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Erfahrungsbericht

Vom Muskelkater zum neuen Geschäftsbereich

Im dritten Jahr seines Bestehens war im Meisterbetrieb Michael Messerschmidt der Punkt erreicht, an dem die Vorbereitung der Profile für Fassadenbekleidungen und Dacheindeckungen rein manuell nicht mehr zu schaffen war. Die bloße Menge der zu schneidenden und abzukantenden Bleche wurde zum Problem, die körperliche Belastung war für den Klempnermeistern im südthüringischen Fambach und seine damals drei Mitarbeiter zu groß. Motorisierte Maschinen mussten her – und ihre Anschaffung blieb nicht ohne Folgen. Michael Messerschmidt hat 2002 mit einem Ein-Mann-Betrieb begonnen und sich in der Region schnell einen Namen mit Restaurierungen und Dachschmuck gemacht. Die Schwerpunkte bildeten in den ersten Jahren kleinere Aufträge an Gauben sowie die Montage von Rauten-, Paneelen- und Kassettenfassaden an Wohnhäusern. Später kamen Winkelstehfalzbekleidung an Schulen und Klempnerarbeiten an denkmalgeschützten Gebäuden dazu. Ergänzt wurde dies noch durch Metalldrückerei-Arbeiten, zum Beispiel für Turmspitzen. Mit den Aufträgen wuchs die Firma. So baute Messerschmidt 2004 sein erstes 600 m2 großes Stehfalzdach mit einem Lehrling und zwei Gesellen. Alle Profile für solche Aufträge von Hand abzukanten wurde zusehends zur Belastung.

Direkt beim Hersteller ausprobiert

Motorisierte Maschinen wurden angeschafft: Im Frühjahr 2005 fuhr Michael Messerschmidt mit zwei Mitarbeitern zu Hans Schröder Maschinenbau ins bayerische Wessobrunn. Dort probierte er einen Tag lang verschiedene Maschinen aus. Die Basismaschinen wurden ausgewählt und genau an die Bedürfnisse angepasst: Die Motortafelschere Power-Duo-Cut 3200x3,0 erhielt ein Spezialmesser für Edelstahlbleche, eine pneumatische Blechhochhaltevorrichtung und eine Blechrutsche nach vorne für die Abschnitte. Ein Positionieranschlag mit elektronischer Steuerung sorgt für hohe Genauigkeit. Bei der Schwenkbiegemaschine MPB 4000x1,75 erwies sich die von Schröder selbst entwickelte Steuerung POS 2000 entscheidend für die Genauigkeit und den effizienten Betrieb. Die Positionierung der Bleche auf der Auflage mit Kugelrollen erfolgt über einen motorischen Hinteranschlag mit pneumatisch absenkbaren Fingern. Die motorische Biegewangenverstellung ist ebenfalls programmgesteuert. Eine Besonderheit ist die drehbare Oberwange mit zwei Werkzeugstationen: Ohne Werkzeugwechsel können Messerschmidt und seine Mitarbeiter so zwischen Geißfußschiene und Spitzschiene umschalten.

Die Finanzierung der rund 115000 Euro für die neuen Maschinen wurde organisiert. Weitere 80000 Euro investierte der Klempnermeister in eine Gebäudeerweiterung, um für die Maschinen ausreichend Platz zu machen. Im Dezember 2005 schließlich wurden die Maschinen geliefert – unter Einsatz eines Autokrans, was für einiges Aufsehen in dem kleinen Ort im Werratal sorgte.

Produktivitäts- und ­Qualitätsschub

Leichter und schneller fertigen – das war der erste Eindruck bei der Inbetriebnahme der Maschinen und die Lieferzeiten für die Produkte verkürzten sich deutlich. Statt wie bisher auf 0,6- und 0,8-mm-Profile beschränkt zu sein, konnten bei Messerschmidt nun 1- oder gar 2-mm-Bleche verarbeitet werden. Die Genauigkeit der Anschlagsteuerung beeindruckte schon bei Einzelstücken, doch vor allem wird sie durch die Wiederholgenauigkeit sichtbar, die bei der Fertigung vieler gleicher Teile einen Qualitätsvorteil bedeutet. Andere Vorteile der Schröder-Schwenkbiegemaschine MPB ergaben sich aus der Steuerungssoftware POS 2000. An einem Touchdisplay lassen sich hier grafisch per Fingerzeig die Biegeprogramme erstellen, bemaßen und abspeichern. Über den Aufruf der gespeicherten Profile lassen sich auch nach langer Zeit noch identische Bleche erstellen. Gespeicherte Profile können als Vorlage für die effiziente Erstellung von Varianten genutzt werden. Ein weiteres Plus ist die integrierte Datenbank mit Materialanpassungen. Das Biegeprogramm nimmt auf dieser Grundlage bei Materialänderungen automatisch Biegewinkelanpassungen vor, weil es den Rückfederungskoeffizienten des jeweiligen Materials kennt.

Neuer Geschäftsbereich

Die verbesserten Fertigungsmöglichkeiten durch die Motorisierung waren zunächst fast zu viel des Guten. „Die Maschinen waren die ersten anderthalb Jahre nicht ausgelastet“, erinnert sich Michael Messerschmidt. „Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ So bewarb der Klempnermeister die Blechbearbeitungsmöglichkeiten seiner Schröder-Maschinen in Rundschreiben an metallverarbeitende Betriebe in der Region. Mit Erfolg: Heute hat der Betrieb zehn Mitarbeiter. Neben seinen klassischen Arbeiten vom Vordach bis zur Kirchturmspitze ist Messerschmidt nun auch als Lieferant von Profilen bekannt und beliefert Metallbaubetriebe und Balkonbauer. Den Erfolg verdankt er dabei nicht nur der Fähigkeit, höhere Stückzahlen zu liefern, sondern auch dem Angebot von Spezialprofilen. Beispielsweise wäre ohne die erwähnte drehbare Oberwange der Schwenkbiegemaschine die Herstellung des hier abgebildeten Profils überhaupt nicht oder nur sehr aufwendig möglich.

Fazit

„Was ich als Klempnermeister an die­ser Schwenkbiegemaschine besonders schätze, ist der schonende Umgang mit der Metalloberfläche“, sagt Michael Messerschmidt. „Anders als beim Gesenkbiegen gibt es keine Abdrücke oder Kratzer, so kann ich auch mit farbbeschichteten oder polierten Oberflächen arbeiten.““Ein nicht unwesentlicher Aspekt zum Beispiel für die Produktion seiner ­innovativen Duschkabine aus Edelstahl. Mittlerweile als wichtiger Teil eines hochwertigen Maschinenparks gut ausgelastet, arbeitet die Schröder MPB in der Fambacher Klempnerei absolut zuverlässig.

Bleiben da noch Wünsche offen? „Wir haben damals aus Kostengründen eine manuell einstellbare Bombierung für die Biegewange gewählt.“ Die nächsten Schröder-Maschinen, deren Anschaffung Messerschmidt zur Ergänzung für Blechstärke bis 6mm für 2014 plant, werden deshalb eine automatische Bombierung haben. Seine Entscheidung für Motorisierung und Teilautomatisierung hat Michael Messerschmidt nie bereut. Gegenüber 2004 hat er seinen Umsatz auf etwa 900000 EUR verdreifacht. Die Zulieferung macht davon etwa 60 % seines Umsatzes aus – individuelle Metallrestaurierungen aber bleiben für Michael Messerschmidt Herzensanliegen und die Spezialität seines Betriebs.

* Michael Messerschmidt ist Mitglied im BAU­METALL-Treff und unterstützt den iib-Mitteldeutschland.

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