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Eine Attika vom Redakteur

Vor acht Jahren wechselte ich vom Dach an den Redaktionsschreibtisch. Seither vermisse ich von Zeit zu Zeit frischen Wind im Gesicht und meine Blechschere in der Hand. Schließlich war ich über 20 Jahre als Klempner auf den Dächern Süddeutschlands aktiv. Als sich kürzlich die Möglichkeit ergab, wieder einmal handwerklich tätig zu werden, nutzte ich die Gelegenheit. Klempnermeister Jochen Müller aus Nagold hatte den Auftrag erhalten, an einem kubischen und einstöckigen Neubau eine möglichst geradlinige Attikaabdeckung aus farbbeschichtetem Aluminium zu planen, aufzumessen und zu montieren. Was sich nach einer Standardaufgabe anhörte, entpuppte sich aufgrund spezieller Anforderungen rasch als Sonderlösung. Der Grund: Die Bauherrschaft wünschte sich eine funktionale Attikaabdeckung, jedoch ohne nennenswerten Dachrandüberstand! Dennoch sollte die darunter liegende und weiß verputzte Fassade bestmöglich vor Verunreinigungen geschützt werden. Keine leichte Aufgabe, denn bekanntlich können Fassaden durch vom Dachrand abtropfendes Wasser sowie damit einhergehende Staubausschwemmungen stark verschmutzt werden. Hinsichtlich der Abstände am Dachrand fordert die VOB daher mindestens 20 mm Überstand. Der ZVSHK geht in seinen Fachregeln sogar einen Schritt weiter. Er empfiehlt bei Gebäudehöhen bis zu 8 m einen minimalen Tropfkantenabstand von 50 mm zum Bauwerk. Bei Gebäudehöhen bis zu 20 m vergrößert sich dieser auf mindestens 80 mm. Darüber hinaus heißt es in den ZVSHK-Fachregeln:

  • Verunreinigungen durch abtropfendes Wasser sind nicht zu vermeiden.
  • Die Ausbildung der Tropfkanten und deren Wandabstände sind den örtlichen Verhältnissen und klimatischen Bedingungen anzupassen.
  • Bei Verwendung von Kupfer wird empfohlen, einen größeren Mindestüberstand auszuführen.
  • Die Blechdicke von nicht selbsttragenden Anschlüssen und Abdeckungen richtet sich nach Zuschnittbreite und Formgebung.

Das muss doch auch ohne Überstand machbar sein

Guter Rat war also teuer. Und so erinnerte ich mich an eine Montagetechnik, die wir früher schon oft und erfolgreich eingesetzt hatten. Ich empfahl die Flachdachrand-Blende bewusst zu betonen. In entsprechender Höhe ausgeführt könnte die Blende einer zweiteiligen Attikaabdeckung sogar bewusst als gestalterisches Element eingesetzt werden. Nach einer Bemusterung erfolgte die Freigabe der Details. Die Bauteile wurden bei www.bestell-dein-blech.de geordert. Bereits zwei Tage später begann die Montage.

Die Montage beginnt

Momente wie diese sind zumindest in meinem Berufsleben selten geworden. Und weil Aktivurlaub ohnehin im Trend liegt, schnappe ich meinen Werkzeugkoffer und steige beherzt auf das Flachdach des kubischen Wohnhauses. Die nach innen stark geneigte Unterkonstruktion des Flachdachrandes besteht aus wetterfest verleimtem Brettschichtholz. Eine Trennlage schützt während der Bauphase vor Feuchtigkeit. Zur späteren Sicherung von Blende und Abdeckung werden zunächst durchgehende, jeweils 3 m lange verzinkte Winkelprofile direkt befestigt. Das Innenprofil der zweiteiligen Dachrandabdeckung ist an seiner Außenseite 28 mm hoch aufgekantet. Die Aufkantung ist mit dem üblicherweise in der Stehfalztechnik verwendeten Unterdeckfalz (kleiner Falz) ausgestattet. Dazu passend ist am Blendenprofil der entsprechende Überdeckfalz (großer Falz) angeformt. Beide Profile werden per Winkelfalz miteinander verbunden – fertig.

Ecken und Stoßverbinder

An der ersten der vier Außenecken schneiden wir die 45°-Gehrung an und kanten die Stehfalzaufkantung nach oben. Dabei lassen wir genügend Material stehen und nutzen die entstehende Rückkantung zur Fixierung des Profils. Durch diesen Kniff kann auf Einzelhafte verzichtet werden. Zudem verbleibt das Profil geradezu perfekt an seiner Position. Am anderen Ende der Abdeckung wird das Material für den Querfalz 55 mm hoch aufgestellt. Ich bilde eine Quetschfalte aus und biege die Aufkantung schräg von 25 mm bis 0,3 mm auslaufend um 90° zurück. Das sich anschließende Attikaprofil wird identisch geformt – ein Überschubdeckel verbindet beide Teile miteinander. Der 60 mm breite Stoßverbinder begünstigt zudem maximale Dehnungsmöglichkeit. Die Montage geht flott von der Hand. Und auch das Ausbilden der nächsten Außenecke stellt kein nennenswertes Problem dar. Erneut kante ich die 45°-Ecke auf und fixiere die angeformte Befestigungszunge mit zwei Schrauben. Dann sichere ich das Gegenstück mit einer Gripzange und schließe den einfachen Stehfalz. Am vorderen Bereich lege ich den Stehfalz zunächst um und stelle dann eine Frontseite nach der anderen wieder auf. An der Außenecke entsteht dabei eine Quetschfalte. Diese verhindert zuverlässig, dass Niederschlagswasser in die Konstruktion eindringt.

Blendende Montage

Nachdem alle Innenprofile montiert sind, erfolgt die Installation der Dachrandblenden. Die erste Blende wird am Eckpunkt in der Mitte des 3 m langen Profils oben sowie unten ausgeklinkt. Anschließend erfolgt die 90°-Abkantung der Blendenecke ohne Werkzeugeinsatz und nur von Hand. Auf diese Weise stören weder Nieten noch Überlappungen die geradlinige Optik der 17 cm hohen Blende. Die matte und leicht strukturierte Materialoberfläche des eingesetzten Aluminiums betont die Optik zusätzlich. Die Blende wird unten in den verzinkten Vorsprungstreifen eingehängt und anschließend mit leichtem Druck über den Unterdeckfalz der inneren Abdeckung gestülpt. Dann erfolgt die Fixierung der Blende mit einem herkömmlichen Winkelfalzschließer.

Facebook-Fans wünschen Fachbeitrag

Offensichtlich habe ich diese einfache Montagetechnik noch nicht verlernt. Die Bauherrschaft ist mit dem Ergebnis ebenfalls zufrieden und auch Jochen Müller hat ein paar neue Tricks dazugelernt. Und weil ich als Fachjournalist niemals ohne Fotoapparat aus dem Hause gehe, dokumentiere ich die einzelnen Arbeitsschritte. Zuhause angekommen poste ich die Baustellenfotos auf der BAUMETALL-Facebookseite. Was dann geschah, verblüffte mich sehr: Innerhalb weniger Stunden erreichte der Beitrag über 8000 Personen. Außerdem wurden die Fotos zig Mal geteilt und von 85 Personen mit „Gefällt mir“ markiert. Mein Angebot, einen BAUMETALL-Artikel zum Thema zu schreiben, wurde begeistert aufgenommen.

Und nun sitze ich hier und stelle den entsprechenden Fachbericht zusammen. Ein wenig fühle ich mich dabei wie damals beim Berichtsheftschreiben. Was auf den Fotos nicht erkennbar ist, zeichne ich rasch mit dem Stift. Ich hoffe natürlich, dass ich die Details nachvollziehbar darstelle. Erst recht, weil einige der Facebook-Fans eigens aus diesem Grund ein Probeabonnement abgeschlossen haben.

Funktional und sicher

Inzwischen haben die Attikaprofile erste Herbststürme und Dauerregen sicher überstanden. Die um 25° geneigte Abdeckung leitet das Niederschlagswasser zuverlässig auf das Flachdach ab – der maximal 12 mm knappe Blendenüberstand fällt aufgrund seiner Materialfarbe kaum auf. Der empfindliche weiße Verputz bleibt stets trocken und vor allem sauber. Die ZVSHK-Empfehlung, Tropfkanten und deren Wandabstände den örtlichen Verhältnissen und klimatischen Bedingungen anzu-passen, wurde in diesem Fall kreativ, aber durchaus funktional ausgelegt. Die erhöhte Blendenaufkantung sorgt nicht nur für Sicherheit, sondern leitet auch staubbelastetes Niederschlagswasser zuverlässig nach innen ab.

Abschließend möchte ich mich für das große Interesse an diesen Ausführungsdetails bedanken. Darüber hinaus ist der professionelle Service sowie die Profil-Passgenauigkeit und Liefertreue der Bestell-dein-Blech-Profis lobend zu erwähnen.

Bautafel

Projekt: Flachdachrandabdeckung eines einstöckigen Einfamilienhauses

Fachbetrieb: Jochen Müller, Nagold

Planung: BAUMETALL-Chefredakteur Andreas Buck

Ausführung: Jochen Müller und Andreas Buck

Material: Farbbeschichtetes 0,7-mm-Aluminium, Prefa P.10, Oberfläche Anthrazit

Fertigung: www.bestell-dein-blech.de

Zulieferer: Gustav Barth GmbH, Renningen

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