Peter und seine Kollegen die Stöße der einzelnen Profile und der Ecken mit Verbindern aus demselben Material hinterlegt. Bei der Integration der Fensterbänke in das Gesamtbild war sein ganzes Können gefordert: „Wegen der Hinterlüftung war das gar nicht so einfach“, sagt er.
Vollen Einsatz forderte auch ein Dachprojekt an einem Gewerbegebäude. Peter berichtet: „Dort haben wir das Dach saniert, mitsamt einer integrierten PV-Anlage und Stehfalz an und auf den Gauben. Und zwar in 0,7-mm-Titanzink in Schiefergrau vorbewittert.“ Das kleine, flach geneigte Dach eines Anbaus erhielt im Nachgang die gleiche Optik. „Da habe ich mit meinem Kollegen auch die komplette Vorarbeit gemacht, sprich das alte Stehfalzdach abgerissen und den kleinen Dachstuhl angehoben. Dann haben wir Dampfbremsfolie und Dämmung aufgebracht und anschließend auf den Dachstuhl eine neue Schalung aufgenagelt, inklusive Wirrgelege-Trennlage.“ Die Traufanschnitte, Anschlüsse und Gratkantungen wurden vor Ort hergestellt, teils mit dem Rollenaufsteller oder der großen Deckzange. Lediglich die Scharen selbst wurden in der Blechwerkstatt mit dem Profilautomaten hergestellt und grob auf Länge geschnitten.
Vom Helfer zum Gesellen
Das Ganze hat Dachhandwerker Peter auf seinem Instagram-Kanal dokumentiert. Seine Perfektion und Präzision beeindrucken selbst andere Profis. Woher kann er das, obwohl er kein gelernter Klempner ist? „Die Genauigkeit habe ich in meiner Ausbildung zum Bau- und Möbeltischler gelernt. Hier geht es ja buchstäblich um Millimeter“, erklärt er. Die Lehre hatte er auf Anraten eines Cousins gemacht, obwohl er ursprünglich gar nicht ins Handwerk wollte, sondern eher in die Industrie.
Später arbeitete Peter rund zehn Jahre lang beim Zoo Hannover, unter anderem als Kulissenbauer. Dort war seine Kreativität gefragt. Dann landete er in einer Dachdeckerei, allerdings zunächst nur als Helfer, da er kein gelernter Dachdecker war. In einem viermonatigen Kurs „Vom Helfer zum Gesellen“ erwarb er schließlich, nach einigen Jahren Berufspraxis, den Gesellenbrief.
Wissensdurst und Liebe zum Detail
In dieser Zeit hatte Peter auch viel mit Metall am Bau zu tun. Alles, was er heute in Sachen Klempnerei kann, hat er sich selbst angeeignet: in der Praxis, durch gutes Beobachten, in Gesprächen mit Kollegen, durch Erklärungen eines erfahrenen Metallbaumeisters, der oft vorgefertigte Bleche zulieferte, oder mithilfe von Videos, Büchern und dem Studium der Fachregeln. Dabei paarten sich Wissensdurst und die Liebe zum Detail. „Ein Händchen fürs Kreative hatte ich schon immer“, erzählt er. Deshalb hat er in seiner Zeit beim Zoo Hannover auch ein zweijähriges berufsbegleitendes Studium zum „Gestalter im Handwerk“ absolviert.
Nur wer selbst für das brennt, was er macht, kann auch das Feuer in anderen entfachen
Für Holz schlägt sein Tischlerherz immer noch, aber Blech ist sein Favorit unter den Materialien. Denn: „Es hat etwas Edles, Dauerhaftes. Beim Arbeiten mit Baumetallen kann ich meine Detailverliebtheit ausleben.“ Um diese Liebe zu teilen, fing Peter vor rund vier Jahren an, auf Instagram zu posten. Sein Ziel: Junge Leute fürs Handwerk zu begeistern. Denn er weiß: „Nur wer selbst für das brennt, was er macht, kann auch das Feuer in anderen entfachen.“ Schon bei seinem früheren Arbeitgeber war er immer nah an den Azubis dran: Er hat einen Draht zu jungen Menschen und sie liegen ihm am Herzen. Sein Instagram-Kanal @dachdecker.alex hat inzwischen über 7 500 Follower und bekommt viel positives Feedback.
Der Draht zu jungen Leuten
Peters jetziger Junior-Chef, Phil Kleve vom Fachbetrieb Holzapfel in Hannover, wurde via Instagram auf den engagierten Dachprofi aufmerksam und nahm Kontakt mit ihm auf. Vor etwa eineinhalb Jahren wechselte „Dachdecker Alex“ dann zu Holzapfel. Schon bald darauf betraute ihn Kleve mit der Leitung eines Baustellenteams. „Für das Vertrauen bin ich ihm sehr dankbar“, sagt Peter. Auch drei Kollegen möchte er über BAUMETALL seinen Dank aussprechen: „Michael Hupka, der mir stets mit fachlichem Rat zur Seite steht, und Julius und André für die tolle und oft lustige Zusammenarbeit.“
Der Selfmademan macht auch auf Social Media alles selbst. Das Handy spannt er in ein Stativ, das er in der Werkstatt aufstellt oder ans Dach klemmt, damit es filmt, während er arbeitet. Manchmal fotografiert auch ein Kollege. Fotos und Videos schneidet und bearbeitet Peter auf dem Smartphone. Die Ergebnisse sind sehenswert! Auf diese Weise erreicht er auch Gewerkfremde und vor allem junge Leute, die in der Berufsorientierungsphase sind. So wie zum Beispiel ein Schulabgänger, der sich bei ihm genauestens übers Dachhandwerk informierte. Peter erinnert sich: „Ich habe ehrlich Auskunft gegeben, nichts beschönigt.“ Der Funke sprang dennoch über: Später machte der Jugendliche tatsächlich eine Dachdecker-Ausbildung!